Beste Freundinnen Vs Liebeskummer

Schützenfest und Liebesfrust

Es war ein warmer Tag gewesen. Katinka und ihre Mädchenclique kamen aus dem Waldbad, wo sie den ganzen Tag geschwommen waren und in der Sonne gelegen hatten. Am Abend sollte es noch zum Schützenfest gehen, denn nach dem Abitur waren Miriam und Shary auch endlich achtzehn geworden und durften bis nach Mitternacht auf Parties bleiben. "Katy, du siehst wunderbar aus!", schwärmte Cleo, die ihre wilden roten Locken mit einem grünen Haarband gebändigt hatte. Auch die anderen Freundinnen bewunderten ihr weißes Sommerkleid und den Blumenkranz in ihrem schwarzen Haar. "Das ist Janinas Werk", lächelte Katinka und warf ihrer Freundin mit dem hohen blonden Pferdeschwanz einen dankbaren Blick zu. "Wie findet ihr mein neues Kleid?", drehte sich Miriam um ihre eigene Achse. "Wunderbar, das Marineblau steht zu deinen blonden Kräusellocken und den blauen Augen", beurteilte Sophie, die die Modeexpertin der Clique war. Sophia war mit 1,78m die Größte von allen, sie hatte lange seidige dunkelblonde Haare und geheimnisvolle graue Augen. Zu Schulzeiten war fast jeder Junge in ihrer Jahrgangsstufe an ihr interessiert.

"Soll ich das wirklich anziehen?", fragte Shary unsicher und hielt ein trägerloses cremefarbendes Kleid in der Hand. "Na klar, zieh das ruhig an. Das passt bestimmt zu deinem Teint", ermutigte Sophia sie. Shary war nicht nur die kleinste und jüngste der sieben Freundinnen, sondern hatte einen Vater aus Äthopien und eine deutsche Mutter. Ihre schwarzen Haare standen ihr in wilden schwarzen Kräusellocken vom  Kopf ab und ihre Haut war hellbraun. "Was soll ich anziehen?", fragte Anne ratlos, die sich aufgrund ihrer leicht moppeligen Figur in kein Kleid oder Rock hineinzwängen wollte.  "Nehm doch dieses coole schulterfreie Shirt, das habe ich mir ausversehen zwei Nummern zu groß bestellt", warf Janina ihr ein Kleidungsstück zu. "Nicht schlecht", fanden die anderen Freundinnen, als Anne das Shirt anprobierte. Nun mussten sich die Mädchen noch gegenseitig schminken und betonten ihr Aussehen mit Ketten, Ohrringen, Armbändern und Haarschmuck. "Jetzt kann es losgehen, wir sind schick genug für eine Nacht im Festzelt", fand Janina, die es kaum  erwarten konnte ihren Freund Nils zu sehen. Auch Cleo freute sich, denn sie hatte heute Abend ein Date mit Lasse. "Fast jeder hat ein Date oder eine laufende Beziehung, nur für mich interessiert sich kein Junge", sagte Anne leicht niedergeschlagen. "Ach was, mach doch nicht kleiner als du bist", nahm Katinka ihre Hand, "Du bist genauso hübsch wie wir alle"

Das Schützenfest fand nur zwei Straßen weiter statt. Vor dem Festzelt waren sämtliche Fressbuden, drei Bierwagen, ein Kinderkarussell, ein Spielstand und ein Autoscooter aufgebaut. Solange es hell  war, vergnügten sich die Freundinnen auf dem Autoscooter. Janina saß mit Nils händchenhaltend in einem Scooter, Sophia hatte Justin im Wagen, Cleo hatte ihr Date Lasse an Bord, Miriam fuhr mit ihrem besten Freund Moritz zusammen. Anne und Shary, die beide keinen Freund hatten, hockten ebenfalls zusammen in einem Autoskooter. "Da bist du ja endlich!", rief Aron und winkte seiner Freundin Katinka zu, die auf ihn extra gewartet hatte.  "Hi, ich dachte schon, du kommst nicht mehr", strahlte sie. "Natürlich lass ich dich nicht im Stich. Nur das Handballtraining dauerte etwas länger", gab er ihr einen Kuss. "Los, wir schnappen uns den nächsten Wagen, die Fahrtenchips habe ich schon gekauft", griff sie nach seiner Hand. Es wurde eine lustige Fahrt. Aron wackelte mit dem Lenkrad hin und her, fuhr scharfe Kurven und krachte gegen die anderen Wagen. "Hey vorsichtig,  meine Frisur!", rief Katinka lachend.

"Ich muss dir leider sagen, dass unser Schmusewochende ausfällt. Ich habe meinem  Kumpel Christian versprochen, dass ich ihm beim Bau des neuen Schuppens helfen werde", hatte Aron wenig später schlechte Nachrichten für Katinka. "Was heißt das?", bohrte sie nach und spürte, wie sich endlose Enttäuschung in ihr breit machte. Bereits öfter hatten sie sich in die Haare bekommen, da Aron immer weniger Zeit für seine Freundin hatte. Er musste zuhause auf dem Hof mitarbeiten, traf sich mit seinen Kumpels zum zocken oder Poker spielen und spielte auch noch Handball. "Du weißt doch ganz genau, dass wir das gemeinsame Wochenende seit Wochen geplant haben, da meine Eltern für eine Woche bei meiner kranken Oma sind", brannten Tränen in ihren Augen. "Du brauchst doch nicht gleich weinen, nur weil es einmal nicht klappt", sah Aron fast ein wenig genervt aus. "Ich weine doch gar nicht!", fauchte Katinka, "Es ist seit Monaten so, dass alles andere dir wichtig ist, als unsere Beziehung. Du verbringst viel mehr Zeit mit deinen Kumpels und Hobbies als mit mir" "Na und? Schließlich sind wir noch nicht verheiratet", erwiderte er schulterzuckend. "Du verstehst es nicht!", rief sie wütend. Aron schwieg einen Moment, bevor er sagte, dass er noch zwei Stunden kellnern musste. "Viel Spaß mit deinen blöden Kumpels", kehrte sie ihm beleidigt den Rücken zu.