He's my student (Teil 2)

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„Und, wie läuft es bis jetzt so mit den Schülern?", fragte Liam, während er sich mir gegenüber an den Tisch setzte. Die übrigen der wenigen Lehrer, die in der Mensa aßen, saßen plaudernd an einem anderen Tisch und hatten so vertraut ausgesehen, dass ich mich lieber nicht zu ihnen gesellt hatte – mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass es sich ausnahmslos um welche über Fünfzig handelte, mit denen ich mich vermutlich nicht wirklich unterhalten konnte.

Ich beantwortete Liams Frage mit einem Schulterzucken. „Bis jetzt läuft alles ganz okay. Ich hatte mir Zayn und Niall schlimmer vorgestellt, aber die beiden waren überraschenderweise ganz vorbildlich."

Liam lachte, während er mit der Gabel eine Erbse des Buttergemüses quer über den Teller jagte. „Das wird schon noch, keine Sorge. Am Anfang sind sie alle zahm. Was ist mit Harry Styles?"

Zuerst hatte ich Hemmungen, ihm die Wahrheit zu erzählen, aber als ich die Sorge in seinen Augen glänzen sah, begriff ich, dass er sich über diesen Jungen genauso den Kopf zerbrach. „Er ist ziemlich komisch." Ich senkte meine Stimme. „An meinem ersten Tag hier habe wohl jemanden davon abgehalten, ihn zusammenzuschlagen. Harry will mir einfach nicht sagen, wer es war, und er will auch nicht, dass irgendjemand davon erfährt, also hab ich bis jetzt Stillschweigen bewahrt. Ich möchte erst versuchen, das mit ihm zu regeln, bevor wieder alles an die Öffentlichkeit geht."

Da ich eigentlich befürchtet hatte, dass Liam aus der Haut fuhr und meinte, dass man sofort zum Rektor rennen musste, war ich angenehm überrascht, als er langsam zustimmend nickte. „Ich habe schon gehört, dass man hier in der Schülerschaft teilweise gewaltige Probleme hat mit Homosexualität. Es sind wirklich nicht alle, nur Vereinzelte, aber die sind schlimm genug, dass sich der Rest den Mund nicht aufzumachen traut."

„Das Übliche." Irgendwie schon unglaublich, oder? Da fing ich gerade erst mit meinem Job an, und schon war ich drin im schönsten Mobber-Konflikt. „Keiner will den Anfang machen und als Erster aufstehen.

Ein lautes Krachen, gefolgt von dem Klirren eines zerbrechenden Tellers riss uns aus unserer geistreichen Unterhaltung. Liam, der mit dem Rücken zum Geschehen saß, fuhr herum, während ich mich instinktiv reckte. Die Situation, die sich mir bot, war ziemlich irreführend: Dort standen Niall, Harry, ein riesiger Typ aus demselben Jahrgang und eine ältere Lehrerin mit großer Brille, die gerade ihrem kaputten Teller auf dem Boden hinterhertrauerte.

Ich wollte mich schon erheben, um nach dem rechten zu sehen, als Liam geschlagen seufzte. „Bleib sitzen. Das passiert so oft ... wahrscheinlich hat Ethan Harry blöd angemacht, dieser Horan-Hitzkopf ist natürlich sofort abgegangen, hat nach Ethan geschlagen und der hat mit Absicht Mrs. Mey angerempelt, damit Niall Ärger bekommt. Glaub mir, das erste Mal, als ich das miterlebt habe, bin ich auch sofort völlig empört aufgesprungen, aber mittlerweile habe ich gelernt, dass es sich einfach nicht lohnt. Irgendwie traut keiner Ethan zu, dass er Schwächere fertigmacht, aber anscheinend tut er es mehr als genug, sonst würde Niall nicht so reagieren."

Während ich lediglich mit halbem Ohr zuhörte, verfolgte ich Harry mit den Augen, wie er aus dem Saal stürmte und Niall dabei am Arm hinter sich her zerrte – der Typ namens Ethan half Mrs. Mey, die Scherben zusammenzuputzen und schien sich zu entschuldigen. Obwohl ich ihn heute das erste Mal sah, war er mir augenblicklich unsympathisch: Er wirkte wie jemand, der immerzu eine Schleimspur vor lauter falscher Freundlichkeit hinter sich herzog und Leute fertigmachte, wenn keiner hinsah.

Kurzerhand stopfte ich die letzten paar Bissen in mich hinein, um dann aufzuspringen. „Ich muss los. Bis später." Bevor ein entgeisterter Liam etwas entgegnen konnte, war ich schon in Richtung Tür und somit außer Hörweite gestürzt.

One Shots (Larry, Ziall, Niam, Narry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt