8-Märchen

298 8 0
                                    

Ein paar Tage später hatte ich mich wieder unter Kontrolle. Es fielen keine Sachen mehr runter, beim Getränke einfüllen lief nichts mehr über und alles in allen hatte ich meinen Kopf wieder da wo er hin gehörte. Ich musste wieder einmal Monatsendabrechnung machen und brütete über den Unterlagen als es klopfte. „Hey Luna liebes, alles klar bei dir?"-„Ja Susi komm rein, was gibt's denn?"-„Ich wollte dich nur fragen ob wir morgen nach Dortmund fahren?"-„Was wollen wir denn da?" Susi schaute mich mit großen Augen an „eine Telefonnummer holen?" Daran hatte ich wirklich nicht mehr gedacht, oder besser gesagt *gekonnt verdrängt* da ich irgendwann dieser Sache überhaupt keinen Erfolg mehr zusprach auf Grund meines Lebens. „Oh ja. Dortmund, BVB, Fußball, Marco Reus" sein Name war nur ein flüstern das aus meinem Mund kam und als wäre kein Tag vergangen hatte ich wieder sein Gesicht vor Augen. Ich sah zum Fenster raus und träumte mich auch direkt weg. „Hallo Luna!" Susi fuchtelte mit ihrer Hand vor meinen Augen rum „Süße du kannst ihm doch nicht die ganze Zeit nachträumen. Er wollte dich zum Frühstück mitnehmen das tun Männer nur wenn sie ein Mädchen mögen. Es muss also kein Traum bleiben?" Ich sah sie mit Zweifel an „Susi das ist es doch nicht. Aber hast du dich schon mal hier umgesehen? Du solltest wissen was für einen Job ich habe. Wenn du deinem Prinzen begegnest was wirst du ihm sagen was du von Beruf machst?"-„Du meinst wenn mein Prinz mich nicht durch meinen Beruf kennen lernt?" lachte sie auf „Schätzchen für mich gibt es keinen Prinzen, aber du hast einen gefunden also versuch ihn fest zu halten. Wie kommst du eigentlich auf diese Prinzen Geschichte? So naiv scheinst du mir doch gar nicht" Ich dachte an Jenny und ihre Worte. Sie verglich alles irgendwie mit irgendeinem Märchen. Sie erklärte mir das so vieles leichter wäre wenn man sich erlauben würde sich weg zu träumen. In eine Welt in der auch nicht alles perfekt ist aber alles ein Happy End hätte. Klar war es herrlich naiv solche Träume zu haben, aber es machte wirklich vieles einfacher. Ich hatte ja nicht grundsätzlich ein schlechtes Leben, es war einfach nur ein dummes Leben. Dennoch war ich stolz auf mich gewisse Sachen nicht versucht zu haben obwohl man auf der Straße schneller ran kam als einem lieb war. Ich hatte keine Tattoos, was noch das harmlose war, nicht mehr als nur zwei Ohrlöcher, keine Einstichstellen durch Drogen, auch waren meine Zähne kerngesund. Da hatte ich auf der Straße wirklich andere Sachen gesehen und erlebt. Vor allem wie schnell man seinen Körper verkauft für den nächsten Trip. Ich war noch Jungfrau und stolz darauf. Wer konnte das heute mit 23 noch von sich behaupten? Dazu noch dieser Job in dem es um nichts anderes ging als um Sex. Doch das war mein Traum, irgendwann würde mein Prinz kommen, mir ein neues Leben zeigen in dem nicht immer alles grau war und ich würde mich ihm hingeben. Ich fing bei dem Gedanken an zu grinsen. Marco in schimmernder Rüstung auf einem hohen Pferd der mich auf dieses zog und wir ritten in den Sonnenuntergang und dort verliere ich meine Jungfräulichkeit. Mein Gott wie dämlich konnte man sein. Ich war wohl doch extrem naiv. Susi holte mich zurück von meinem Ausflug in Grimms Märchenwelt mit den Worten „also fahren wir morgen dann?"-„Ja wir fahren" sie grinste mich an und ich lächelte mild zurück. Am nächsten Vormittag war es auch schon so weit, wir fuhren nach Dortmund und auf dem direkten Weg zum Trainingsgelände des BVBs. Wir mussten ein Stück außerhalb Parken und fuhren dann ein Stück mit der Bahn. Als wir ankamen waren schon sehr viele Leute da und standen sich die Beine in den Bauch nur um der Mannschaft beim trainieren zu zuschauen. Auch dies war für mich wieder einmal völlig unvorstellbar. Dennoch stand ich hier, mitten drin zwischen den älteren Herren und den jungen Mädchen. Die einen hofften sie könnten besser sein als der Trainer und waren sich daran am unterhalten welcher Spieler besser sei und welche Taktik man anwenden sollte für einen gesicherten Sieg und die anderen hippelten rum in Hoffnung auf Bilder und Autogramme. Eine Welt die mir absolut fremd und unnahbar war. Dennoch stand ich hier und suchte selber das Feld ab nach einer bestimmten Person. Susi zeigte auf etwas „da rennt er schau" ich brauchte nicht lang um zu sehen auf wen sie zeigte. Es war wirklich Marco und ich fühlte wie mein Puls schneller ging. Das Training ging noch ca. eine halbe Stunde lang und sie gingen vom Platz. „Kommen die denn jetzt wieder raus?" Ich versuchte über die Menge hinweg zu schauen und sah keinen Spieler mehr. „Hab Geduld" sagte Susi beruhigend und im nächsten Moment rief sie „Da schau, da kommt der Klopp"-„der wer?" Wie eine Mutter die ihr Kind anschaute was gerade was lustiges sagte, sah mich Susi an „der Trainer Liebes" Sie wand sich wieder von mir ab und machte einen langen Hals dann sagte sie mir über die Schulter das er wohl Autogramme geben würde. „Siehst du sonst noch jemanden?"-„Nein" Dieser Klopp kam uns immer näher und wurde von ein paar andern gefragt ob noch jemand kommen würde für Autogramme und er zählte ein paar Namen auf. Ich konnte Marcos Namen nicht hören in dieser Aufzählung und merkte wie ich traurig wurde. „Susi war wohl um sonst"-„nee wir gehen hier nicht ohne diese verfluchte Nummer weg" Ich konnte plötzlich Kevin und Marcel ausmachen die zu uns rüber kamen. Kevin erkannte Susi sofort und umarmte sie. „Hey das ist mal ne Überraschung. Schau Marcel die Fußball-Expertin steht hier und das obwohl das hier doch die ganz falsche Mannschaft ist. Wolltest doch mal richtige Jungs beim richtigen Fußball spielen zuschauen was?" er grinste über beide Backen fast rund um den Kopf drum rum. Susi fing an zu lachen „nee, nee Kevin vergiss es. Ich bin Schalkerin und werde es auch bleiben. Wir sind eigentlich wegen was anderem hier. Kommt Marco auch gleich mal?"-„Nein der ist sich schon am Duschen und wird wohl direkt los ziehen" gab Marcel die Antwort der mittlerweile bei uns angekommen war. Ok auf diese Info hätte ich verzichten können, ich merkte wie mir schon die Tränen in der Nase standen wie bei einem Kleinkind was merkte das es den Weihnachtsmann doch nicht gab. Dann sah Marcel mich und fing an zu grinsen „ach jetzt weiß ich warum" ich war leicht verwirrt „wie warum?"-„Du wolltest sicher zu ihm?" Es klang jetzt nicht wirklich wie eine Frage, es klang mehr wie eine Belustigung. Ein Interner-Witz. Genauso fühlte ich mich auch gerade. Ein Witz wie er leibt und lebt. *Fuck du wärst mal besser in deinem Büro geblieben als hier auf ein Wunder zu hoffen* Susi zog mich am Arm „hier schreib deine Nummer drauf" sie gab mir einen Notizblockzettel und einen Kugelschreiber. „Nimm schon und schreib deine verfluchte Nummer auf. Kevin gibt den Zettel dann Marco dann hat er wenigstens deine" Das war wohl ein Deal den ich nicht versemmeln sollte. Dann wäre es wenigstens ihm frei gestellt mich anzurufen. Würde er es tun *Jackpot* wenn nicht hätte ich auch nichts verloren. Ich schrieb also meine Nummer auf dieses kleine Stück Papier und verschwand grinsend bei Kevin unter einem Schweißband was er am Handgelenk hatte. Nun half nur noch abwarten. Mit leicht hängendem Kopf verließ ich das Gelände und wir beschlossen noch einen Kaffee zu trinken. Ein paar Stunden später stand ich wieder an meinem Platz und verteilte Getränke. Mein Handy lag griffbereit in meiner Nähe und lächelte mich ständig voll Hohn an.

LLL-Leben, Liebe, LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt