12. Kapitel

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Wutentbrannt rannte ich auf den Älteren der Brüder zu.

"Du verdammter Mistkerl!", schrie ich ihm entgegen.
"Was fällt dir ein einen Engel auf mich zu hetzen!"
Kochend vor Wut, dass er Cas schickte, nur um nicht zu verlieren, wollte ich auf ihn losgehen. Doch Sam hielt mich am Arm fest.
"Ana, du warst beinahe eine Stunde weg. Wir haben uns einfach Sorgen gemacht", kam es von Dean, der nach wie vor am Grinsen war.
"Erzähl nicht solchen Mist! Du wolltest einfach nicht verlieren!", schleuderte ich ihm entgegen und riss mich von Sam los.
Einige Momente verstrichen, in denen wir beide uns sauer anstarrten. Keiner wollte zuerst wegsehen und damit verlieren.
"Schön", stieß Dean schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und drehte sich von mir weg.
"Das war eine Lektion."

Im ersten Moment dachte ich, ich hätte mich verhört. Der hielt mich wohl für leichtgläubig.
Als ob ich ihm das glaube. Eine Lektion.

"Eine Lektion?", fragte ich deshalb fassungslos nach.
"Was sollte denn diese Lektion gewesen sein?"
Dean stand mit zwei Schritten bei Castiel, der ihn nur verwirrt musterte. Dann legte er eine Hand auf die Schulter des Engels.
"Die Lektion-... Das hat dir gezeigt, dass du gegen einen Engel keine Chance hättest", korrigierte er sich dann noch.

"Was?"
Fassungslos starrte ich ihn an.
"Na, wie du gerade erleben konntest, hattest du keine Möglichkeit, dich gegen unseren guten Cas hier zu verteidigen", fuhr Dean fort.
"Gegen Engel bist du momentan vollkommen wehrlos. Und das wollte ich dir zeigen."
Mit diesen Worten klatschte er in die Hände und wollte wieder ins Haus gehen.
Für ihn war das Thema beendet. Aber für mich noch lange nicht.
"So ein Schwachsinn!", schrie ich ihm hinterher.
"Du wolltest nur nicht verlieren!"
Sam, der das Ganze bisher nur schweigend beobachtet hatte, legte nun seine Hand wieder auf meinen Arm.
"Ana, lass es gut sein", sagte er sanft, dennoch schlich sich ein verschmitztes Lächeln auf seine Lippen.

Doch ich hatte mich im Krankenhaus schon nicht von den Ärzten zurechtweisen lassen, da würde ich mir auch nichts von einem Sam oder Dean Winchester sagen lassen.
Wütend schlug ich seine Hand weg und richtete mich wieder an seinen älteren Bruder.

"Ich verlange eine Revanche!"
Dean stand immer noch mit dem Rücken zu mir.
"Ich denke, ich hab dein hübsches Gesicht heute schon genug in den Schlamm gedrückt. Das müssen wir nicht nochmal wiederholen."
Und diese arroganten, hochnäsigen Worte brachten das Fass zum überlaufen.
Mit einigen schnellen Schritten hatte ich den Weg zwischen uns überwunden und bevor einer der Anderen etwas machen konnte, sprach ich Dean auf den Rücken.

Dieser hatte das nicht erwartet und fiel nach vorne um. Nun war ich es, die sein Gesicht in die Erde drückte.
Ich presste mich mit meinem ganzen Gewicht auf ihn und versuchte, seine Hände festzuhalten.
Hinter mir konnte ich Sam lachen hören.
Ich war wirklich stolz auf mich, dass ich diesen Riesen festhalten konnte.

Doch Dean ist ja nicht umsonst einer der besten Jäger Amerikas.
Er griff nach meinem Handgelenk, zog mit einem Ruck daran und drehte sich gleichzeitig mit mir. Nun lag ich auf dem Boden und Dean saß auf mir. Wütend zappelte ich unter ihm und versuchte, mich zu befreien.
Doch Dean verdrehte mir die Arme auf den Rücken und drückte mich stärker in den mit kleinen Steinen übersäten Weg. Dann beugte er sich zu mir herunter.
"Ziemlich unfair den Gegner anzugreifen, wenn er einem den Rücken zugedreht hat, findest du nicht? Außerdem denke ich, dass wir für heute genug Übungskämpfe hatten."
Er richtete sich etwas auf, nur um sich dann nochmal zu meinem Ohr herunterzubeugen.
"Und ich hab fair gewonnen. Jedes Mal."
Als er mich dann wieder losließ, konnte ich sein Grinsen förmlich spüren.
Ich drehte mich auf den Rücken und starrte ihn böse an.
"Das ist noch nicht vorbei Winchester!"
Doch Dean lächelte nur fies und hielt mir seine Hand zum Aufziehen hin.
Doch ich würde mir nicht mal im Traum von ihm helfen lassen. Mein Stolz wurde verletzt und dass schon zu oft in den letzten drei Stunden.
Deans Hand ignorierend rappelte ich mich auf und stampfte zum Haus hinüber. Keinen der Drei widmete ich einen Blick.
Sam rief mir hinterher, doch ich stampfte einfach weiter und donnerte die Tür hinter mir ins Schloss. So wie Dean mit mir geredet hatte, zweifelte er daran, dass ich jemals auf mich aufpassen konnte. Castiel verschwand einfach mitten im Gespräch und selbst Sam traute mir nicht zu, allein mit Dean fertig zu werden.
Für alle Drei war ich einfach nur ein notwendiges Übel.

Ich schnappte mir mein Handtuch und ging in unser kleines Badezimmer. Erstmal eine ausführliche Dusche, dann sieht die Welt gleich besser aus.
Ich spürte das warme, fast schon heiße Wasser, welches durch meine Haare und über mein Gesicht floss und langsam verrauchte meine Wut.
Ich werde diese Tafel übersetzen und dann mein Leben wie gehabt weiterleben.

Mit neuer Zuversicht stieg ich aus der Dusche, nur um kurz danach festzustellen, dass ich gar keine andere Kleidung hatte. Na super. Was sollte ich denn jetzt machen?
Ich fuhr mir verzweifelt durch die Haare. Dean wollte ich die nächsten zwei Monate nicht mehr sehen. Und Sam nach einem T-Shirt zu fragen wollte ich auch nicht. Das kann ich dann eher als Kleid anziehen.
Und wenn ich Cas fragte, ob er mir welche aus meiner Wohnung holte?
Ihn konnte ich von den Dreien gerade am meisten leiden.
Also schön.
"Cas?", flüsterte ich leise und sah mich im Badezimmer um.
"Castiel?"
"Adriana."
Erschrocken drehte ich mich zu ihm um.
"Hey, ähm, könntest du mir einen Gefallen tun?", stotterte ich, nach wie vor flüsternd.
Nach einen Nicken seinerseits fuhr ich fort.
"Kannst du mir ein paar Klamotten aus meiner Wohnung bringen?"
Cas lächelte leicht und war im nächsten Moment verschwunden.
Mit einem Grinsen auf den Lippen schüttelte ich den Kopf. Der Engel war schon manchmal komisch.

Da ich nicht wusste, wie lange er brauchen würde, beschloss ich, mir doch eins von Sam's T-Shirts zu klauen. Ich zog meine Unterwäsche wieder an und schlang das Handtuch um meinen Körper.
Dann öffnete ich leise die Zimmertür und spähte in das angrenzende Zimmer. Keiner der Jungs war zu sehen.
Vorsichtig schlich ich auf den Rucksack des jüngeren Bruders zu und zog mir das Erste, was ich in die Finger bekam, heraus.
Schnell zog ich mir das Shirt über und warf das Handtuch in die Ecke.
Die Brüder waren immer noch draußen, also beschloss ich, mir das Bett zu reservieren.

Ich ließ mich darauf fallen und verkroch mich unter der Decke. Innerhalb von Sekunden war ich eingeschlafen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 11, 2016 ⏰

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