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Ich habe meinen Entführer weder gesehen, noch gehört. Nur seinen festen und mich herumzerrenden Griff hatte ich gespürt. Jedes Mal tat er mir dabei weh.

Auch wenn mich der Hunger schwächte, wehrte ich mich dagegen. Jeden Tag kam er insgesamt drei Mal zu mir und legte ein Tablett mit einem Glas Wasser und etwas zu Essen neben mich auf den Boden. Wenn ich nach einer halben Stunde immer noch nichts gegessen hatte, fesselte er erneut meine Hände.

Ich zähle die Tage schon längst nicht mehr. Noch immer habe ich die Hoffnung, dass mich jemand finden und befreien wird. Ich glaubte fest daran, dass meine Familie nach mir suchen würde. Solange würde ich durchhalten müssen.

Ich hörte plötzlich das Quietschen der Tür. "Bitte...Bitte, lass mich gehen",flehe ich. Mein Entführer hebt das Tablett vom Boden auf. "Bitte!",schreie ich ihm nach. Die Tür fällt ins Schloss und ich bin wieder allein.

Den Anbruch der Nacht erkannte ich immer daran, dass mir kalt wurde. Das Beton unter meinen nackten Füßen wurde dann immer kälter. Die Stille machte mir am meisten Angst, deswegen genoss ich es, wenn es draußen regnete und ich das beruhigende Prasseln der Tropfen hörte. Sie leisteten mir Gesellschaft.

An manchen Tagen, so wie heute, fing ich an zu weinen. Es war einer dieser Momente, an denen ich an meine Familie und Freunde dachte. 

Ein ungewöhnliches Gräusch reißt mich aus meinen Erinnerungen. Ich höre zwei tiefe Stimmen diskutieren. Es scheint so, als würden sie unmittelbar vor der Tür stehen.

"Wie lange dauert es noch, bis sie bereit sind?"

Es gab also mehrere.

"Geduld. Sie sind noch zu ängstlich".

Ich lausche angestrengt und vernehme eine alte kratzige, sowie eine tiefe und raue Stimme. Welcher dieser beiden war mein Entführer? Und wofür sollte ich bereit werden?

"In zwei Tagen gehören sie ganz dir."



SerenaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt