What can be made of an agreement

Kapitel 3

Roxy hatte den ganzen Weg zur Klasse dieses ganz spezielle, verschmitzte Grinsen drauf, das sie immer aufsetzte, wenn Finn und ich uns gezofft hatten. Und das mir so ganz nebenbei ziemlich auf die Nerven ging.

Also ignorierte ich sie in der Stunde einfach und malte geistesabwesend kleine Notenschlüssel in mein Musikheft.

Ich hatte keine Ahnung was so lustig daran sein sollte, dass er mich bei jeder Gelegenheit fertig machte...aber das mit Finnley Sewell und mir war ohnehin so eine Sache...ich wusste einfach nicht, was ich von ihm halten sollte.
Klar er war ein Arsch und ich konnte ihn nicht leiden...aber irgendwie wurde ich einfach nicht schlau aus ihm.
Ich meine zuerst beleidigt er mich und dann will er mit mir ins Bett?
Vielleicht liegts ja auch an meinem Schrumpfhirn aber ich erkenn da irgendwie keine Logik drin...

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Roxy mich zum wiedeholten Male mit dem Ellbogen in die Seite stieß und dann auch endlich die tiefe Stimme meines Musiklehrers zu mir durch drang.

Doch erst als die ganze Klasse still war und mich erwartungsvoll ansah, raffte ich, dass er anscheinend mit mir geredet hatte.

"Entschuldigung, was haben Sie gesagt?", fragte ich und setzte dabei mein gewinnenstes Lächeln auf.
Bei jungen Lehrern wie ihm hatte mich das schon öfter vor einer Strafpredigt gerettet...so wie auch dieses Mal.

"Ich wollte nur fragen wie es mit den Planungen für das diesjährige Schulmusical läuft. 'Dornröschen' ist es dieses Mal, nicht wahr?", wiederholte er nur freundlich seine Frage und trat einen Schritt näher an meinen Tisch heran.

Ich nickte.

"Eigentlich ganz gut. Die Musik hab ich schon fertig, aber ich bräuchte noch einen Prinzen, der singen kann", erklärte ich und mein Lehrer nickte nun ebenfalls verstehend.

"Wenn du willst helfe ich dir beim Suchen", meinte er dann und ich nickte erneut mit meinem strahlendensten Lächeln.

"Das wäre super nett, dankeschön"

Damit war unser Gespräch auch schon wieder beendet und ich wandte mich wieder meinen Kritzeleien zu.

Das Schulmusical war seit zwei Jahren meine große Aufgabe.
Ich liebte es einfach Musik zu machen und Lieder zu komponieren...und das sollte jetzt wirklich nicht arrogant klingen, aber das konnte ich sogar relativ gut.
Nur das mit dem Prinzen war so ne Sache...alle, die bis jetzt für die Rolle vorgesprochen hatten waren nämlich echt grauenhaft gewesen...und auf einen Prinzen, der meine Lieder versaute konnte ich wirklich verzichten.

Warum gab es hier bitte nur so wenige Jungs die singen konnten? Und sich nicht zu gut waren in einem Musical mitzuspielen, noch so ganz nebenbei... Die meisten fanden das nämlich einfach zu 'uncool' um mitzumachen.
Aber zu der Aufführung kamen sie dann alle doch, also sooo schlimm konnte es ja dann nicht sein, oder?

"Julie, er diktiert uns grad was...also schreib jetzt, weil vorm nächsten Test lass ich dich nicht wieder alles von mir abschreiben", zischte Roxy mir in diesem Moment von der Seite zu und ich griff eilig nach meinen Stift.

Ja, ich war wirklich ein kleines Träumerlein...

Nach der letzten Stunde verabschiedete ich mich schnell von Roxy und machte mich direkt auf den Weg in den Kindergarten um meinen kleinsten Bruder Alec abzuholen.
Früher hatte ich das immer mit Seth gemacht, aber seit der auf die Uni ging blieb diese Aufgabe nun allein an mir hängen.

Naja es gab Schlimmeres.
Finnley Sewell zum Beispiel, der in just diesen Moment natürlich mit seinem supertollen Bmw angebraust kommen musste...

Das tat er jeden Tag und immer, wenn er an mir vorbeifuhr warf er mir dieses ganz besondere, abgehobene Oh-Ich-hab-ein-Auto-und-du-musst-zu-Fuß-gehen-Grinsen zu, das mich verlässlich jedes Mal beinahe zum Ausrasten brachte.

So auch jetzt.
Doch zur Abwechslung war er nicht alleine, denn neben ihm saß sie.
Nicole Adams...

Es dauerte einen Moment bis ich den brechreizanregenden Anblick von meinen beiden verhasstesten Menschen dieser Welt gemeinsam in einem Auto verarbeitet hatte.

Ich meine Finn und Nicole? Das war einfach echt zu viel!

Doch als ich näher darüber nachdachte war es ja eigentlich kein Wunder, dass die beiden sich verstanden.
Immerhin war er der unsympatischte, arroganteste und eingebildetste Trottel, den ich je kennen gelernt hatte...und Nicole...naja sie war so ziemlich das Selbe in weiblich.
Nur mit dem Unterschied, dass sie noch dazu strohdumm war...und Finn, so ungern ich es auch zugab, wirklich einfach nur hammer aussah.
Schon alleine diese abnormal geilen dunkelblauen Augen...

Erst als die Rücklichter von Finns Auto um die nächste Kurve verschwanden, merkte ich, dass ich gerade eindeutig zu lange an ihn gedacht hatte.

Seufztend schüttelte ich den Kopf und versuchte den Gedanken an diese verboten wundervollen Augen aus meinem Schädel zu bekommen.
Was war heute nur los mit mir?

Nach etwa zehn Minuten erreichte ich den Kindergarten und erfuhr, dass Alecs Gruppe gerade im Garten war.

"Sie kommen aber in zirka fünf Minuten wieder herein. Wenn Sie solange hier warten würden?", erklärte die Kindergartentante der anderen Gruppe und deutete einladend auf die große, weiße Ledercouch im Vorraum.

Ich nickte und ließ mich nieder, wobei ich darauf achtete mich nicht auf die etwas dunklere Stelle zu setzten, von der ich wusste, dass es eingetrocknete Kleinkinderkotze war.

Warum man in einen Kindergarten eine sichtlich teure, weiße Ledercouch stellte war mir sowieso ein Rätsel...war doch klar, dass die nicht lange sauber blieb...

Gelangweilt zog ich mein Handy aus der Tasche und fing an noch an den letzten Textstellen für das Musical zu feilen.
Dann, nach eindeutig mehr als nur fünf Minuten, hörte ich endlich wie die Tür aufging und eine Schar rotwangiger, verschwitzer Kinder hereinströmte.

Gleich darauf war auch schon Alec bei mir und hielt mir stolz ein zerknittertes und mit ein paar schmutzigen Fingerabdrücken versähtes Blatt Papier entgegen.

"Was ist das?", fragte ich, griff danach und faltete es auseinander.
Es war eine Zeichnung von sieben...Figuren...vermutlich mal Menschen.
Zwei davon hatten lange, blaue Haare, die in alle Richtungen von ihren Köpfen abstanden und die restlichen fünf hatten kurze, stachelige Borsten auf der Stirn.

"Ooh, bin das ich?", lachte ich und deutete auf das eine, etwas kleinere Maxerl mit den abstehenden Haaren.

Alec nickte stolz.

"Und das da ist Mama und das ist Papa und das Seth und Dean und Mike und das da bin ich", erkärte er dann und deutete nacheinander auf die Figuren.

Ich lächelte und wollte ihm das Blatt zurückgeben, doch er verschränkte die Arme und strahlte mich an.

"Schenk ich dir"

"Oh, danke...ich werds zuhause gleich an meine Pinnwand zu den anderen Bildern tun", versprach ich und drückte meinem Bruder einen dicken Schmatzer auf die Wange.

Der verzog das Gesicht und wischte sich angeekelt mit der Hand darüber.

Ich lachte.

Er war einfach so süß.

"Ok, jetzt geh dich mal verabschieden, wir müssen nachhause, Mama hat schon was für uns gekocht", sagte ich dann und Alec rauschte sogleich zu seinen Freunden ab.
Und zu seinen Freundinnen...mann, der Junge war schon jetzt ein richtiger Aufreißer...mit dem würden wir später mal noch unsere Freude haben...