Aufgeben

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Vielleicht liegt der wahre Sieg darin, einfach aufzugeben

ASTORIA:

¨Ich will kein Kind mit Dexter bekommen,¨höre ich mich sagen.
Es ist beinahe wie eine Außerkörperliche Erfahrung, denn ich kann mir förmlich selbst dabei zusehen, wie die Worte meinen Mund verlassen, wie ich in diesem Atelier, umgeben von all diesen schönen Kleidern und Zeichnungen stehe und es einfach sage.

Meine Schwiegermutter steht genau vor mir. Ihre letzten Worte hängen quasi noch in der Luft, dass sie sich auch geängstigt hätte als sie schwanger wurde, dass das vorbei geht.

¨Was sagst Du da,¨fragt sie und klingt tatsächlich überrascht. Ich habe sie unvorbereitet getroffen. Aber ich kenne diese Frau. Eine Irritation wirkt nie länger als eine Sekunde. Und auch dieses Mal ist das der Fall, denn schon hat sie ausgeholt und mir eine schallende Ohrfeige versetzt. Mein Kopf fliegt zur Seite und meine Wange brennt unglaublich aber gleichzeitig habe ich mich schon ewig nicht mehr so lebendig gefühlt.

Es ist mir egal!
Ich habe mir die Möglichkeit hier zu verschwinden selbst genommen. Ich habe es selbst verdorben, weil ich starr vor Schreck war, weil ich verharrt war, in meiner Rolle als brave Ehefrau, als hübsche Schwiegertochter, als Zierde für dieses Haus.
Vielleicht habe ich keine Chance zu gehen, aber ich habe eine Chance zu bleiben und dabei wenigstens unbequem zu sein!

¨Ich bin deswegen nicht schwanger weil ich verhüte,¨sage ich ruhig,¨ich wasche mir alles vom Körper was mich von diesem Mann berührt Mutter, weil ich es nicht ertrage es an mir zu haben. Weil er nichtmal versucht hat nett zu mir zu sein, weil er nichtmal versucht hat mir ein Ehemann zu sein!¨

Ich zittere vor Aufregung und muss mich zwingen keine fahrigen Bewegungen zu machen.

¨Wie kannst Du soetwas widerwärtiges sagen Astoria. Wir haben uns Deiner angenommen als Du nichts hattest. Wir haben Dir ein zu Hause gegeben. Welcher Mann wäre schon so großherzig eine Frau zu heiraten, die ein anderer verschmäht hat?¨

¨Komm schon Mutter! Dexter ist über 30. Und wie ich das sehe, war nur meine Familie bereit mich ihm zu geben. Und selbst sie wussten an wen sie mich verkaufen. Glaub nicht dass es ein wohlgehütetes Geheimnis wäre, dass Dexter mit jeder Hexe geschlafen hat, die willens war es zu tun. Und soweit ich informiert bin, hat er keinen Unterschied gemacht welchen Blutstatus diese Frauen hatten. Man mag mich verschmäht haben, aber er wurde genauso verschmäht. Nur sieht es bei Männern immer besser aus, als bei Frauen. Da wirst Du mir doch zustimmen oder?¨

Ich sehe dass sie zuckt, dass sie mich ein weiteres Mal schlagen will. Aber sie tut es nicht.

¨Nenn mich niewieder Mutter, Du undankbares Stück,¨schleudert sie mir entgegen,¨Du wirst uns einen Erben gebären Astoria. Denn für nichts anderes bist Du auf dieser Welt. Und glaube mir, Dexter wird Dich schon zur Vernunft bringen!¨

¨Oh da bin ich sicher,¨spucke ich aus und bringe tatsächlich ein bitteres Lachen zu Stande,¨ich werde den Unterschied zu vorher sicherlich sofort spüren. Ihr habt mir doch bereits alles weggenommen was mir wichtig war. Angefangen bei meinen Bildern, bis hin zu Ginger. Ich darf nichtmal meine Familie sehen wann ich will. Ich werde geschlagen und vergewaltigt. Ich darf nicht allein das Haus verlassen. Was soll denn noch kommen?¨

Der Blick meiner Schwiegermutter ist eiskalt und ihr Lächeln jagt mir einen Schauer über den Rücken, aber ich straffe die Schultern und unterbreche den Blickkontakt nicht für eine Sekunde.

¨Warte nur ab Astoria bis Du Dein Kind hast. Du magst glauben dass Du über den Dingen stehst. Aber Du hast keine Ahnung was es mit einer Frau macht ein Kind zu haben. Und genau an dieser Stelle, komme ich wieder ins Spiel. Du kannst nicht gewinnen! Und Du wirst schwanger werden, verlass Dich darauf!¨

Alles Was Wir Werden WolltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt