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Ich hatte Dee vermisst, aber ich hatte jetzt auch Angst, wie sie auf mich reagieren würde. Sie drehte sich um und sah Daemon fragend an, dann sah sie mich. Ihre Augen wurden groß. "Kat, was machst du denn hier?", sie war sichtlich verwirrt. Ich wollte nicht antworten. "Sie wurde von einem Soldat aufgesammelt", erwiederte Daemon, als er merkte, dass ich nichts sagen würde. "Oh...und was soll ich jetzt tun?", sie sah Daemon an. "Sie arbeitet jetzt hier. Du wirst sie einweisen und auf sie aufpassen", gab er zurück. Sie nickte. Sofort drehte er sich um und verschwand im Getümmel. Ich blickte ihm nach, obwohl er schon längst außer Sichtweite war. Ich seufzte. Nicht einmal ein 'tschüss' oder 'bis später' hatte er von sich gegeben, nein, nicht mal einen Blick hatte er mir zugeworfen. Ein Räuspern riss mich abrupt aus meinen Gedanken. Dee grinste mich an, aber es war kein echtes Lächeln, nicht so ein strahlendes Lächeln wie ich es von Dee gewohnt war, das ich sogar irgendwie vermisst hatte, sondern ein gezwungenes. So eins, das man aufsetzt, wenn man den anderen nicht verletzen will, weil man keine Lust auf ihn hat oder wenn man so tut als würde man sich über ein echt schlechtes Geschenk freuen, es aber eigentlich nur in die Tonne werfen will.

"Schön dich wiederzusehen, ich habe dich ja so vermisst!", quiekte sie und nahm mich in den Arm.

Ich wusste einfach nicht, was an dieser Situation schlimmer war, dass Dee mich anscheinend nicht sehen wollte oder dass Daemon mich nicht liebte. Oder doch, dass mit Daemon war aufjedenfall schlimmer. Nur hätte ich von Dee so eine vorgeheuchelte Freude nicht erwartet. Ich dachte wirklich es ginge mit uns bergauf...

"Ich habe dich auch so vermisst, ich dachte schon ich würde dich nie wieder sehen!", erwiederte ich. Eigentlich meinte ich es ja auch so, aber alle Freude dich ich eigentlich empfinden sollte, war wie weggeblasen gewesen, als sie mich so unecht angelächelt hatte.

"Komm ich zeig dir alles!", sie löste die Umarmung auf und nahm meine Hand, um sich durch die Menschen zu drängeln, die überall im Weg standen.

"Und hier ist mein Zelt!", rief sie freudig und zog mich hinein. Es war etwas kleiner als das von Daemon, aber gemütlich. Wie zu erwarten, war das Zelt mit rosafarbener Deko geschmückt. Sie ging durch das Zelt und setzte sich auf ihre Pritsche. Abwartend klopfte Dee auf den Platz neben sich. Ich seufzte und setzte mich widerwillig neben sie. "Also," begann sie," was hat dich hierher verschlagen?" Ich hatte das Gefühl ihre Blick brannten Löcher in meine Haut, so eindringlich sah sie mich an. "Äh...ja. Ich war auf der Suche nach...euch." Überrascht riss sie die Augen auf," Du hast uns gesucht? Wieso das denn?" Am liebsten hätte ich sie angeschrien und gefragt, was daran wohl so schwer zu verstehen war. Doch ich blieb ruhig und erwiederte," weil du meine Freundin bist und Daemon mein... Mann und ich mir schreckliche Sorgen gemachte habe." Es fiel mir immernoch schwer Daemon als meinen Mann anzusehen, besonders da er mir ja klar gemacht hatte, dass ich ihn in Ruhe lassen sollte. Mir stiegen schon wieder die Tränen in die Augen. Denk nicht an Daemon! Denk einfach nicht dran.
"Weißt du, es gibt Sachen, die du nicht weißt", begann Dee leise," Dinge, die ich dir eigentlich nicht erzählen sollte..." Sofort wurde ich hellhörig," Geht es um Daemon?"
"Auch, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Also aufjedenfall... der Grund unseres Anschlusses an die Armee-", Dee wurde von einem Mann gestört der ins Zelt gestürmt kam. " Ms. Black kommen sie bitte mit. Wir müssen uns ganz dringend unterhalten." Der Mann war ruhig als er das sagte, aber den Blick, den er Dee zuwarf ließ mir kalte Schauer den Rücken hinunter jagen. Seine eiskalten Augen fixierten Dee, sofort wich ihr die Farbe aus dem Gesicht. "Ich bin gleich wieder da", sie drückte meine Hand und setzte ein weiteres unechtes Lächeln auf, das eher an eine Grimasse erinnerte. Ich nickte nur.

Lange Zeit wartete ich auf Dee. Meine Neugier war zwar riesig, aber ich hatte Angst vor diesem Mann, deshalb blieb ich lieber im Zelt sitzen und wartete. Endlich kam Dee wieder rein. Sie war immernoch blass. Als sie sich gesetzt hatte, sah sie mich immernoch nicht an. "Dee, ist alles in Ordnung?" "Warum sollte denn nicht alles in Ordnung sein!", sagte sie mit einem unechtem Lächeln auf den Lippen und einem leeren Blick.
Ich machte mir echt große Sorgen.
"Äh...naja ist ja egal," war es zwar nicht, aber ich bezweifelte, dass sie sich mir anvertrauen würde," was wolltest du mir vorhin sagen?"
Ihr Lächeln erlosch kurz,bis sie sich wieder gefangen hatte, " Ach das! Vergiss es einfach war sowieso nicht so wichtig."
Skeptisch betrachtete ich sie. Ich kannte sie gut genug, um zu verstehen, dass sie vor etwas Angst hatte- wahrscheinlich vor dem Mann- und es mir deswegen nicht erzählen konnte oder wollte, also fragte ich auch nicht weiter nach.
Schweigend saßen wir in Dees Zelt, bis Daemon mich abholte. Er brachte mich zu einem kleinen Zelt," hier schläfst du jetzt." Das waren seine einzigen Worte, dann drehte er sich um und ging einfach.

Ich schaute mich um. In dem Zelt stand wirklich nur eine Pritsche, auf der Klamotten lagen, und ein Eimer Wasser. Neben dem Eimer lag ein Handtuch. Ich seufzte. Keine Dusche für mich.
Also wusch ich mich mit dem eiskalten Wasser und zog mir die neuen Klamotten an, die überaschend weich waren.

Erschöpft setzte ich mich aus die Pritsche und stützte meine Arme auf meine Beine, auf die ich dann meinen Kopf legte. Ich hatte das Gefühl jahrelang kein Auge zu gemacht zu haben. Schließlich kuschelte ich mich unter die Decke, doch ich konnte kein Auge zumachen. Dieses nervige Kribbeln in meinem Nacken ließ mich unaufhörlich an ihn denken. Es war zum Haare ausreißen. Ich wünschte ich wäre nie hierher gekommen. Andererseits würde ich mir dann immernoch Hoffnungen machen, dass Daemon mich noch liebte... Obwohl damit hatte ich jetzt auch noch nicht aufgehört.

Doch irgendwann wanderten meine Gedanken zu Dee. Was hatte sie mir sagen wollen? Und warum war sie so blass geworden, nachdem dieser Mann reingekommen war? Vielleicht war er ihr... Vorgesetzter? Nein, dann wäre sie nicht so kreidebleich geworden. Ich dachte noch stundenlang darüber nach, bis mir irgendwann die Augen zufielen. Ich glitt ab in einen unruhigen Schlaf.

* * * Sorry, dass ich etwas länger nicht geupdatet habe. Ich war auf Skifreizeit in Österreich und hatte kein Internet...

Opposition -LUXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt