(45) 01.09.1944 - Who are you really, Vanessa?

143 17 1
                                    

Sein Gesicht wurde allgegenwärtig bleich. Sein Mund war aufgerissen. Und er schwebte schreiend in der Luft. Eindeutig ein neuer Fluch. Allein mit dem Cructio konnte man den Körper nicht in der Luft förmlich zerreißen. Irgendetwas war hier gewaltig faul. Ihre Erscheinung war deutlich weniger wie früher. Ihre Pläne waren nicht gerade typisch Granger. Die Hazelle, die ich kannte, nagte noch immer an der zerbrochenen Liebe zu Balthasar und ihr. Doch würde sie wirklich so weit gehen und all die Gefühle schlagartig hinter sich lassen? Und der Kuss glich nicht dem, den mir Hazelle als Seele zu spüren gelassen hatte. Vielleicht war die Reaktion meines Herzens eine andere als ich sie auf die Person vor mir hatte. Ich wollte diese Gefühle spüren, die ich bereits seit längerem zu Hazelle pflegte. Nur heimlich ohne mir dies eingestehen zu müssen.

Ich schüttelte den Kopf und sah auf meine Cousine oder wer auch immer sie war. Ich erhob mein Zauberstab und feuerte einen unausgesprochenen Fluch auf diese Person. Irgendetwas in mir schrie förmlich, dass es sich hierbei nicht um Hazelle handelte. Sie wäre nie ansatzweise aus sich herausgekommen. Nie hätte sie etwas dergleichen gemacht ohne sich sicher zu sein, dass es nicht das Leben ihrer Geschwister zerstören würde. Nie hätte sie daran gedacht, die Schule als unbehaglich zu diagnostizieren. Die Person, die sich als Hazelle aufspielte, wich zurück und stieß an den Hufflepufftisch. Knurrend besah sie mich und funkelte mich uneinsichtig an.

„Wo ist die richtige Miss Granger?"
„Ich bin es." brummte sie mir respektlos entgegen.
„Miss Granger würde sich mir gegenüber nie so despektierlich und unanständig verhalten. Wer seid Ihr wirklich und wo befindet sich Miss Granger?"

Aus irgendeinem Grund konnte ich nun deutlich spüren, dass sie sich nicht hier aufhielt.

„Wenn Ihr behaupten wollt, dass Ihr die Enkelin Gryffindors seid, dann beweist es mir und beschwört das Artefakt aus den Reichtümern Gryffindors herbei."
„Ich brauche Euch nichts zu beweisen, weil allein der Elderstab meine Persönlichkeit widerspiegelt!"
„Ihr seid hochmutig, aber auch ziemlich töricht. Glaubt Ihr wirklich, dass das der Zauberstab von Hazelle ist? Sie trug ihn meines Wissens immer unsichtbar mit sich herum. Woher wollt Ihr also wissen, ob es wirklich der Zauberstab von Hazelle ist?" fuhr ich mein Misstrauen fort.

Die Lehrerschaft wie die ganzen Schüler sahen mich an und erkannten nun aus meinen Folgerungen, dass das wirklich nicht sein konnte, dass das die wirkliche Miss Granger war. Aber wo war sie nur abgeblieben? Balthasar hatte nur gemeint, dass sie vor einer Woche in New Orleans verschwunden war. Nachdrücklich feuerte die Kreatur einen gefährlichen Fluch auf Dumbledore, der ihn hätte sterben lassen können, wenn er Slughorn und Dippet sich nicht einmischen hätten.

„Transformate!" schrie ich ihr entgegen.

Zuerst brach der weiße Zauberstab entzwei. Ich wusste doch, dass es nicht der echte Elderstab war. All die Minuten zuvor hatte ich eine Skepsis über das Auftreten dieser drei Geschöpfe und hatte all die Dinge anfangs gar nicht wahrgenommen, wenn dann nur flüchtig. Allerdings waren sie so prägnant, das mir die einzigartigen und unstimmigen Details in meinem Gedächtnis blieben. Als sich die Frau auflöste, erschien eine schwarze Hülle: ein Dementor.

„Was sucht ein Dementor außerhalb von Azkaban?" verlangte Dippet nun streng.

Sicherlich kam die Angst von dem Dementor, der all das Leben aus einem ziehen konnte. Aber warum war mir seine Macht nicht bewusst? Wieso konnte er mir nichts anhaben?

„Ich hätte sie töten sollen, als ich die Chance dazu hatte!" schimpfte Vanessa fluchend.
„Liebste, das erledigt sich hoffentlich schon bald auf Biologischeweise. All die Jahre der Verhaltensmuster studieren waren nun umsonst."
„Was meint Ihr damit?" mischte sich nun die wütende Kelly mit ein.

Höhnisch lachten Grindelwald und Vanessa auf.

„Ihr werdet sie niemals finden, geschweige denn erkennen. Die Frage ist allerdings auch, ob sie Euch je erkennen würde. Die arme Hazelle war mir nachgegangen, weil ihr meine dauerhafte Erscheinung ungewöhnlich vorkam und sie trat in eine sehr barsche Falle." kicherte nun Vanessa stimmungsvoll auf.
„Ich wiederhole mich ungern. Was meint Ihr damit?"
„Sie hat all die Gesichter in der Vergangenheit vergessen durch einen alten mächtigen unwiderruflichen Vergessenszauber. Mister Riddle, sie hat ihre Magie vergessen, wenn nicht sogar verloren. Sie ist nun eine abscheuliche Muggle."
„Ihr lügt!"

Bree stand augenblicklich vor mir und hatte Tränen in den Augen. Sie hielt den Steinhagel an und setzte jeden Stein wieder aufeinander. Sie konnte das alles nicht fassen, was hier geschah und ließ sogar ein dicken Brocken auf Vanessa zielen. Mit einer eleganten Bewegung wehrte sie dies ab.

„Oh, die kleinste und aufmüpfigste Granger. Wer, glaubt Ihr, war es, der Eure Eltern umbringen gelassen hatte? Wer, glaubt Ihr, war es, der Eure gesamte Familie auslöschen wollte? Eure Familie hätte niemals ein magisches Wesen schaffen dürfen. Seit Jahrhunderten war Eure Familie bereits mit diesem Bann belegt, dass kein Nachfolger Gryffindor je magisches Blut in sich tragen durfte. Allein die Nachfahren der anderen Gründer durften magisches Blut vorweisen ohne Komplikationen zu erwarten. Allein, deswegen habt Ihr mehr Leid als Glück." erzählte sie die Geschichte einer weithergeholten Sage.

Woher sollte es auch ein Pakt zwischen Godric und Salazar geben, wenn sie verhasst waren? Doch wenn die Geschichte war wäre, war auch das Böse in ihnen echt.

„Ihr seid verflucht und das schon über Jahrtausende. Leider können wir euch Drei nichts antun, da der Schutz Eurer missratenen Schwester noch immer auf euch liegt. Und der Schutz liegt auch auf Euch, Mister Riddle. Glaubt mir, es ist keine Liebe, die sie für Balthasar je erfahren würde. All die Nähe, die sie bei Balthasar zugelassen hatte, war nur ein Weg um dir nahe zu sein."

Stutzig sah ich nun auf Grindelwald, der mich musternd ansah. Seine Lippen waren leicht nach oben geformt.

„Ich war einst dabei, als die Seele von Hazelle in ihr Körper gelangte. Ich war die schwarze Gestalt, die Euch auf die Sprünge half. Und war ich es nicht, der Euch erst auf all das gebracht hatte? Tom Riddle, ward nicht Ihr, der sie all die Zeit sehen könntet? Ward nicht Ihr es, der ihr versuchte zwischen Distanz und Nähe zu helfen? Ward nicht Ihr es, der mit ihrem Leben Eure Schuld beglichen habt? Eines war mir jedoch nicht bewusst, als ich all das mitbekommen hatte. Euch verbindet etwas mehr wie der Hass. Es dürfte eigentlich so etwas zwischen einem Slytherin und einem Gryffindor nicht existieren."
„Anscheinend existiert in der Tat so etwas, aber das stand nie in dem Pakt." fügte nun die Braunhaarige neben ihn an.
„Wer seid ihr wirklich, wenn ihr nicht gerade Vanessa Gaunt spielt?" forderte ich dieses Wissen ein.

Hämisch sah sie mich mit einem verblüfften Gesicht an. In ihren Augen erkannte ich jedoch ihre Wut über meine Frage, die ihrer Meinung unnötig war.

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt