Leben. 15/03/16

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"Und wieder einmal bin ich von unserer heutigen Gesellschaft enttäuscht. Es wird uns Tag für Tag ein funktionierendes Land dargestellt, welches nicht funktioniert. Es werden uns Strategien vorgestellt, die nicht Strategisch sind. Uns wird ein Leben aufgezwungen, welches nicht gelebt wird.
Und das alles, weil irgendein sich wichtig tuender Politiker es so entschieden hat.
Wir werden heute geboren, um uns auf die Arbeit vorzubereiten.
Wir wurden gestern geboren, um uns auf den Tot vorzubereiten und das beste aus dem Leben zu holen. Aber das vergessen wir. In all diesem Stress. In all der Hektik. In all diesem Wirrwarr, vergessen wir zu Leben.
Wir werden jedesmal auf's neue daran erinnert, dass wir nicht mehr Leben dürfen. Wir sollen Arbeiten. Wenn wir das nicht tun, gelten wir als nichts.
Wir sollten wieder Leben. Denn das tun wir schließlich nur einmal. Wir müssen eine Balance zwischen Arbeiten und Leben finden. Ohne das eine, klappt das andere nicht. Wir müssen unsere Stimme heben und uns für unser Leben einsetzen. Wie viele kleine Moleküle sich wohl wünschen, ein Lebewesen der Erde zu sein, wenn es wieder einmal an unserem Blauen Planeten vorbei fliegt?
Wir sollten schätzen und Leben."

Das war's wohl vorerst. Ich klappte mein Schwarzes Leder Buch zu, legte es mit seinem Füller in meine Tasche zurück und verließ das Schulgelände. Die Schule war schon immer ein toller Ort zum schreiben. Zuhause kann ich meine Gedanken nicht niederlegen. Ich zähle meine schnellen Schritte, während ich meine Kopfhörer aus meiner Jackentasche heraus zog. "34,35,36,37,38...." Das ist wie ein Ritual. Bei 482 Schritten war ich an der Bushaltestelle angekommen und dann müsste ich 629 Schritte machen um an dem Mehrfamilienhaus anzukommen, in dem ich mit meiner Mutter und meinen Schwestern lebte. Und mir war alles andere danach, als diese 629 Schritte zumachen. Ich weiß, was mich dann wieder erwartet.

Unzerbrechlich StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt