„Wie findest du das?", fragte mich Florencia und hielt mir einen weißen Traum aus Satin vor die Nase. „Das ist wunderschön! Was sagst du, Ezelchen?", fragte ich meinen besten Freund, der zurzeit an Krücken lief, da die Intelligenz auf zwei Beinen meinte, die Treppe runter zu fallen. „Zieh es mal an! Ich bin mir sicher, dir wird es perfekt stehen!", sagte er sanft und strahlte mich an. Ich nahm das Kleid lächelnd an mich und zog es an. Als ich die Umkleide wieder verließ, hatte sich Madeleine zu Eze und Florencia gesetzt. Wir hatten uns dazu entschlossen es ihr doch zu sagen, damit ich mehr helfende Hände hatte. „Nee, Clari. Das Kleid geht gar nicht!", sagte sie direkt und ohne zu zögern. Sie stand auf und durchsuchte die Kleiderständer. Sie zog drei Kleider heraus und drückte mir eins davon in die Hand.
„Probiere das mal!", meinte Maddie lächelnd. Es war ein langes Kleid mit Trägern. Das Korsett war mit Spitze geschmückt und der Rock bestand aus Tüll. Ich zog das Kleid an und das andere aus. Es war ein irres Gefühl. Ich probierte ernsthaft Brautkleider an. In zwei Wochen ist es dann endlich so weit! Ich würde Diego heiraten! Ich wurde bei den Gedanken an die Hochzeit immer total aufgeregt und nervös. Was wenn meine Angst wahr werden würde? Nein, Clara! Denk nicht so! Diego ist anders! Ich verließ in dem weißen Traum die Kabine und stellte mich vor meine Berater. „Das ist perfekt!", sagte Ezelchen und grinste. „Ja, ich weiß das ich perfekt bin!", lachte Maddie und lief auf mich zu. „Du bist albern!", erwiderte Florencia. „Du siehst wunderschön aus, Clari!"
Glücklich umarmte Madeleine mich und ich erwiderte sie sanft. Ich wusste, dass sie uns sehr dankbar war. Wir hatten sie schließlich aufgenommen, nachdem ihr Vater bei dem Absturz starb und ihre Mutter sich nicht mehr für sie interessiert hatte. Lange habe ich darüber nachgedacht, warum Diego sie als Pflegekind aufgenommen hatte, bis ich einmal durch Zufall mitbekommen hatte, wie er mit Lara darüber gesprochen hatte. „Sie sollte ihre Kindheit schön abschließen. Ich weiß genau wie es sich anfühlt, wenn die ganze Welt gegen einen ist!", hatte Diego gesagt. Er sah sich selbst in Madeleine. Er wollte ihr ein besseres Leben bieten, eines, dass er nie hatte! Ich seufzte leise. „Ist alles in Ordnung, Clari? Gefällt dir das Kleid nicht?", fragte Maddie sofort und sah traurig aus. Ich prustete los. „Doch es ist wunderschön das Kleid! Mach dir keine Sorgen. Ich bin nur total glücklich, dass ich euch bei meiner Hochzeit dabei haben darf!", gab ich lachend zu.
Dann blieb mein Blick an einer Person hängen, die gerade den Laden betrat. Mein Lachen erstarb und alle folgten meinen Blick. „Hey, Clara..." Ich sah sie verletzt an, wie jedes Mal wenn ich auf sie traf. „Was willst du hier, Lara?", erwiderte ich kalt. Ich konnte schon lange nicht mehr sauer auf sie sein. Es war gerade zu unmöglich. Schließlich war sie meine Schwester! „Ihr wollt also heiraten...", murmelte sie leise und sah auf das Kleid. Ein leichtes Lächeln zuckte über ihre Lippen und Tränen bildeten sich in ihren Augen. „Du siehst wunderschön aus, Clara! Ich wünschte, du könntest mir vergeben, aber ich weiß, dass ich verdammt viel Mist gebaut habe. Es tut mir wirklich leid, Clari! Ich hoffe, eines Tages kannst du mir verzeihen!" Sie schluchzte und drehte sich um. Madeleine, Ezequiel und Florencia wechselten einen traurigen Blick und sahen mich dann erwartungsvoll an. Was erwarteten sie denn von mir? Lara lief wieder zur Tür. Sie erwartete keine Antwort von mir.
Sie hatte da keine Hoffnung mehr. Aber sie ist doch meine Schwester! Solange habe ich gedacht, sie wäre tot gewesen. Erinnerungen erwachten in meinem Kopf. Wie Lara und ich uns das erste Mal im Café trafen, wie sie mir ihre Vermutung sagte, die Angst bei dem Gewitter, wie wir im Regen in die Pfützen gesprungen sind, die Artikel, die sie über mich und Diego geschrieben hatte, einfach alles. Sollte ich das alles nur wegen einem kleinen Fehler aufgeben? Ich war doch schon solange auf sie sauer gewesen! „Lara, warte!", rief ich und ging ein paar Schritte auf sie zu. Zögerlich drehte sie sich um. Tränen liefen ihr über die Wangen. „Geh nicht! Du bist doch meine Schwester!", hauchte ich leise. Lara lächelte etwas. „Verzeihst du mir?", fragte sie mich und sah mich mit großen Augen an. Mir liefen auch die Tränen über die Wangen als ich nickte. Quiekend rannte Lara auf mich zu und umarmte mich stürmisch. Meine Freunde jubelte begeistert und klatschten. Wir fingen an zu lachen, was mit unseren Tränen vermischt war.
„Es tut mir wirklich leid, Clara! Es war ein Fehler, dies zu behaupten!", schluchzte Lara und drückte sich an mich. „Das weiß ich doch, Kleine!", erwiderte ich und strich ihr leicht über den Rücken. Als wir uns lösten sahen wir uns verweint an. „Das Kleid steht dir wirklich gut. Ezelchen hat das aber nicht ausgewählt, oder?", kicherte Lara belustigt. „Nein, das war Madeleine!", lächelte ich und strich leicht über den Stoff. Als wir uns umdrehten, sah Eze ziemlich beleidigt aus. „Ihr seid gemein!", stellte er fest. „Sind wir das immer noch wenn wir dich auf ein Schokoeis einladen?", fragte ich lachend. „Mit Sahne?", erwiderte er grinsend. „Na, was denkst du denn?" Wir fingen an zu lachen. Meine Hochzeit würde perfekt sein! Ich hatte einen wunderbaren Mann, den ich heiraten würde, eine zuckersüße Tochter, meine wunderbare Pflegetochter, meine einzigartige kleine Schwester, meinen besten Freundin und seine Lebensgefährtin und natürlich die besten Kollegen, die ich mir wünschen konnte! Was sollte da noch schief gehen?
Gut, bei mir konnte man ja nie wissen... Bei mir ging seit Angelo in mein Leben getreten war eine ganze Menge schief. Aber denk positiv, Clari! Du wirst den Rest deines Lebens mit dem Mann deiner Träume verbringen! Du hast dich mit deiner Schwester vertragen, hast deine besten Freunde um dich und eine bezaubernde Tochter, wirst heiraten, was willst denn mehr? Das Leben ist schön, auch wenn ich es schon lange aufgegeben hatte. Aber jetzt wird alles besser!
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Claras Vergangenheit ✔
Teen Fiction~Wahre Liebe findest du nur, wenn du Mut zur Katastrophe hast.~ Clara Alonso: (schüchtern, zurückhaltend, oft unsicher, fasst nicht so schnell vertrauen) Sie hatte schon einige Beziehungen, wurde aber nur verletzt... und es gab auch eine etwas ander...