77. Madeleine

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Als ich am Flughafen ankam, nahm ich meine Tochter und den Koffer und betrat das Gebäude. Violetta war während der Fahrt eingeschlafen und machte mir im Moment keine Probleme. Je schneller ich im Flugzeug saß, desto besser ist es! Gerade als ich meine Tickets abgeholt hatte und mich zum Check-In begab hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Ich drehte mich um und sah Lara und Diego, die auf mich zu rannten. „Clara! Geh nicht!", rief Diego, doch ich hörte nicht auf ihn und ging weiter. Tränen liefen mir über die Wangen. Warum sollte ich hierbleiben? 

Er hörte mir ja nicht mal zu! Er spionierte mir hinterher und wurde fürchterlich schnell eifersüchtig. Plötzlich spürte ich einen festen Ruck an meinem Arm, so fest, dass ich Violetta fast fallen ließ. Ich drehte mich zu Diego um und funkelte ihn wütend an. „Pass du mal ein kleines bisschen auf!", fuhr ich ihn an. „Ich hätte wegen dir fast Violetta fallen gelassen!" Beschämt senkte er sofort den Blick. „Es tut mir leid, Clara! Ich wollte dich nicht schlagen... Ich liebe dich doch!", sagte er und hob seinen Blick, um mir bittend in die Augen zu sehen. 

Normalerweise würde ich genau jetzt nachgeben, aber die Tatsachen, dass er mich geschlagen hatte, mich an eine Wand gedrängt und angeschrien hatte und, dass ich wegen ihm Violetta fast fallen ließ, ließen dies nicht zu. „Du wolltest es nicht tun und hast es dennoch getan! Weißt du wie ich mich fühle? Mir geht es scheiße! Ständig geht mir durch den Kopf, ob ich irgendwas falsch gemacht habe oder ob ich mich in dir getäuscht habe. Ich kann das nicht mehr, Diego! Ich dachte, ich hätte endlich jemand gefunden, der mich nicht schlägt und mir vertraut! Aber du tust weder das eine noch das andere! Deswegen werde ich gehen!", schrie ich ihn an und zog einige Blick auf uns.

 „Aber warum nimmst du unsere Tochter mit?", fragte er leise. Ihm war klar, dass er verdammt viel Scheiße gebaut hatte, aber er versuchte mich immer noch zu überreden hier zu bleiben. Ich sollte ihm verzeihen. „Ich will nicht, dass du sie auch noch schlägst! Außerdem bin ich ihre Mutter!", fuhr ich ihn an und zog meinen Arm aus seinem Griff. „Clari...", murmelte er leise und wusste, dass er mich nicht zum Umdenken bringen kann. „Nein, Diego! Ich werde gehen und du wirst mich nicht davon abhalten können! Du bist selbst schuld daran! Ich habe dir vertraut, doch du warst dieses Vertrauen nie wert!", fauchte ich und ging mit Violetta zum Check-In.

 Lara und Diego blieben zurück. Lara schwieg und sah mir nachdenklich nach, während Diego mit gesenktem Kopf da stand und wusste, dass er alles vermasselt hatte. Ich kümmerte mich nicht mehr um die Beiden. Ich würde nach Italien reisen, zusammen mit Violetta, und dort arbeiten! Es vergingen einige Minuten und ich saß im Flugzeug, neben mir schlief Vilu. Sanft und vorsichtig strich ich über ihre Wange. Verschlafen öffnete sie ihre Augen. „Na, Süße, wir werden verreisen...", murmelte ich leise. Leise brabbelte sie vor sich hin und griff nach meinen Fingern, an denen sie sich fest hielt. Sie lächelte leicht und spielte quiekend mit ihnen. 

Ich beobachtete sie sanft und strich ihr sanft über den Kopf, wo sich langsam braune Haare bildeten. Tränen rannen mir in Bächen über die Wangen als sich das Flugzeug in Bewegung setzte. Ich werde sie alle total vermissen... „Auf Wiedersehen, Buenos Aires...", murmelte ich leise und starrte aus dem Fenster. Ein junges Mädchen setzte sich eilig neben Violetta und redete auf einen Mann ein, der anscheinend ihr Vater war. „Warum muss ich denn schon wieder hier weg? Ich finde Buenos Aires richtig schön!", jammerte sie. „Ich habe einen Auftrag in Spanien, aber vorher werde ich dich zu deiner Mutter bringen!", meinte der Vater. Das Mädchen seufzte. 

„Ich bin schon fast 18, Papa! Ich hätte auch ein paar Monate alleine leben können!", meinte sie zickig. Der Blick von dem Vater fiel auf mich. „Kinder, müssen an allem rum maulen, nicht wahr?", sagte der Mann zu mir. „Ich will auch nicht weg aus Buenos Aires. Ich kann ihre Tochter verstehen!", antwortete ich leise. Das Mädchen drehte den Kopf zu mir und schrie begeistert auf. „Clara Alonso!", quiekte sie begeistert und fing fast an zu weinen. Der Vater schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Madeleine, ich bitte dich! Kannst du bitte aufhören ständig von dieser Clara zu sprechen?", fuhr er sie an. 

Ich musste lächeln. Eine Clarinatica also. Ich wischte mir eilig die Tränen weg und entzog Violetta meine Hand. Sie gluckerte unwillig. „Papa, das ist Clara Alonso! Du hast doch gar keine Ahnung!", gab sie zurück und musterte mich begeistert. „Ich bin Madeleine, aber kannst mich ruhig Maddie nennen", stellte sie sich vor. „Ich bin Clara, aber Clari reicht voll und ganz", sagte ich lächelnd und sah auf Violetta, die anfing zu jammern. Sie sah Madeleine an und streckte ihre kleinen Ärmchen aus. Maddie lächelte sie sanft an und strich vorsichtig über ihre kleine Hand. „Wer ist das?", fragte sie leise und beobachtete Violetta liebevoll. „Das ist meine Tochter Violetta!", antwortete ich ruhig. 

Maddie hob den Kopf. „Tochter?", fragte sie überrascht. „Ist Diego der Vater?" Ich seufzte und sah aus dem Fenster. Madeleine fing an auf ihre Unterlippe rumzukauen, so wie ich es immer tat, wenn ich mich unwohl fühlte. „Ja, Diego ist der Vater...", gab ich leise zu. „Leider ist er es..." Mein Blick fiel wieder auf Violetta, die mich lächelnd an sah. Ich spürte Maddies Blick auf mir liegen. „Warum leider? Ihr seid so ein süßes Paar! Alle meine Freundinnen und ich sind große Dielari Fans und ihr habt eine Tochter!", erklärte sie mir. Ich hob meinen Blick. „Dielari?", fragte ich grinsend. „Na, Diego und Clari... Dielari!", versuchte sie mir zu verklickern. 

„So wie Ruggelaria, Germangie, Leonetta und so..." Ich lachte leicht. „Achso, verstehe!", meinte ich grinsend. „Aber bitte erzähle niemanden von Violetta, ja? Ich möchte nicht, dass es an die Öffentlichkeit gelangt. Sie soll ganz normal aufwachsen. Ohne Paparazzi!" Madeleine nickte leicht. „Ja, klar das verstehe ich. Aber sie ist wirklich süß. Sie hat eure Augen...", sagte Maddie lächelnd. Violetta quakte leise und ich hob sie auf meinen Arm. „Ja, ich weiß. Mein kleiner Husky... Kannst du mal bitte an die Tasche da gehen und mir Violettas Flasche geben?", fragte ich sie und mit großer Begeisterung tat Maddie es auch. Violetta veranstaltete inzwischen einen riesen Aufstand. Als Maddie mir die Flasche gab, testete ich ob die Milch noch warm genug war und gab ihr sie ihr. Sofort gab sie Ruhe.


Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt