94. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung!

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Leise seufzte ich. „Tut mir leid... Wirklich!" Diego nickte etwas. „Ja, dass weiß ich doch!", beruhigte er mich behutsam. „Ich habe dir aber nie gesagt warum. Ich habe dir nie die Wahrheit gesagt...", seufzte ich und senkte den Blick. Ich spürte wie er mir zwei Finger unter mein Kinn legte und meinen Kopf hoch drückte. „Kannst du sie mir jetzt sagen?", fragte er sanft. Ich dachte nach. Sollte ich es ihm sagen oder nicht? Ich zögerte etwas, doch dann gab ich seufzend nach. „Ich habe Angst!", gab ich unsicher zu. Enttäuscht sah Diego zu Boden. 

„Wovor genau? Vor mir? Weil ich dich geschlagen habe?", forschte er weiter. „Nein, nicht vor dir oder weil du mich geschlagen hast... Davor, dass du dich veränderst. Ich will das was mir mit dir gerade passiert nicht verlieren! Wir sind eine so wunderbare Familie!", versuchte ich ihn aufzumuntern. „Ich werde mich nie verändern. Ich werde immer dein Diego bleiben! Egal was passiert! Ich würde dich nur so gerne meine Frau nennen dürfen...", murmelte er leise und strich über meine Wange. Ich lächelte ihn sanft an. „Das darfst du auch so! Ich bin deine Frau! Ich gehöre zu dir und zu niemanden anderen!", sagte ich freundlich. 

„Du bist einzigartig, weißt du das eigentlich?", fragte er mich zärtlich. „Nein, aber danke, dass du es mir gesagt hast!", antwortete ich lächelnd. „Wollen wir los?" Diego deutete auf das Auto neben uns, wo Vilu uns neugierig durchs Fenster beobachtete. „Ja, Violetta sollte noch etwas schlafen. Sie hat es ja den ganzen Flug über nicht getan!", seufzte ich und ließ mich von Diego zum Auto führen. Als ich einstieg, sah ich das Maddie mit ihren Kopf an Violettas Sitz lag und schlief. Diego stieg ein und wollte gerade etwas sagen, da stieß ich ihn an und deutete auf das schlafende Mädchen. Er nickte schweigend und startete den Wagen. 

„Ich weiß nicht ob es dir recht ist, aber ich habe für Maddie dein Bücherzimmer geopfert", flüsterte er leise. „Wo hast du die Bücher hingemacht?", fragte ich ihn flüsternd. „Mach dir keine Sorgen. Sie sind immer noch da drin. Jetzt halt nur mit Kleiderschrank, Bett und Schreibtisch. Ich wäre doch Suizidgefährdet wenn ich sie weggeben würde!", lachte er leise. „Das wärst du allerdings!", grummelte ich still. Daraufhin grinste Diego nur. Die restliche Fahrt verlief schweigend. Als ich mich das nächste Mal umdrehte, war Vilu ebenfalls eingeschlafen. Ich nahm mein Handy, entsperrte es und fotografierte die beiden. Diego fuhr auf den Hof. 

Wir stiegen aus. Leise öffnete ich dir Tür auf Violettas Seite und schnallte sie ab. Im Halbschlaf legte sie ihre Arme um meinen Hals und ließ sich freiwillig aus dem Sitz heben. Diego beobachtete jede einzelne Bewegung von mir und lächelte. „Du bist die perfekte Mutter, weißt du das?", murmelte er sanft. Ich nickte lächelnd und sah ihn an. Er ging einmal um den Wagen herum, küsste meine Wange und gab mir den Haustürschlüssel. Während ich Violetta in ihr Zimmer brachte, holte Diego die schlafende Madeleine aus dem Auto. Als ich Vilu ins Bett legte, öffnete sie leicht ein Auge. „Sing!", nuschelte sie verschlafen. „Natürlich mache ich das, Vilu!", sagte ich ruhig und blieb neben ihrem Bett stehen. 

Leise sang ich ihr Algo se enciende vor. Ich erschrak leicht als ich zwei Hände an meiner Taille spürte. Ich sah Diego kurz lächelnd an und sang dann zusammen mit ihm für Violetta. Mit einem leisen Seufzen schlief sie wieder ein. Vorsichtig lehnte ich mich an Diego, der sanft meine Schulter küsste. „Das Haus war so leer ohne dich!", flüsterte er mir ins Ohr. Ich drehte mich zu ihm um. Seine braunen Haare fielen ihm etwas in die Stirn. Ich grinste leicht und strich sie ordentlich zur Seite. „Das kann ich mir vorstellen. Könntest du so hier leben?", fragte ich ihn nachdenklich. Er schüttelte den Kopf und wieder fielen ihm die Haare in die Stirn. „Wie sehr musste Angelo mich nur gehasst haben? Ein Jahr lang hat er mich in den Keller gesperrt und hat alleine hier gelebt. War das nicht furchtbar einsam?", murmelte ich leise.

 Diego seufzte und ließ von mir ab. Hatte ich was Falsches gesagt? Er verließ schweigend Violettas Zimmer. Schnell lief ich ihm hinterher. Was hatte er nur? Er wollte die Treppe runtergehen, doch ich packte ihn am Arm und zerrte ihn ins Schlafzimmer. „Was hast du?", flüsterte ich besorgt. Keine Reaktion. Sein Blick war kalt und starr auf das Fenster gerichtet. „Warum bist du so?", fragte ich erneut. Wieder keine Reaktion. Langsam fühlte ich mich in meiner Vermutung bestätigt, dass ich etwas falsch gemacht hatte. „Diego!" Ich war den Tränen nahe und das hört man auch an meiner Stimme. Sein Blick wurde weicher und trauriger. „Habe ich irgendetwas falsch gemacht?" Diego seufzte. 

„Angelo... Immer ist es Angelo! Warum kannst du nicht einfach mit ihm abschließen und unsere Zeit genießen?", fuhr er mich traurig und verletzt an. „Du hast keine Ahnung was ich damals durchgemacht habe! Es lässt mich einfach nicht los, egal wie sehr ich es versucht!", gab ich zurück. „Oh doch, dass weiß ich! Ich habe dich gesehen! Ich habe gesehen, wie er die behandelt hat, wo du ein Jahr lang gelebt hast! Meinst du mich hat das kalt gelassen?! Bestimmt nicht! Verdammt, Clara! Ich liebe dich und ich kann es einfach nicht ertragen, dass du deine Gedanken an einen Kerl verschwendest, der es gar nicht erst Wert ist! Ich will nicht, dass du traurig bist. 

Diese Geschichte ist inzwischen fast zwei Jahre her und du zerbrichst dir immer noch den Kopf darüber. Du hast gesagt, dass du mich nicht heiraten willst, weil du Angst hast, dass ich mich verändere. Das ich so werde wie Angelo, richtig? Aber die eigentliche Wahrheit ist, dass du mich nicht heiraten kannst, weil du eigentlich noch ihn liebst! Du willst es dir selber nur nicht eingestehen! Deshalb denkst du an ihn! Deshalb beschäftigt dich das ganze nach zwei Jahren immer noch genauso sehr wie damals!", versuchte er mir zu erklären und mit jedem Wort wurde mir mehr klar, dass er recht hatte. Insgeheim liebte ich Angelo noch.


Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt