"Na das war ja peinlich.", hörte ich Collin sagen und drehte mich deshalb wieder in seine Richtung. Er stand immer noch zwischen meinen Beinen und sah mir tief in die Augen.
"Aber whatever, also wo waren wir? Ach ja genau", dieses Mal kam er schneller auf mich zu und ich drehte meinen Kopf hastig ein wenig nach rechts, somit stoppte er wieder.
"Alles okay?", fragte er, während er ein Stück zurück ging.
"Ja, ja klar. Ich sollte vielleicht mal zu Laura schauen." Ich drückte ihn an den Schultern weg und hüpfte von der Kücheninsel runter. Er sah sehr verwirrt aus, doch ließ mich doch tatsächlich runter und sagte auch nichts mehr. Somit ging ich einfach aus der Küche, mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. War es wirklich das, was ich dachte?
Ich rannte die Treppen fast nach oben und klopfte an Lauras Tür. Ich musste jetzt einfach mit irgendjemanden reden und mein Bruder wollte ich das sicherlich nicht erzählen. Als ich schon geklopft hatte fiel mir auf, dass vielleicht Dylan in ihrem Zimmer war, doch das war mir gerade egal. Schon nach wenigen Sekunden öffnete sie die Tür und ich spähte zuerst ins Zimmer hinein, doch ich sah von ihm keine Spur.
"Alles in Ordnung?", fragte sie besorgt und ich ging mit schnellen Schritten in ihr Zimmer.
"Ich muss mit dir reden.", sagte ich schnell. Ich wollte das jetzt einfach aussprechen.
Sie sah mich erwartungsvoll an und deshalb sagte ich es einfach schnell.
"Ich glaube Collin wollte mich gerade küssen."
"Was?" Ich wollte es gerade wiederholen, als ich feststellte, dass es eine rhetorische Frage war. Deshalb sagte ich nichts und wartete auf eine Antwort von ihr. Sie ging auf ihr Bett zu und setzte sich. "Was meinst du damit, wenn du sagst du glaubst? Das merkt man doch oder nicht."
"Okay, dann lass mich das berichtigen. Collin wollte mich gerade küssen."
"Erzähl genauer."
Und deshalb erzählte ich es ihr, wie er mir Essen gemacht hatte und die Stimmung sich dann plötzlich veränderte. Ich holte während meiner Erzählung kein einziges mal Luft, weshalb ich danach ziemlich außer Atem war. Laura hatte still zugehört und als ich fertig war, war das einzige was sie sagte. "Verdammt heiß."
"Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?", fragte ich verwirrt. Ich wollte ihre Hilfe in dieser Sache und hatte so etwas jetzt wirklich nicht erwartet.
"Nein, ich habe noch eine Frage. Warum hast du dich weg gedreht?"
Ich hatte keine Antwort darauf, denn ich war so auf Liam fixiert, dass ich auf Collin nicht wirklich geachtet hatte. Schließlich dachte ich auch nicht, dass er in mich interessiert war. War er das überhaupt?
"Hallo, Erde an Jess.", Laura fuchtelte vor meinem Gesicht herum, "Du und deine Tagträume. Woran hast du gedacht?"
"Ich weiß nicht, warum ich mich weggedreht habe." Ich setzte mich neben sie auf das Bett und legte meine Hände vor mein Gesicht, "Ich bin so verwirrt Laura."
"Na die wichtige Frage ist doch, ob du auf ihn stehst."
"Collin?"
"Ja, wen den sonst?"
"Ich weiß es nicht. Die ganze Sache mit Liam macht mir ganz schön zu schaffen. Ich wollte ihn doch eifersüchtig machen und jetzt kommt auf einmal Collin daher und jetzt weiß ich gar nicht mehr was Sache ist.", ich richtete mich auf und sah sie verzweifelt an.
"Aber, also nichts für ungut, Liam wird nicht mit seiner Freundin Schluss machen. Also warum nicht die Sache mit Collin ausprobieren?"
"Weil es Collin ist. Wir haben nichts gemeinsam. Manchmal ist er richtig kühl zu mir, es war nie so als würde er mich wirklich mögen. Also was, wenn er nur mit mir spielt?" Ja, das war etwas, vor dem ich schon immer Angst hatte. Da mein Liebesleben zuvor nicht existierend war, hatte ich natürlich viel darüber nachgedacht, wie es sein würde, tatsächlich eines zu haben. Aber ich kam immer zu dem Entschluss, das keiner mich wirklich haben wollen würde und wenn schon, woher sollte ich denn wissen, dass der Kerl nicht nur Sex wollte? Woher sollte ich wissen, dass Collin nicht nur Sex wollte?
"Du wirst es nicht herausfinden, wenn du es nicht probierst. Und außerdem hast du doch nichts zu verlieren, oder?" Ich antwortete ihr nicht darauf, da ich mal wieder nicht wusste was. Deshalb wollte ich das Thema wechseln.
"Wo ist eigentlich Dylan?", fragte ich sie deshalb.
"Er ist zu Chace an den See gegangen.", mir fiel auf, dass ihr ganzes Gesicht leuchtete, wenn sie über ihn redete.
"Also läuft es ziemlich gut mit euch, oder?"
"Ich denke schon, ja. Er macht mich ziemlich glücklich."
"Dann bin ich auch glücklich.", ich griff zu ihrer Hand und drückte diese kurz.
"Du wirst das auch schaffen, Jess." Doch da war ich mir nicht so sicher.
Laura und ich redeten noch eine Weile und dann verließ ich ihr Zimmer, jedoch wusste ich nicht, was ich tun sollte. Laura wollte duschen, Chace und Dylan waren am See und ich traute mich gerade weder zu Liam, noch zu Collin. Aber gerade als ich an der Treppe angekommen war, hörte ich die Stimme meines Bruders von unten und ging deshalb ins Wohnzimmer. Er und Liam saßen auf der Couch und Dylan und Collin auf Stühlen. Natürlich hatte jeder von ihnen ein Bier in der Hand.
"Hallo, Schwesterherz!", sagte Chace sofort, als er mich sah und alle Blicke richteten sich auf mich. Bis auf Collins, der starrte einfach auf sein Bier, wovon er dann einen Schluck nahm.
"Was macht ihr?", fragte ich und tat so, als wäre nichts. Ich ging zu einem Stuhl und setzte mich darauf.
"Wir überlegen, was wir heute tun könnten. Es ist Dienstag, kein Club wird heute offen haben, erst am Donnerstag."
Es herrschte kurz Stille, doch dann schlug Collin etwas vor.
"Wir könnten zu dieser Geisterstadt fahren und uns die mal ansehen." Liam sah ihn währenddessen mit einem Todesblick an. Also die zwei sahen nicht mehr aus, als wären sie Freunde.
"Das ist doch mal ne Idee! Jess, würdet ihr Mädchen mitkommen?" Ich sah meinen Bruder nur ein wenig ängstlich an.
"Keine Angst, wir beschützen euch schon.", sagte Dylan schnell und ich wusste, dass er das eher auf Laura, als auf mich bezog.
"Sicher, weil ihr alle so starke Jungs seit.", gab ich sarkastisch zurück.
"Pfff. Du weißt das wir das sind.""Na gut, besser wie nichts zu tun.", sagte ich dann in die Runde. Zwar gefiel mir die Idee nicht sonderlich, doch den ganzen Tag auf der Hütte zu bleiben war langweilig. Und irgendwie seltsam, da mich mittlerweile keiner mehr wirklich ansah. So hatte ich mir das alles definitiv nicht vorgestellt.
"Ich sag mal Laura Bescheid. In einer halben Stunde, ist das in Ordnung?" sagte Dylan und stand währenddessen auf.
"Laura ist duschen.", erwiderte ich und er sah mich nur grinsend an. "Perfekt, ich wollte sowieso noch duschen." Okay, so genau wollte ich das jetzt auch nicht wissen.
"Ach verschwinde.", sagte Chace lachend und das tat er deshalb auch.
"Ich geh mich dann mal fertig machen.", sagte Liam ein wenig grimmig, stand schnell auf und ging ebenfalls nach oben.
"Warum ist der denn eigentlich so schlecht drauf?", fragte Chace an Collin gerichtet, doch dieser zuckte nur mit den Schultern und nahm noch einen Schluck.
"Gott, warum seit ihr alle so schlecht drauf?", das fragte er mehr sich selbst und stand auf um ebenfalls nach oben zu gehen. Also waren nur noch Collin und ich da. Gerade als ich etwas sagen wollte, einfach irgendwas, stand er auf, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
Deshalb stand auch ich schnell auf, packte ihn am Oberarm und brachte ihn somit dazu mich anzusehen.
"Warte mal kurz", sagte ich dann, "können wir kurz reden."
"Keine Zeit.", mit diesen Worten riss er sich aus meinem Griff und ging nach oben.
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Danke für's lesen :*INFO: Normalerweise update ich ja immer am Wochenende, aber ich fahre dieses Wochenende nach Venedig und komme erst am Montag wieder, deshalb weiß ich nicht, ob ich es schaffe! Wenn nicht bekommt ihr das Update so schnell wie möglich, wenn ich wieder da bin!