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But all I could see was your eyes

And the crowd came and pulled you away

And then you were gone
No, yeah
And I don't even know your name

All I remember is that smile on your face
And it'll kill me everyday

-shawn mendes

Unsere alte braune Wohnungstür knarrte als ich sie das erste mal seit zwei Jahren wieder aufmachte. Irgendwie war es ein komisches Gefühl den Altbau wieder zu betreten, wobei ich eigentlich gedacht hat, ich würde nie wieder hier nur einen Fuß herein setzen. Aus irgendeinem unergründlichen Grund hatten meine Eltern die Wohnung trotz Auswanderung behalten und nun galt sie mir als Schutz vor der Welt, nicht als Schutz vor meinen Gedanken. Ich bekam diesen Jungen einfach nicht mehr aus dem Kopf. Sein Blick und sein Lächeln hatten sich einfach viel zu sehr in mein Gehirn eingefleischt, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte, als an sein Gesicht und mich frustrierte, dass ich nicht schon am Flughafen auf die Idee gekommen war, eins der herumstehenden Mädchen zu fragen, wie dieser Junge hieß. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass ich dieses Lächeln nie wieder in meinem Leben wieder sehen würde. Ich ließ mich auf die vergilbte Matratze fallen, die als einzige noch in diesem Raum lag und musste schlagartig des Staub wegen husten. Die musste eindeutig ganz schnell in den Müll. Aus Wut auf mich selbst und auf mein Leben packte mich plötzlich mein Tatendrang, ich schrie los und schmiss alles um mich was sich in meiner Umgebung befand. Da meine Gitarre sowieso schon kaputt war, machte es mir auch nichts au, dass sie mit krachenden Geräuschen gegen das Gemäuer flog und auf den Boden herunter runter. Als der ganze Inhalt meines Backpacks im ganzen Wohnzimmer verstreut herum lag, brach ich heulend zusammen. Wie sollte es nun weiter gehen? Ich hatte Australien verlassen, meine Eltern wussten nicht wo ich mich gerade befand und ich saß heulend alleine in einer Wohnung in meinem Mutterland und wusste nichts mit mir anzufangen. Ich dachte das würde anders laufen. Ich hatte mir das eindeutig anders vorgestellt. Ich wollte frei und ungebunden sein. Da meine Gitarre aber nun geschrottet war, konnte ich noch nicht mal Geld verdienen. Mir sollte ich mein Essen verdienen? Wie sollte ich drei Leben überleben, mit vielleicht 100 Euro, die ich noch in der Tasche hatte?

Irgendwie musste ich eingeschlafen sein, denn am nächsten Morgen wachte ich auf und alles lag noch zerstört um mich herum. Ich erinnerte mich noch daran gestern total negativ gedacht zu haben. Das ich diese drei Wochen niemals überstehen werde. Ich wollte das ändern. Ich wollte Deutschland als Neuanfang sehen. Als neues Kapitel meines Lebens. Und dafür musste als erstes eine neue Gitarre her.

Die Türklingelte gab Töne von sich als ich den kleinen Musikshop betrat, doch keiner interessierte sich für mein Betreten. Ich verschwand direkt in der hintersten Ecke bei den Gitarre und suchte mir die aus, die noch locker in mein Bugget passte und mit dessen Preis ich auch noch locker überleben konnte. Es war zwar nicht die schönste, aber sie funktionierte und das war mir das wichtigste. Wenn ich noch ein wenig sparen würde, dann würde ich ja bald eine schönere kaufen können. Ich träumte ja schon lange von einer matt - schwarze Konzert, doch das würde wahrscheinlich noch lange ein großer Traum bleiben. Denn die, die ich im Laden sah, kostete schlappe 790 Euro.

So schnell ich den Laden betreten hatten, hatten ich ihn auch schon verlassen und rannte zu dem Platz, den ich bis vor zwei Jahren noch meinen Lieblingsplatz genannt hatte. Der Kölner Pyramidenpark. Von dort aus konnte man Abends meist Konzerte hören, die in der Lanxess Arena stattfanden und irgendwie fand ich das beruhigend. Ich hatte nie Geld selber auf Konzerte zu gehen, doch die Stimmung von weitem zu hören hatte mich irgendwie beruhigt. Komisch, dass mich laute Sachen beruhigen, dass lag vielleicht daran, dass meine Welt still war.

Ich suchte mir einen schönen Platz im Park, setzte mich auf meine Jacke auf das nasse Gras und fing an meine neue Gitarre zu stimmen. So schlimm war es gar nicht, nicht auf meinem langjährigen Wegbegleiter zu spielen. Es war ein anderes Gefühl, aber kein schlechtes. Irgendwann fing ich dann auch an die Melodie zu spielen, die mir schon seit dem Abflug in Sydney durch den Kopf ging.

Ich wusste nicht, wie lange ich hier schon saß und spielte aber es tauchte plötzlich ein Junge vor mir auf und sah mich mit seinem unverkennbaren Lächeln an, dass ich wahrscheinlich unter tausenden wieder erkannt hätte, wenn ich es nur noch einmal wieder gesehen hätte. Seine Augen waren hinter einer Sonnenbrille versteckt und seine Kopf unter einer Kapuze, trotzdem wusste ich, dass er es war. "Du spielst gut." lächelte er und zeichnete mir mit diesem einfach und netten Kompliment ein Lächeln auf die Lippen. Noch nie hatte jemand zu mir gesagt, dass ich gut spielen würde. "Da-anke" stotterte ich, seine Anwesenheit machte ich nervös.

Only For You | Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt