Seufzend pustete ich mir eine braune Haarsträhne, welche aus meinem Zopf hervor gekommen war, aus dem Gesicht. Müde schlossen sich meine Augen für einen kurzen Moment. Wenige Sekunden vergingen, in welchen ich so verweilte, ehe ich geschockt meine Augen aufriß. Verwundert drehte ich mich nach hinten, um den Verdächtigen finden zu können. Als ich zu sehen bekam, dass es nur Cyrian war, welcher mir in den Nacken gepickt hatte, rollte ich meine Augen und seufzte dabei jedoch erleichtert auf. Mein Körper entspannte sich darauf hin wieder, und meine Ellenbogen stütze ich ein wenig auf den Tisch, sodass ich mich trotz dessen noch ein wenig zu Cyrian drehen konnte.
,,Was ist los, Kadira? Du siehst aus, als hättest du letze Nacht zu wenig Schlaf gehabt.", stellte Cyrian amüsiert fest und strich sich dabei seine schwarzen Haare nach hinten. Seine Haare waren schon immer das gewesen, was mich am meisten an ihm faszinierte. Sie waren dunkel, komplett schwarz. Ich erinnerte mich daran, wie er mir eins erzählte, dass seine Haare, als er jünger war, einem ganz dunklen braun glichen, jedoch mit der Zeit immer dunkler zu werden schienen. Und dem war dem Anschein nach tatsächlich so. Denn nun waren sie schwarz, es glich eher einem matt schwarz. Seine blauen Augen, wurden durch die schwarzen Haare stark betont, besonders im Licht, bewunderte ich sie. Cyrian war ebenso Medizinstudent und wir lernten uns gleich nach unserer ersten Vorlesung kennen. Wie sonst auch, saßen wir zusammen im Hörsaal, um eine Vorlesung nach der anderen hinter uns bringen zu können.
,,So ist es wirklich. Die anderen in der WG waren wieder der Meinung, mitten in der Woche feiern zu müssen und das während ich lerne. Irgendwann wurde es mir zu laut und ich bin rüber in die Boutique gefahren, um dort zu lernen. Da bin ich dann wohl eingeschlafen, aber wegen den fahrenden Autos bin ich, dann alle fünf Minuten wieder aufgewacht." Kurz gähnte ich auf, ehe ich einen weiteren Schluck meines Kaffees trank. Genüßlich schloss ich kurz meine Augen, als ich spürte, wie mir der lauwarme Kaffee, die Kehle hinunter floss. Hoffentlich würde er mir helfen, etwas wacher und fitter zu werden.
,,Du hättest es besser gehabt, wenn du damals mit zu mir in die Wohnung gezogen wärst.", erklärte er, während er nach meinem Kaffebecher griff, und ebenso einen Schluck daraus trank. Wahrscheinlich hatte er sogar Recht. Als wir im zweiten Semester waren und er in eine neue Wohnung zog, da er in keinem Studentenwohnheim mehr wohnen wollte, fragte er mich, ob ich nicht das zweite Zimmer beziehen wollen würde, da wir beide wussten, wie stressig alles verlief, wenn wir hier an der Uni wohnten, doch ich verneinte damals. Ich wusste damals nicht so recht, ob ich es schaffen würde, neben dem Studium noch zu arbeiten, um mit ihm die Wohnung finanzieren zu können, weshalb ich vorerst beschloß noch zu warten. Ein paar Monate danach, stellte ich jedoch fest, dass ich sogar einen kleinen Nebenjob mit in meinen Tagesplan unterbringen konnte, doch für das Angebot von Cyrian, war es dann wohl zu spät. Denn ein paar Wochen danach, meldete sich eine Untermieterin, sodass es für mich nicht mehr möglich war, noch in die Wohnung von Cyrian zu ziehen, als Untermieterin. Mailin, so hieß die Untermieterin. Sie war ebenso Studentin, jedoch studierte sie nicht wie wir Medizin, sondern Psychologie. Mailin war ein hübsches, bodenständiges Mädchen, und eine gute Freundin von mir geworden.
