Ich fühle mich hilflos und verloren, in dieser Welt aus Schnelligkeit und Hektik. Doch hier ist alles ruhig-viel zu ruhig. Ab und zu hört man hier Leute ein und aus gehen, aber meist nur das Surren der Klimaanlage.Hier ist die Station 6, die Station mit den Magersüchtigen und Suzidgefährdeten, doch ich passte nicht in dieses Bild. Ich war in diese Sache nur "reingerutscht", wie man so schön sagt.Meine Mutter hat es mir vererbt, einfach so. Und jetzt bin ich hier-auf Station 6.Starre tag ein und tagaus nur vor mich hin, egal ob vor Wände oder Krankenpfleger/innen und mache mir selbst Angst, Angst vor allem.Angst keinen Job wegen dieser Krankheit zu bekommen, Angst vor Leuten und Angst vor öffentlichen Verkehrsmitteln....
Es klopft.Eine Krankenschwester,Lisa, kommt herein.Sie stört meine Gedanken.Sie spricht mit mir, aber ich höre nur 2 Wörter: Untersuchung und Zukunft.Sofort dichte ich mir eine Geschichte zusammen und bekomme Panik. Schon wieder hat meine Angst das Gehirn und meinen Verstand übernommen, sie ist einfach schneller.Lisa steht nun neben meinem Lieblingsstuhl, indem ich die meiste Zeit, auch heute, sitze, im Gemeinschaftsraum,wo jetzt niemand ist, da jeder Ausgang hat.Lisa spricht mir beruhigende Wörter zu und ich murmle sie vor mich hin.Sie bringen mich auf andere Gedanken, bei Lisa sind es immer die Gleichen:Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und ich stehe da und atme die Luft ein und aus, ich stehe da und schaue, atme ein und aus...Sicht von Gloria's Schwester,Maila:
Ich stehe in der Ubahn, neben mir atmen die Menschen schnell aus und ein, tippen auf den Handys herum. Ich schaue aus dem Fenster und höre Musik.Nur mehr zwei Ubahn Stationen, dann bin ich bei ihr.Ich werde langsam etwas nervös, doch ich weiß was ich mit ihr heute machen werde.Ich hoffe,dass ihr mein Plan gefallen wird.Doch sicher sein, kann man sich nie.Denn die Stimmung und Laune von meiner Schwester sind wie das Wetter: immer bewölkt,selten zeigt sich die Sonne und manchmal gibt es sogar ein Gewitter,so ein richtig starkes mit Donner und Blitz und irrsinnig viel Regen. Aber auch damit kann man fertig werden, wenn man weiß wie.Ich bin schon gespannt, welches Wetter heute auf mich wartet....Früher war alles anders, so komplett anders:Gloria war ein lebhaftestes und aufgewecktes Kind und eine tolle Schwester, die mit einem um Mitternacht, wenn man wieder einmal einen Albtraum hatte, in die Küche schlich und dort Kekse backte.Aber auch so eine, die einem immer alles borgte und die spannendsten Gute-Nachtgeschichten erfand.
Lächelnd denke ich an diese Zeit zurück, aber wie heißt es so schön? Carpe diem, lebe den Moment und schau in die Zukunft. Und genau dass mache ich auch als die Ubahn bei meiner Haltestelle hält und ich aussteige.
Sicht von Mio:
Das Krankenhaus ist ein trostloser Ort und doch bin ich zum 1. Mal in meinem Leben dankbar.Denn jetzt bin ich hier, dort wo ich sein wollte. An einem Ort, an den ich vor meinen Eltern geflohen bin.Dankbar dafür, dass ich es hierhin geschafft hab, auf Station 7.Hier ist alles ruhig, angenehm ruhig.Der Lärm des Alltags dringt nicht durch die dicken Mauern und das erste Mal fühle ich mich hier wohl. Ich war schon öfters hier, bin immer wieder geflohen vor den Ärzten, den gruselig netten Krankenschwestern.Doch diesmal bin ich freiwillig zurückgekehrt.Nachdem ich mein verkorstes Leben endlich verstanden und alle die Lügen aufgedeckt habe.Ich habe aus Lügen bestanden, nein...Jeder in meinem Umfeld hat von den vielen Lügen gelebt.Doch ich nicht.Ich habe mich gewehrt, aber ich bin immer nur hier her gebracht und nie verstanden worden.Die "alles ist gut"- Lügen waren einer der schlimmsten.Dicht gefolgt von der "Wir sind die perfekte Bilderbuchfamilie"-Lüge.Denn nichts, wirklich nichts war weder gut noch perfekt.Alles war ein einziger Scherbenhaufen nach dem Tod meiner Mutter.Unsere Familie ist nicht mehr die selbe, anscheinend perfekte. Perfekt war sie noch nie, doch das hätte ich schon vor einer Ewigkeit bemerken sollen.Spätestens bei den Schreien meiner Mutter.Aber das hat alles mein Vater vertuscht, vor mir,vor seiner eigenen Familie-vor allen!Doch ich habe mich gewehrt,vor der Gesellschaft und vor meiner Familie, die sie nun, nach dem Selbstmord meiner Mutter, eigentlich nicht mehr ist. Aber ich wurde nur als psychisch gestört abgestempelt und nie hat jemand auch nur ansatzweise mir zugehört.Nun steh ich hier in meinem Zimmer, ausgepackt hab ich schon und nun weiß ich nicht mehr was ich tun soll.Plötzlich geht die Tür auf und eine Krankenschwester kommt auf mich zu.Sie lädt mich zur Gruppentherapie auf der Station 6 ein, doch ich weiß nicht, ob ich hin will.All diese kranken und gestörten Seelen bzw. Menschen zu sehen, wollte ich eigentlich vermeiden.Aber zähle ich nicht auch zu denen? Zu den kaputten und wahnsinngen Seelen? Zu den komplett zerstörten Menschen? Ich hab noch eine halbe Stunde Zeit um mir das noch zu überlegen.Hi, ich werde einmal im Monat dieses Kapitel aktualiesieren, da ich ein "einkapitelbuch"schreibe.Ich hoffe euch hat der Anfang gefallen!!
DU LIEST GERADE
Dort, wo die Löwen wohnen, scheint die Sonne
Teen FictionGloria will leben. Doch das Mädchen hat eine psychische Krankheit, die es vererbt bekommen hat. In ihrem Zimmer in der Psychatrie auf Station 6 gibt es eine gelbe Wand. Durch sie hat Gloria Tagträume über Afrika. Wird sie den mysteriösen Kontinenten...