Kapitel 1

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Alles ist schwarz, bis auf eine kleine helle Fläche, die sich ganz am Ende des Weges befindet.

Ich renne. Das Einzige was ich höre ist mein verzweifelter Atem, meine schnellen Schritte und... dass jemand einen Namen ruft.

»Mia! Mia! Miaaa!« Mia... Ist das mein Name? Das Licht auf das ich zu renne wird heller. Als ich dann schließlich komplett von dem hellen Licht umhüllt werde, wird mir schwarz vor Augen.

Das Erste was ich wieder wahrnehme ist der stechende Geruch von Kuhmist und Pferdepisse. Unter mir spüre ich etwas Pieksiges. Aus den Gerüchen, den muhenden und wiehernden Geräuschen schließe ich, dass ich auf Heu liege. Ich könnte jetzt theoretisch auch einfach meine Augen öffnen und mich umsehen, aber dazu bin ich zu faul. Okay, vielleicht nicht zu faul, aber ich bin so erschöpft, dass ich lieber noch ein bisschen liegen bleibe und so tue, als würde ich schlafen. Außerdem ist es gar nicht mal so unbequem. Plötzlich höre ich wie sich eine Tür quietschend öffnet. Zwei Personen treten ein, die undeutlich miteinander reden. Ein Mädchen und ein Junge, wie ich aus deren Stimmenfarben entnehmen kann. Die Schritte werden lauter. Scheiße, was passiert, wenn die mich jetzt hier gleich finden, obwohl... Wenn ich hier wohne, dann ist es ja nicht so schlimm, aber... Moment mal! Wo wohne ich überhaupt? Woher komme ich? ... Wer... bin ich...

Erschrocken über meine Situation reiße ich schlagartig meine Augen auf und blicke direkt in die fragenden, grünen Augen des Jungen, den ich eben noch reden gehört hab. Sein Gesicht ist relativ nah und hinzu kommt noch, dass sein Gesicht echt gut aussieht. Er hat hellbraune Augenbrauen und verwuschelte dunkelblonde Haare. Seine Nase hat perfekte Konturen, ebenso wie seine roten, großen Lippen. Sein Gesicht ist relativ erwachsen. Er hat hohe zarte Wangenknochen und ein kantiges, jedoch ebenfalls zartes Kinn. Sein Gesichtsausdruck ist ernst und seine Rechte Augenbraue ist voller Skepsis nach oben gezogen. Seine smaragdgrünen Augen, die von tiefschwarzen langen Wimpern umgeben sind, strahlen etwas Geheimnisvolles und Mysteriöses aus und schauen mich durchdringend an, als könnten sie direkt in meine Seele schauen. Ich merke, wie mir Hitze in den Kopf schießt und ich rot werde. Er sieht echt gut aus. Schon bald werde wieder aus meiner schmachtenden Starr-Attacke in die Realität zurückgerissen.

»Dürfte ich vielleicht mal erfahren, wer du bist und was du hier machst?«, fragt er ernst, jedoch steckt auch etwas belustigtes in seiner tiefen, klaren Stimme. Ich merke, wie mein Gesicht noch röter wird, nicht nur wegen seiner Stimme, sondern wegen meiner Situation.

»Also?« Nun umspielt ein leichtes Lächeln seine Lippen.

»A-also, wenn ich ehrlich sein soll... weiß ich es nicht so wirklich, eigentlich weiß ich gar nichts mehr über mich außer vielleicht...« Ich stoppe. Die einzigen Erinnerungen die ich noch habe sind die, kurz bevor ich wieder zum Bewusstsein kam. Ich weiß nicht, ob es ein Traum war, spielt ja jetzt aber auch keine Rolle, aber die Information, die ich aus dieser Erinnerung habe ist der Name Mia. Der Gedanke, dass Mia mein Name sein könnte, ist nicht gerade fremd, also schlussfolgere ich einfach, dass es mein Name ist.

»Außer was?«, fragt nun das Mädchen, das bisher die ganze Zeit nur im Hintergrund stand und die Situation beobachtet hatte. Sie hat Dienstmädchenkleidung an und ist noch jung. Ich schätze sie um die 20. Der größte Teil ihrer kastanienbraunen Haare wird von einer Haube bedeckt. Sie hat dunkelbraune Augenbrauen und dunkelgrüne Augen. Sie ist eigentlich ganz hübsch, aber irgendetwas mag ich an ihr nicht. Höchstwahrscheinlich liegt es an ihrer nervigen Ausstrahlung. Außerdem hab ich das Gefühl, dass ihr das gar nicht gefällt, dass mir der Typ so nah gekommen ist, vermutlich steht sie auf ihn, was ich aber auch gut nachvollziehen kann. Ich merke, dass sie langsam ungeduldig wird. Mit der sollte man sich glaub ich lieber nicht anlegen.

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