,,Ich weiss, aber ich bin froh, dass ich überhaupt noch ein Zimmer gefunden habe. Die Jungs und Arya sind auch ganz nett, aber ich frage mich wirklich, wie man nur rund um die Uhr feiern kann. Irgendwann Platz einem doch noch der Kopf davon.", seufzte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich vernahm ein leises lachen von Cyrian, ehe zwei warme Hände meine Handgelenke umschlossen und diese sanft von meinem Gesicht zogen. Seine blauen Augen funkelten mich amüsiert an, während sein einziges Grübchen beim Lächeln hervor trat.
,,Zeig mir mal deine schönen, grünen Glubscher. Weisst du was? Nach der Vorlesung, verlassen wir die Uni für heute. Das was dran kommt, haben wir sowieso schon drauf. Wir gehen stattdessen in die Stadt und schön frühstücken und dann rüber in meine Wohnung. Mailin hat heute frei und musste deshalb nicht in die Uni, stattdessen gehen wir zusammen ins Kino. Was hälst du davon?" Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich diesen Vorschlag zu hören bekam. Ich fühlte mich tatsächlich viel zu müde und erschöpft, um weitere Vorlesungen ablegen zu können. Und zugegebenermaßen, würde es auch nicht wirklich etwas aus machen, wenn wir die nächsten, letzten Vorlesungen nicht belegen würden. Zum einen waren wir nicht gezwungen dazu, zu erscheinen, dies war das praktische an Unis. Und zum anderen, kannten Cyrian und ich das Thema wirklich schon. Wir beide hatten es während unseres Abiturs schon gründlich durchgekommen, sodass es nicht nötig war, den Kurs zu betreten. Zudem lernte ich Abends den Stoff immer erneut gründlich durch, sowie ich es heute erneut tun würde, nach der Arbeit.
,,Einverstanden. Danke, Cyrian, länger würde ich es vermutlich auch nicht aushalten.", gab ich ehrlich zu und zog einen Müsliriegel aus meiner Tasche. ,,Gerne doch.", grinste er mich an, ehe er mir den Riegel aus der Hand nahm und selbst hinein biss. Amüsiert zog ich einen weiteren aus meiner Tasche, welcher zugegebenermaßen für ihn gedacht war und aß diesen ebenso, wie er meinen.
Als unser Dozent seinen Kurs für heute beendete, begann ich meinen Block und meinen Stift einzupacken. Die Notizen, welche ich mir während des Kurses gemacht hatte, würde ich mit heute Abend noch einmal genauer ansehen. Als ich meine Tasche zu guter letzt noch schulterte und nach meinen mittlerweile leeren Kaffebecher griff, hörte ich Cyrian schon ungeduldig meinen Namen rufen.
,,Komm schon, Kadira. Wenn ich dich so sehe, fange ich auch schon an müde zu werden.", hörte ich Cyrian sich beschweren, weshalb ich zu lachen begann und schnell zum Mülleimer lief. Als ich bei ihm ankam, fing er an los zu gehen.
,,Sag mal, Cyrian, hast du Mailin endlich nach einem Date gefragt?", erkundigte ich mich bei ihm, während ich nun neben ihm her lief. Er wollte Mailin schon seit längerem nach einem Date fragen, jedoch war er sich im letzen Moment immer zu unsicher gewesen, weshalb er es dann immer beließ und mit irgendeiner schnell ausgedachten Ausrede kam.
,,Ehrlich gesagt, nein.", seufzte er und nahm mir meine Tasche von der Schulter um diese für mich zu tragen. Etwas, was er häufig tat, auch wenn ich jedes mal versuchte ihn zu überreden es nicht mehr zu tun. Er hatte irgendwann damit angefangen und so ist es für ihn vermutlich zur Gewohnheit geworden, sodass er sich es auch gar nicht erst ausreden ließ. Auch wenn ich es, nach wie vor nicht in Ordnung fand, dass er dies immer tat, da er selbst noch seine eigene Tasche trug und ich selbst in der Lage dazu war, meine Tasche zu tragen, sagte ich mittlerweile nichts mehr dazu und ließ es zu. Zu oft hatten wir darüber diskutiert, und jedes mal endete es gleich, weshalb ich es für das besten hielt, wenn ich es einfach zu ließ. Ich verdrehte meine Augen und schlug ihm leicht auf seinen Oberarm.
,,Hast du dich schon wieder nicht getraut?" Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, während ein verärgerte Gesichtsausdruck mein Gesicht überzog. Ich wusste, wie sehr er sie mochte, doch dadurch, dass er sich nie traute sie zu fragen, machte er sich es nur selbst schwer.
,,Ich werde sie noch fragen, versprochen. Ich warte nur auf den richtigen Moment. Aber lass uns jetzt über etwas anderes sprechen, dieses Thema ist nicht gerade eines meiner Lieblingsthemen.", murmelte er und fuhr sich mit seiner linken Hand durch die Haare, um mich kurz danach anzulächeln.
,,Musst du heute auch wieder arbeiten?", erkundigte er sich nach ein paar Minuten, in welchen wir schweigend nebeneinander her gelaufen waren.
,,Ich schätze schon.", fing ich zu sprechen an und lauschte den knirschenden Tönen, welche unsere Füße bei jedem Kontakt mit dem Asphalt von sich gaben. Der sanfte Wind, welcher sachte an uns vorbei wehte, sorgte dafür, dass mir erneut eine Haarsträhne in mein Gesicht fiel. Tief atmete ich die erfrischende Luft ein und merkte, wie die Kälte mich langsam umschloss.
,,Du kennst doch die Besitzerin Katherine. Sie ist für ein paar Monate zu ihrer Familie gefahren, weil es ihren Eltern nicht gut geht und sie sich um sie kümmern muss. Nun, deshalb tragen ihre Nichte und ich jetzt sozusagen die Verantwortung für die Boutique. Sie wird zwar die meisten Dinge auch noch telefonisch klären, aber ihre Nichte Kylie und ich, sollen den Laden weiter führen. Die Kundschaft hält sich auch eher in Grenzen, deshalb ist es kein Problem. Kylie und ich haben uns jetzt darauf geeinigt, dass sie die Boutique nachmittags und ich sie abends führe. Das ist eigentlich ganz praktisch, weil ich dort meine Ruhe habe und lernen kann.", beendete ich meine Erklärung und merkte, wie wir vor meiner Wohnung standen.
,,Das hört sich doch gut an, mal davon abgesehen, dass du jetzt wahrscheinlich noch mehr arbeiten musst." Leicht lachte Cyrian, ehe er mir meine Tasche um die Schulter legte.
,,Ich gehe mich kurz umziehen und dann können wir auch schon wieder los. Du kann dich solange in das Wohnzimmer setzen, bis ich fertig bin.", wies ich ihn an, nachdem ich die Wohnung aufschloß und wir beide die Wohnung betraten. Seufzend lief ich erschöpft in mein Zimmer und setzte mich für ein paar Sekunden in den schwarzen Sessel. Ein wenig Zeit hatte ich noch, in welcher ich mich ausruhen konnte, ehe ich arbeiten und lernen musste. Wenn ich Glück hatte, dann würde heute alles ganz entspannt und stressfrei laufen. Wobei es dies in der Boutique immer tat, größtenteils, weil sie eher klein und schlicht gehalten und somit kaum zu endecken war. Dies vereinfachte auch sämtliches, sodass mir während der Arbeit eine Menge Zeit für anderes blieb.
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Lost Nights
Teen FictionLivian, der geheimnisvolle Junge, der jeden Abend um Punkt 23 Uhr, das Café betrat, sich einen Kaffee bestellte, jedoch nie mehr, als einen Schluck trank und das Café genau nach 15 Minuten wieder verließ. Nicht ohne sich davor mehrere male umzusehen...