Saddle Family

100 7 1
                                    

In den frühen Morgenstunden verließ sie der General und flog wieder nach Hause.

Sie schlief ihren leichten Rausch aus und die andern beiden Chirurgen ihren Vollrausch. Sie stand auf und gönnte sich eine Dusche. Als sie zurückkam, mit drei Tassen schwarzem Kaffee in der Hand, waren die Halbleichen auch schon auferstanden. Komplett am Boden. Fertig bis in die Haarspitzen. Sie lachte kurz, worauf beide schmerzverzerrt knurrten. "Für meine Patienten." Sie hielt ihnen die drei Tassen hin und beide nahmen eine. Die letzte nahm sie und leerte die Tasse zur Hälfte. "Du bist ein Engel.", sagte Trapper. "Der Engel hat heute frei." "Da hast du dir einen schönen Tag ausgesucht." Sie zog sich den Bademantel aus und schlüpfte in frische Sachen. Sogar an einem freien Tag hatte sie zumindest einen Teil der Uniform an. Sie hatte sich schon überlegt, ihr Kleid anzuziehen, welches in der Metallkiste lag, doch sie hat es sich anders überlegt. Sie holte eine kurze militärgrüne Hose heraus. Die hatte sie seit Kolumbien nicht mehr an. Hawkeye und Trapper waren schon fast verschwunden. Sie standen noch halb in der Tür. Aus der Kiste zauberte sie auch noch ein paar Saddle Schuhe. Eine Sonnenbrille und eine ärmellose Bluse mit einem leichten Hauch von rosa. Als sie die Sonnenbrille aufsetzte, fragte Hawkeye: "Wo hast du denn die her?" "Ein Freund hat sie mir gemacht. Ich setze damit einen Trend. Glaub mir.", sie zog sie lässig ab und legte sie neben die Bluse. "Wenn du das sagst. Wir sind jetzt bei unserer Schicht, falls du uns besuchen kommen möchtest." "Vielleicht später." "Viel Spaß." Er ging nach draußen und rieb sich sofort den Kopf. Sie schnürte sich die Schuhe, zog die Bluse an und steckte diese etwas hinter den Hosenbund. Sie legte noch den Kragen schön zurecht, legte einen etwas herausstechenderen Lippenstift auf und ging nach draußen. Die Haare waren leicht gewellt und lagen auf ihren Schultern. Ganz ungewohnt, da sie sonst immer ihre Stirnfransen nach oben zu einer Roll steckte. Alle sahen sie an. Mit verschiedenen Gesichtsausdrücken. Ein paar Schwestern, die schon in hochgekrempelter Kleidung sich sonnten, waren ihrer Meinung den Tag zu genießen.

"Brig...ähm...Sergeant, Sir. Sie sehen wunderschön aus.", lächelte Radar sie an. "Danke. Du hast doch Comics oder nicht?" "Natürlich, Sir." "Könnte ich mir da eines ausleihen? Oder vielleicht zwei?" "Sicher, Sir. Kommen Sie." Sie folgte dem kleinen Mann. "Wie darf ich Sie jetzt nennen. Brigadier General oder Sergeant." "Sergeant.", lachte sie, "Sergeant." Es herrschte Stille zwischen den zweien, bis sie das Eis bracht: "Wie geht es dem Colonel?" "Ja, es ging schon besser.", lachte Radar, "Er rührt den Schlüssel für den Kasten nicht einmal an." Beide brachen in lachen aus, bis sie durch die Tür ging. Sie lugte kurz zum Colonel hinein, während Radar seine ganzen Heftchen zusammensuchte. "Hey Henry." Er knurrte. Genau wie Pierce und McIntyre. "Hey Michi." "Ach, ist das jetzt mein neuer Spitzname?" "Wenn er dir gefällt, Brigadier General." "Nicht du auch noch." "Woher haben die das?" "Ich war das." "Du warst es?" "Ja, einmal. Ist eine längere Geschichte. Die behalten wir uns auf später auf, ok?" "Wie du möchtest. Mein Kopf explodiert sowieso gleich.", er rieb sich die Schläfen und Michaela wandte sich wieder O'Reilly zu. "Ich habe Superman, Avengers, Batman, Wonderwoman und Captain America." "Captain America, bitte." "Alle drei?" "Natürlich. Ich hab den ganzen Tag Zeit." Er nahm die obersten drei des 20 Zentimeter Stapels und drückte sie ihr in die Hand. Nein. Es waren vier. "Captain America dauert nicht so lange.", versuchte er zu zwinkern, konnte es aber nicht. Michaela begann zu lachen. "Schade. Ich kann nicht zwinkern." "Könnt Ihr bitte etwas leiser sein.", beschwerte sich Blake aus dem Raum hinter ihnen. "Tut mir leid Blaky.", schrie sie ansichtlich etwas lauter, "Danke Radar. Ich bin dir was schuldig." "Ach, nicht der Rede wert.", bekam er etwas rote Wangen. Sie küsste ihn auf eine und rannte nach draußen. Sie musste über seinen Gesichtsausdruck im nachhinein schmunzeln.

Sie holte sich noch die Gitarre und traf auf dem Weg Blake noch einmal. "Einen schönen Tag wünsch ich dir. Heute Abend auf einen Drink bei mir. Du kannst Pierce und McIntyre auch mitbringen. Ich will die Geschichte hören." "Wie du sagst.", sie wollte gehen, als er sie mit seinen Worten noch einmal zurück hielt. "Weißt du schon, was du machst?" "Ich werde ein wenig am Flussufer lesen und spielen und schreiben und was mir sonst noch so einfällt." Sie hob die gemeinten Sachen ein wenig auf, um ihre Aussage etwas zu unterstreichen. Einen Stift hatte sie auf das rechte Ohr gesteckt und Briefpapier zwischen den Comics. "Na, dann viel Spaß." Er setzte seinen Weg zum OP fort. Sie ging in Richtung Father Mulcahy's Zelt. Dort führte ein kleiner Weg zum Fluss, der genau neben dem Lager floss. Das glaubte sie zumindest. Doch sie kam nicht weiter als an seine Tür. "Michaela.", kam er aus der Tür. "Father." "Gratuliere. Dazu bin ich gestern ja nicht mehr gekommen." Er hielt ihr die Hand hin. Sie klemmte sich zuerst die Comics unter dem rechten Arm, bevor sie seine Hand schüttelte. "Danke Father." "Hast du frei?" "Ja." "Du gehst zum Fluss?" "Ja, woher weißt du das." "Ich hab geraten, du bist aber auf dem Weg in das Minenfeld." "Oh.", sie kratzte sich am Hinterkopf. "Du musst genau auf die andere Seite. Aber du wirst doch nicht ohne einen Hut gehen? Die Sonne brennt heute wirklich herunter." "Ach das..." "Nein.", er stürmte nach drinnen und kam sofort mit einem Hut wieder zurück. Sie hatte die Hefte wieder in der Hand und die Gitarre in der anderen. Sie zuckte mit den Schultern und lächelte. Er setzte ihn ihr auf und begann zu lachen, da er wirklich schief saß. "Danke Father." "Einen schönen Tag.", zog er leicht seinen Hut. Sie ging.

Das war das 4077th MASH. Immer für jeden da. Alle waren für einander da. Sie halfen dir. Sie halten zu dir. Und deswegen war dieses Lager auch so einzigartig. Es war eine große Familie und diese Familie will Michaela nie verlassen.

[2] M*A*S*H | Chemical ToxicityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt