Teil33

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Warum? Was hatte Gott nur gegen mich? Ich versuchte mir Überblick zu schaffen über die Situation die hier vor mir sich befand. Ich überdachte die einfachsten Regeln die hier zählen konnten und die lautete „Rechts vor Links" kam er von rechts oder links? Warum hatten wir Frauen es wirklich schwer im ersten Moment mit dieser Sache? Er kam aber von Links! Also musste ich doch Vorfahrt gehabt haben? Marco stand mit weit aufgerissenen Augen vor mir und ich glaubte schon er würde mir an den Hals springen wollen als ich ihn fragte wer diese Regel gemacht hätte. In diesem Moment war ich mir zwar nicht wirklich klar über die Sache, aber dann ganz eindeutig. „Reus du solltest dir mal überlegen von welcher Seite du gekommen bist" gab ich ihm zu bedenken mit erhobenen Zeigefinger und war verhältnismäßig ruhig dabei. Er stellte sich aufrecht hin und schaute sich um „Jazz, willst du mich veräppeln? Ich hab ... oh" total verwirrt schaute er sich um und ihm wurde wohl klar dass er mir wirklich die Vorfahrt genommen hatte, denn ich kam nun mal für ihn, von rechts. Es war für mich schon etwas Genugtuung das ich mich nicht alleine immer peinlich machte. „Oh trifft es gut, kann ich dann jetzt weiter fahren oder willst du noch länger mir den Weg versperren? Ich hab es eilig und noch nen Termin. Hab es nicht so gut wie du das man mir den Hintern nachträgt" er hob die Hände in die Höhe als würde ich mit einem Revolver auf ihn zielen und ging zwei Schritte zur Seite. „Es scheint als wären wir jetzt quitt? Wobei ich sagen muss, wäre ich in dein Auto gefahren, wäre es immer noch nicht so schlimm wie meine lieblings Bluse" ich schmunzelte über den Vergleich. „Ich würde aber sagen das ich mein Auto nicht in die Waschmaschine stecken kann um es wieder ganz zu bekommen"-„naja, aber du kannst es dir ja auch leisten direkt ein Neues zu kaufen. Ist doch für dich wie Portokasse und so eine Aufreiserkiste zieht eh nur bei kleinen Mädchen. Die sind ja auch naiv genug um sich alles vom blauen Himmel runter erzählen zu lassen" ich lachte kurz auf. „Sag mal? Was denkst du eigentlich von mir? Du bist echt unverschämt!"-„Ach bin ich das? Nur weil sich mal jemand getraut dir die Meinung zu sagen? Du bist nix anderes als ein selbstverliebter Arsch" ich zischte den letzten Teil meines Satzes. Weil das wirklich nicht jeder mitbekommen brauchte. Ich musste dabei aber meine Hände fest um den Autotürrahmen krallen um nicht komplett über zu kochen. Ich stieg ein, schloss die Autotür, machte den Motor an und musste kurz durch atmen. Was hatte er nur an sich das ich immer kurz vor dem Platzen war wenn ich ihn sah? Das konnte nicht mehr nur allein das sein, was ich mitbekommen hatte auf der Uni oder jetzt mit den jungen Mädchen meiner Mannschaft. Das ging tiefer! Wenn er nur nicht so schöne Augen hätte. Ich vermied es ihn direkt anzuschauen, weil ich dann bestimmt das alles nicht zu ihm sagen könnte was mir immer durch den Kopf ging. Als ich einschlug und langsam anfuhr, drehte ich das Fenster runter um dann auf seiner Höhe angekommen, noch einmal das Wort an ihn zu richten „ach ja, dir dann noch viel Spaß beim Autogramme geben. Wird wohl nix mit deinem Date was schon auf dich wartet und du deswegen alle Verkehrsregeln vergisst" ich grinste frech, drehte das Fenster wieder hoch und schaute das ich mein Auto, so unbeschadet wie es nur ging, zwischen den Fans hin durch vom Trainingsgelände bekam. Ich schaute noch einmal kurz in den Rückspiegel und sah einen Marco, der aussah wie ein begossener Pudel. „Ha, Reus du glaubst wohl du kannst mit jeder Frau umspringen wie du magst. Mit mir aber nicht mein Freundchen. Verkehrsregeln HA!" Diesmal ging der Punkt berechtigt an mich, auch wenn das schlechte Gewissen immer noch an mir nagte wegen der Aktion bei der Feier.

Langsam beruhigte ich mich, was an den anderen Autos lag und das ich mir wohl die ruhigste Musik die es auf diesem Planeten gab anhörte. Es hatte ein bisschen was von Fahrstuhlmusik und ich überlegte mir wann ich den Radiosender eingestellt hatte. Da ich aber auch meine Innere Mitte wieder finden musste und ich einen kühnen Kopf brauchte, wenn ich mich in der nächsten Stunde mit dem Unbekannten treffen wollte, war es die beste Fahrstuhlmusik die es gab! Ich versuchte mich so schnell wie möglich durch die Menge von Autos zu bahnen, denn ich musste noch einmal unter die Dusche und dann auch noch anziehen. Nicht zu vergessen, ich musste noch den grünen Schal raus suchen.

Überpünktlich saß ich genau 10 Minuten früher schon in dem Café und bestellte eine Tasse Cappuccino. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich wusste gar nicht auf welcher Pobacke es sich bequemer saß. Erst setzte ich mich mit direktem Blick zur Tür hin, versuchte einzuschätzen wer es sein könnte bei jedem Gast der rein kam. Bedauerlich war das es meist nur Frauen oder Kinder oder Frauen mit Kinder waren. Dann gab es noch die Großeltern mit den Enkeln die alle mal eben nur schnell eine Kugel auf Waffel kauften. Dann machte ein Junger Mann die Türe auf, doch hatte auch er jemanden an der Hand. War kein Kind aber nah dran. Es waren nicht einmal 5 Minuten vergangen als mein Getränk kam und ich mich beschloss mit dem Rücken zur Tür hin zu sitzen. Wie dämlich würde das denn aussehen wenn der Unbekannte rein kam und mich direkt auf dem Tablett vorfand? Nein, er sollte sie wenigstens einmal umgucken. Weitere 5 Minuten später, nahm ich den dritten Stuhl am Tisch. Er stand genauso, dass ich im Augenwinkel die Tür im Blick hatte und doch nicht direkt drauf schauen musste um zu sehen wer kam. So war es dann perfekt und ich war mit mir zufrieden. Ich zupfte an meinem Top rum, richtete den Schal, fingerte an meinem Löffel rum und musste mir eingestehen, ich war verdammt nervös! Hinzukam der ständige Blick auf die Uhr und der Zeiger hatte keine Gnade mit mir. Es machte immer lauter Ticktack! Ich trank gerade den letzten Schluck aus meiner Tasse, bestellte einen weiteren Cappuccino und stellte fest dass sich der Unbekannte bereits 10 Minuten verspätet hatte. Was wohl passiert war das er nicht pünktlich sein konnte? Oder war das so seine Art? Das würde ich ihm aber gleich austreiben müssen, ich mochte keine Unpünktlichkeit. Aus 10 Minuten wurden aber 15 Minuten und ich ließ meine Schultern sinken, seufzte und wusste nicht was ich tun sollte. Ich ließ den Kopf hängen, stütze ihn auf meinen Fingerspitzen ab und überlegte mir ob ich ihn direkt anrufen sollte. Dann sprach mich eine bekannte Stimme an.

Wettlauf gegen die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt