Kapitel 40

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Das kleine Päckchen in meiner rechten Hosentasche fühlt sich wie ein Stein an. Bei jeden Menschen, der mich auch nur kurz länger als 3 Sekunden ansieht, beginnt mein Herz wie wild zu rasen. Verdammt, was mache ich hier bloß? 

Im Gang entdecke ich endlich Matthew, der sich mit seinen Kumpels unterhält. Ryan ist nicht dabei. 

Schüchtern gehe ich näher zu ihm hin und räuspere mich, um Aufmerksamkeit auf mich zu locken.

Einer von Matthews Freunden mustert mich mit einem Blick durch und meint dann "Echt scharf, die Kleine. Wer ist das denn? Eine von deinen Huren?"

Ekelhaft. Und der Fakt, dass alle lachen ist noch ekelhafter. Mein Blick jedoch gleicht der, als ich zum ersten Mal ein Rinderauge auseinander genommen habe. (Man versteht, dass das ein Projekt der Schule war)

"Zieht Leine, Jungs.", meint Matthew cool und widmet sich nun endlich mir.

"Ich hab' das Zeug hier.", flüstere ich ihm zu.

"Bist du verrückt?? Doch nicht hier!! Wir treffen uns nach der Schule in der Bar. Wie abgemacht."

"Du meinst also, ich soll dieses Päckchen den ganzen Tag mit mir rum tragen? Du denkst, also wirklich, dass ich dumm bin. Glaubst du, ich habe keine Ahnung was du vor hast? Ich lasse mich sicher nicht von dir reinlegen!!"

Meine Stimme wird immer lauter und Matthew deutet mir, leiser zu sprechen. 

Er tritt näher an mich und flüstert mir ins Ohr "Vicky, ich habe schon genug Probleme, ich würde das nicht riskieren. Vertraue mir noch dieses eine Mal. Ich verspreche dir, ich werde dir den ganzen Tag aus dem Weg gehen, aber bitte komm wenigstens ins Prince heute Abend."

Ich zögere mit meiner Antwort, doch schließlich bejahe ich seine Frage, sofern dies eine Frage war.

Zu behaupten, ich habe keine Angst, wäre eine Lüge. Natürlich, habe ich keine Ahnung ob es Matthew ernst meinen würde oder nicht. Aber ich würde es nie wissen, wenn ich es nicht versuchen würde, deshalb schenkte ich Matthew erst mal mein Vertrauen.

In der großen Pause entdecke ich endlich Ryan, der sich gerade an der Theke ein Tablett holt und sich anstellt. Schnell schnappe ich mir ebenfalls ein Tablett und stelle mich neben ihm. Ich spüre wie sein Blick auf mir klebt, er jedoch seinen Kopf nicht zu mir dreht. Einen Versuch ist es wert, immerhin hatte er mich verteidigt vor Matthew. Vielleicht braucht er nur etwas Zeit, sich an mich zu gewöhnen.

Ich lächle "Hey, wir haben noch gar nicht viel geredet seitdem ich wieder hier bin. Wie geht's dir? Was macht dein Training? Ich habe gehört du wurdest zum Anführer des Teams ernannt. Das ist ja toll! Ich freue mich echt so für dich, Ryan!"

Spielerisch klopfe ich ihn meine Faust gegen seinen Oberarm.

Doch von ihm kommt weder ein Lächeln noch dreht er sich zu mir. Mein Lächeln verschwindet ebenfalls.

Er seufzt "Victoria, wieso musst du alles noch schwieriger machen als es eh schon ist?"

"Was denn? Ryan, ich verstehe dich nicht. Seitdem ich wieder hier bin, ignorierst du mich. Könntest du mir bitte erklären was das Problem ist?"

Ich bin nicht sauer, nicht auf Ryan, ich bin einfach nur verzweifelt. Die einzige Person, die mir gegenüber immer nett und hilfsbereit erschien, ignoriert mich nun und ich weiß nicht mal den Grund dafür.

"Scheiße, du hast wohl echt keine Ahnung oder?", dreht er sich nun endlich zu mir um.

Verzweifelt fahre ich mir mit meinen Händen durch meine Haare und jammere "Nein, ich habe keine Idee wieso du mich ignorierst, also bitte könntest du mich jetzt aufklären?"

"Nicht hier okay? Treffen wir uns nach dem Essen ... In der Bibliothek?"

Ich lächle und streichle seine Schulter "Danke, Ryan! Echt, danke!"


Nachdem ich das leere Tablett abstelle, mache ich mich aufgeregt auf den Weg in die Bibliothek. Ich muss lächeln, als ich auf einen Tisch schon Ryan warten sehe. Neben ihm steht ein Sessel, auf den ich mich setze und nun sehe ich ihn erwartungsvoll an.

Sein Blick jedoch ist leer. Er sieht mir nicht in die Augen, sondern starrt auf den Tisch und auf seine Hände. Worauf wartet er noch?

Nach einem langen Atemzug fragt er "Du kannst dich echt nicht mehr erinnern?"

Ich schüttle den Kopf "An was soll ich mich erinnern? Was war so schlimm? Was habe ich getan? Ryan, sag es mir nun endlich!"

"Vic, wir haben einen Fehler getan. Ich meine, ich hatte ja keine Ahnung.", er sieht besorgt und wütend zugleich aus. Seine Hände hat er zu Fäuste geballt.

"Was haben wir getan?", will ich nun endlich wissen.

"Wir haben miteinander geschlafen!", zischt er plötzlich hervor.



Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt