Das Prasseln des Regens, erhellte mit seinem Klang die dunkle Nacht. Es glich schon der Agressivität, wie die Regentropfen mit all ihrer Kraft -, so schien es mir, auf den Straßen Londons landeten und auch, wenn ich mir nicht sicher war, ob dem so war, so schien es mir, als würde es nicht nur regnen, sondern auch hageln. Mir war kalt, so kalt, dass ich schon zitterte, weshalb dies auch eines der Gründe war, aus welchem ich vermied weiter nach vorne an das Seitenfenster zu gehen, um nachzusehen, was dieses Unwetter mit den Bewohnern und den Straßen Londons anstellte. Eines stand fest, dachte ich mir, heute würde ich vermutlich keine Kundschaft mehr erwarten. Seufzend entschied ich mich doch um, in dem ich mit tapsenden Schritten nach hinten in das Lager lief. Zitternd umschlossen meine Arme, wie von automatisch meinen Oberkörper, als sich die Kälte, wie ein eiserner Mantel um mich schloss und mich weiter erzittern und frösseln ließ. Meine Stirn fing an sich zu runzeln, während ein konzentrierter, und doch verwirrter Blick mein Gesicht pflegte. Ich war mir dessen bewusst, dass sich hier eine Decke befinden musste, jedoch schien sie im Moment, wie vom Erdboden verschluckt. Achtsam suchten meine Augen den kleinen, alten Abstellraum, nach der roten Decke ab. Mein Blick huschte von den alten, verstaubten Kleiderständern, zu dem alten, schwarzen Sessel hinüber, bis hin zu dem Ganzkörperspiegel, vor welchem ich nun stand.
Smaragdgrüne Augen musterten den Spiegel und somit gleichzeitig meinen eigenen Körper, welcher nun direkt vor dem Spiegel stand. Einige Spinnweben hingen an den obersten Ecken des Spiegels und sorgten dafür, dass eine kleine Gänsehaut meinen Körper durchzog. Eine braune Haarsträhne löste sich aus meinem unordentlichen Dutt und landete langsam auf meine helle Gesichtshaut. Ich machte mir nicht die Mühe sie wieder zurück zu streichen. Eine Gewohnheit meinerseits war es, mir andauernd die Strähnen aus dem Gesicht zu pusten, anstatt sie wegzustreichen. Etwas, was ich nun schon seit Jahren tat, weshalb mir dies gar nichts mehr ausmachte. Als mir meine schwarze Hose, welche mir eng und anständig an dem Becken lag und mein grauer Strickpullover in die Sicht kamen, fiel mir noch ein, dass ich bald erneut Kleidung kaufen musste. Ich zögerte dies schon seit einer Weile hinaus, doch nun benötigte ich wirklich neue Kleidung, da es mir so schien, als hätte ich nichts anständiges mehr zum anziehen. Meine vollen, pinken Lippen bildeten sich zu einem Lächeln, sodass meine geraden Zähne zum vorschein traten. Diese hatten mich das Jahre lange tragen einer Zahnspange gekostet. Der Grund, aus welchem ein Lächeln mein Gesicht zierte, befand sich auf dem braunen Holzstuhl, welcher so aussah, als würde auch dieser hier schon seit einigen Jahren ruhen und seine Kraft verloren haben, da dieser vermutlich schon des öfteren abgesessen worden war.
Die rote Decke, die auf dem Stuhl lag, schien fehl am Platz. So, als wäre es das einzige, was dem Platz dort etwas an Farbe spendete. Seufzend setzte ich meine Beine in Bewegung, so weit voran, bis ich letztendlich vor dem Stuhl stand. Wie von automatisch umschloss meine Hand den Saum der feinen Decke und zogen ihn soweit hinauf, sodass ich ihn letztendlich wärmend und schützend um meine Schultern legen konnte. Während meine Schneidezähne meine Unterlippe umschlossen, sah ich hinunter auf mein Handgelenk, um eine Antwort darauf haben zu können, wie spät es doch war. Eine Stunde noch. Erschöpft verließ ich das Lager und begann dabei zu gähnen. Mit meinem Buch, welches ich aus meiner Tasche nahm und der Decke auf meinen Schultern, schritt ich hinüber zu dem Sessel. Ich zog ihn mit sämtlicher Kraft soweit voran nach vorne, sodaß ich einen guten Blick auf die Straßen und die Bewohner hatte. Grinsend ließ ich mich in den Sessel fallen, während ich mir ein weiteres mal die lose Strähne aus dem Gesicht pustete. Es war ein merkwürdiger Zeitvertreib, jedoch fing ich an fremde Menschen und die Gegend zu beobachten, wenn ich nichts zu tun hatte. Und da ich das lernen für die Uni hinter mir hatte, und wahrscheinlich keine Kundschaft mehr erwarten würde, war es der richtige Zeitpunkt dafür. Zumindest nach dem ich ein paar Seiten meines Buches gelesen hatte. Wenige Seiten wären es noch, bis ich zum Ende des Buches angelangt wäre.
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Lost Nights
Teen FictionLivian, der geheimnisvolle Junge, der jeden Abend um Punkt 23 Uhr, das Café betrat, sich einen Kaffee bestellte, jedoch nie mehr, als einen Schluck trank und das Café genau nach 15 Minuten wieder verließ. Nicht ohne sich davor mehrere male umzusehen...