Neue Woche, neuer Tag, immer noch die selben Leute, die einen irgendwann nur noch nerven. Ich gehe in das Krankenhaus hinein, hole mir meine Namensschild und mache es mit einer Sicherheitsnadel an meiner Arbeitskleidung fest; Schwester Emily Hudson steht auf dem Schild, sodass mich alle meine lieben Kollegen mit meinem Vornamen ansprechen können. So soll zwischen uns ein besseres Verhältnis entstehen wie unser Chef immer so schön sagt. Aber die einzige ertragbare Krankenschwester hier ist meine Freundin Lily. Wir kennen uns seit der Grundschule, das ist eine lange Zeit wenn man bedenkt, dass wir beide schon 26 Jahre alt sind. Wir ähneln uns sehr; haselnussbraune Augen, braune Haare und ca. 1,74 m groß. Aber auch unser Verhalten ist ähnlich, der einzige Unterschied: Sie ist verlobt. Ich freue mich wirklich für sie, aber gleichzeitig zieht mich das auch runter, denn ich habe nicht so ein Glück in der Liebe. Mein letzter Freund hat mich mit so einer billigen Schlampe betrogen, danach wollte ich erstmal keinen Freund mehr. Aber jetzt schon, vor allem wenn ich abends alleine in meiner Wohnung auf dem Bett liege und nachdenke. So wie jetzt auch. Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich erst jetzt bemerke dass Lily vor mir steht. " Na du kleine Träumerin?" Sie lächelte mich an, sodass ich sofort auch lachen musste. "Hey Lily" Wir umarmten uns kurz und machten uns auf den Weg zur Intensivstation, unserem Arbeitsplatz. Ich könnte mir eine bessere Arbeit vorstellen, aber hier habe ich Lily und schlecht bezahlt werde ich auch nicht. Wir gehen zu unserem Büro um zu gucken, was wir heute alles machen müssen. Ich hab natürlich mal wieder die schlimmeren Leute erwischt, aber naja, kann man ja eh nichts dran ändern. Zuerst musste ich zu einer älteren Dame und ihr die Medikamente und das Frühstück bringen. Sie mochte mich nicht, was man auch heute wieder merkt. "Ah, sie schon wieder. Kommen sie bloß nicht näher! Sie wollen mich vergiften!" Ich schüttelte den Kopf und versuchte leise und ruhig auf sie einzureden. "Nein Frau Clarens, ich bringe ihnen nur die Medikamente." Ich ging zu ihr hin und stellte das Tablett einfach auf ihrem Tisch ab, ich wollte mich nicht schon wieder mit ihr streiten.
Nach weiteren, langweiligen Patienten durfte ich endlich meine verdiente Pause machen, da ich bei einer im Koma liegenden Patientin über eine Stunde lang bleiben musste. Als ich den ersten Schluck Kaffee getrunken hatte, hörte ich die Klingel von der Notaufnahme. Wenn diese läutete, mussten sofort alle verfügbaren Krankenschwestern in die Notaufnahme. Genervt stellte ich meine Tasse ab und eilte die Treppen runter. Dort wartete schon der Arzt. Er wies uns kurz ein und sagte uns, was wir tun sollten. Es handelte sich um Jack Cartney. Er ist sehr oft bei uns, da er Lungenkrebs hat, jedoch ging es ihm noch nie so schlecht wie heute; noch nie mussten wir dazu kommen. Nach einer halben Stunde mussten wir ihn in ein künstliches Koma legen und nahmen ihn mit zu uns auf die Intensivstation. Der Arzt kam zu mir und meinte, ich hätte die Verantwortung für ihn, da ich am wenigsten zu tun hatte. Innerlich freute ich mich, da er leicht zu pflegen war, jedoch sagte ich nur kurz "Ok" und machte mich wieder an die Arbeit. Ich bereitete die Medikamente vor uns spritze sie ihm, da er keine Tabletten schlucken konnte. Ich hatte nun endlich Zeit, ihn mir genauer anzuschauen. Er sah trotz der ganzen Schläuche immer noch sehr hübsch aus, ob er wohl eine Freundin hat? Nein, darüber durfte ich nicht nachdenken, schließlich war er mein Patient. Ich richtete die Decke und verließ das Zimmer. Da es schon spät war, machte ich Schluss, fuhr mit meinem Audi nach Hause und ging erstmal lange duschen. Ich war so fertig, dass ich nur noch schnell ein Toast aß und mich dann ins Bett legte und schlief. Schließlich würde um 6 Uhr mein Wecker klingeln.
Am nächsten Morgen ging dann mein Alltag wieder von vorne los, und das schlimmste: heute war erst Mittwoch! Ich machte mich fertig und fuhr zur Arbeit. Dort holte ich wieder mein Namensschild und ging in das Büro, dort wartete schon Lily. "Na du, hast du mal wieder Lust was mit mir zu unternehmen?" Ich ging zu ihr hin und setzte mich neben sie. "Ja klar, heute Abend Kino?" "Äh ne heute nicht, ich muss mit Phillip die Hochzeit planen. Haben einen Termin bei der Fotografin. Morgen Abend vielleicht?" "Ja ok. Um 7 Uhr vor dem Kino? Hab morgen etwas früher Schluss." "Ja das passt." Ich verabschiedete mich noch kurz und ging dann wieder zu Ja.. Herrn Cartney. Er musste fünf mal am Tag diese Medikamente bekommen und natürlich hoffen alle, dass er wieder aufwacht. Mit der Spritze in der Hand ging ich zu ihm hin und spritzte ihm die Medikamente, als er plötzlich seine Augen leicht öffnete und mich ansah. Ich vergaß alles um mich herum, er hatte so wunderschöne, blaue Augen und das schwarze Haar fiel ihm leicht ins Gesicht. Er bemerkte wohl, dass ich ihn anstarrte und versuchte etwas zu lächeln, und ich lächelte zurück. Dann rief ich den Arzt, der schnell kam und ihm die üblichen Fragen stellte: Wie heißen sie, wie alt sind sie, wie geht es ihnen und so weiter. Da er die Fragen richtig beantwortete und es ihm besser ging, machte er den Großteil der Schläuche ab und sagte, ich sollte ihm Essen bringen, also machte ich einen Teller mit etwas Brot fertig und brachte es ihm. Er saß aufrecht im Bett und der Arzt war gegangen. "Hier, ihr Essen. Guten Appetit." Ich stellte das Tablett ab und wollte gehen, da hörte ich seine Stimme. Eine wunderschöne Stimme, die etwas in mir kribbeln ließ. "Warte, bleib hier, bitte." Ich drehte mich um und ging wieder zu ihm. "Kann ich ihnen noch etwas bringen?" Ich versuchte selbstbewusst zu bleiben, aber gelang mir nicht wirklich. Er bemerkte es und lächelte. Dieses wunderschöne Lächeln, es war immer wieder schön ihn so zu sehen. "Nenn mich doch bitte Jack." Er hielt mir seine Hand entgegen und ich nahm sie, allerdings nur sehr kurz. "Ok, Jack. Ich bin Emily." "Das ist ein schöner Name." Ich lächelte kurz zurück, verabschiedete mich dann jedoch und ging, da ich weiterarbeiten musste. Seine Stimme ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf, und sein Blick erst. Ich nahm mir vor, Lily in der nächsten Pause davon zu erzählen.
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Bevor ich sterbe...
RomanceSie, die Krankenschwester, und er, der todkranke Millionär. Seit dem Augenblick, als er in die Notaufnahme kam, konnte sie ihn nicht mehr vergessen. Ob er auch so empfindet? Das weiß sie nicht, genau genommen weiß das niemand, denn er liegt nun im K...