Hilfe oder Tod

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Zu Vermeidung hysterischer Anfälle und dauerhafter psychischer Schäden, wird das Lesen dieser FF nicht empfohlen.

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Felix hörte den lauten Knall im Flur und dann einen lauten Fluch.
Der in unverständliches Gemurmel überging.
Der Blick auf die Uhr ergab, dass es halb drei Uhr morgens war.
Jako war offenbar wieder nach Hause gekommen, nachdem er plötzlich verschwunden war.
Er hatte auf keinen seiner Anrufversuche oder eine Nachricht reagiert.
Keiner hatte gewusst, wohin er verschwunden war.
Nicht einmal Johanna.
Felix überlegte, ob er aufstehen oder Jako ignorieren sollte.
Der nächste Knall gab ihm die Antwort.
Er sollte Jako ins Bett schaffen, bevor dieser die Wohnung zerstörte oder ihre Mitbewohner weckte.
Felix erhob sich und kletterte von der zweiten Ebene hinab.
Er trat in den Flur und schaltete das Licht ein.
Jako lag auf dem Boden, halb begraben unter einem Berg von Schuhen.
Er hatte offenbar versucht, sich am Schuhregal festzuhalten und war gescheitert.
Jako bewegte sich nicht, daher trat Felix besorgt auf ihn zu.
Er hockte sich neben Jako und begutachtete dessen Gesicht.
Die Fahne vom Alkohol war auf diese Entfernung schon gut zu riechen.

Felix runzelte die Stirn.
Jako war sonst nie betrunken.
Er trank gelegentlich Alkohol und wenn, dann nur in Maßen.
Und das auch nur, wenn er mit seinen Freunden unterwegs war.
Warum also lag Jako betrunken in ihrem Flur?
Betreffender war anscheinend eingeschlafen und gehörte daher ins Bett.
Felix räumte die Schuhe beiseite und versuchte, Jako hoch zu ziehen.
Zuerst klappt das ganz gut.
Dann wurde Jako wach und begann, sich zu wehren.
"Ey... alder...lass...mich..." lallte Jako.
Felix zog ihn trotzdem auf die Füße und in Richtung seines Zimmers.
Als Jako anfing, sich zu wehren, ignorierte er es vorerst.
"LASS...MISCH...LOS!"
Jakos Gebrüll wurde hysterisch.
Felix hielt ihm den Mund zu und flüsterte in sein Ohr.
"Halt die Klappe, Jako. Du weckt sonst noch alle auf."

In Jakos Zimmer angekommen, schloss Felix mit dem Fuß vorsichtig die Tür.
Dann nahm er die Hand von Jakos Mund.
"Iss mir... doch... scheißegal!"
Felix runzelte die Stirn.
So hatte er Jako noch nie erlebt.
"Ist es dir nicht!" erwiederte er.
Er hielt Jako weiterhin fest, da dieser sehr schwankte und nicht den Eindruck machte, auf eigenen Füßen stehen zu können.
Jako trat an ihn heran, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von dem von Felix entfernt war.
Der Alkoholgeruch war für Felix kaum auszuhalten.
Er hielt die Luft an, um einen klaren Kopf zu behalten.
"Is... mir... egal..."
Seine Stimme klang gefährlich leise.
Felix versuchte Jako zum Bett zu ziehen, doch dieser begann, sich erneut zu wehren.
Felix versuchte zuerst den unkoordinierten Schlägen auszuweichen.
Dann schubste er Jako einfach in Richtung Bett.
Und holte endlich tief Luft.

Jako stolperte über seine Matratze, landete unsanft darauf und blieb liegen.
Felix ging zum Fenster und öffnete es.
Der Alkoholdunst musste raus.
Er atmete ein paar Mal die kühle Luft der Stadt ein.
Dann drehte er sich um und ging zur Tür.
"Gute Nacht, Jako."
Er hörte ein Wimmern und hielt am Türgriff inne.
Als er das erste Schluchzen vernahm, ging Felix besorgt zum Bett.
Jako lag zusammengerollt auf der Seite und krallte seine Finger in seine Schultern.
Felix schaltete die Stehlampe ein.
Über Jakos Gesicht liefen Tränen.
Seine Nägel hatten sich in nackte Haut gegraben und hinterließ tiefe rote Kratzer.
Vereinzelt liefen Bluttropfen in das Shirt, dass Jako trug.
Felix griff besorgt nach Jakos Händen und hielt sie fest.
Er wollte nicht, dass Jako sich selbst verletzte.
Er würde wohl warten müssen, bis Jako sich beruhigt hatte und eingeschlafen war.
Langsam ließ das Schluchzen nach.
"Was ist nur mit dir los, Jako?"
Flüsterte Felix, mehr zu sich selbst.

Jako öffnete die Augen.
Dann fokussierte er seinen Blick auf Felix.
"Du bist Schuld."
Seine Stimme lallte nun nicht mehr, sie klang klar.
Und wütend.
Felix ließ Jakos Hände los und lehnte sich unwillkürlich ein Stück zurück.
Jakos Blick verursachte ihm eine Gänsehaut.
"Warum bin ich Schuld?"
Jako setzte sich auf und wirkte dabei gar nicht mehr so betrunken.
Wäre nicht der Geruch, würde Felix denken, er hätte sich geirrt.
"Du hast mich abhängig gemacht!"
Felix sah ihn verwirrt an.
"Ich habe was?"
Jako erhob sich auf die Knie.
Er blickte von oben auf Felix hinunter.
"Du hast mich von dir abhängig gemacht.
Du bist Schuld, dass ich ohne dich nicht mehr lebensfähig bin.
Nicht mehr ich selbst sein kann."
Jakos Stimme war gefährlich leise geblieben.
Felix mulmiges Gefühl verstärkte sich.
Er rückte ein wenig von Jako weg.

Angst und AlkoholWo Geschichten leben. Entdecke jetzt