Ich rutsche sofort weg, als ich meinen Entführer plötzlich neben mir sitzen sehe, als ich die Augen öffne. "Keine Angst",sagt er und ich lache spöttisch.
"Fass mich bloß nicht an, du Mistkerl!",warne ich ihn, doch das scheint ihn nicht zu interessieren. Stattdessen sitzt er lässig neben mir und scheint nachzudenken. Er wirkt gelassen und diese Chance nutze ich, um ihn näher zu betrachten.
Sein Gesicht war markant und er war viel zu attraktiv für einen Entführer. Das was mich am meisten interessierte, war sein Alter. Er trug keine Maske, ihn kümmerte es also nicht, ob ich ihn erkannt hatte oder nicht. Es jagte mir größere Angst ein. Wahrscheinlich ging er davon aus, dass ich ohnehin nicht frei kommen würde.
"Was willst du von mir?",frage ich. "Rede endlich!",schreie ich ihn an, sodass er mich wütend ansieht. Er bleibt stumm und schaut mich nur an. Ich halte seinem Blick stand, auch wenn es mich verängstigte. "Wirst du...wirst du mir wehtun?"
"Nein, Serena",antwortete er rau. Er sprach meinen Name so vertraut aus, als würde er mich schon eine Ewigkeit kennen. Egal, wie sehr ich mich versuchte an etwas zu erinnern, er kam mir nicht bekannt vor. "Nicht ich, sondern andere",fügt er hinzu.
"Was?",erstaunt es mich. Er sieht mich wieder an und mustert mein Gesicht. Wie aus dem Nichts, lächelt er kurz.
"Dummes Mädchen",sagt er. Ich drehe mich weg und lehne meinen Kopf an die Wand.
"Wer bist du?",frage ich erschöpft, ohne ihn anzusehen.
"Ein Freund",antwortet er. Die erste Träne kullert meine Wange hinunter.
"Kein Freund fesselt und entführt jemanden",gebe ich zurück. Der Schmerz an meinen Handgelenken wird immer stärker. "Lass mich gehen",flehe ich und kneife die Augen zusammen. Ich bin verzweifelt und ich habe keine Kraft mehr.
"Das geht nicht",antwortet er ruhig.
"Wieso? Gott, wieso? Was willst du von mir? Ist es Geld? Brauchst du Geld?",schreie ich verzweifelt und schlage meinen Kopf gegen die Wand. Ich spüre seine Hand, die an meine Wangen greift und mich harsch zu seinem Gesicht dreht.
"Es gibt Menschen, die dich tot sehen wollen",setzt er an. Hysterisch atmend sehe ich ihn an. Diesmal höre ich ihm zu. "Und ich tue dir nur einen Gefallen. Du gehörst jetzt mir, ist das klar?"
"Wirst du mich umbringen?",winsele ich und merke wie meine Tränen auch seine Hände erreichen. Er streicht über meine nasse Haut. Ich schließe ängstlich die Augen. "Bitte",flehe ich. "Fass mich nicht an."
"Serena, sieh mich an",drängt er und greift fester um mein Gesicht. Ich heule lauter. Ich habe Angst. Angst vor ihm. "Sieh mich an",raunt er. Ich reiße die Augen auf. Angestrengt runzle ich die Stirn. Mein Herz pocht schneller.
"Du kommst nicht mehr nach Hause. Akzeptiere das und wir beide haben es leichter",sagt er. Ich schüttle hastig den Kopf. Niemals würde ich die Hoffnung aufgeben, jemals wieder nach Hause zu kommen. Niemals.
"Du bist ein widerlicher Bastard und jetzt lass mich los",fauche ich ihn an und winde mich. Jetzt habe ich ihn verärgert. Er lässt von mir ab und verlässt den Wagen, ehe er einen Schlüssel holt und die Ketten an meinen Armen und Beinen löst. "Wohin bringst du mich?",frage ich,als er mich packt und über seine Schulter wirft. Ich strample mit meinen Armen und Beinen, schlage immer wieder auf seinen harten Rücken, doch erfolglos.
Wir betreten einen Raum mit Holzboden. Plötzlich setzt er mich ab und drückt mich an seinen Körper. Seine Hände gleiten sanft an meinen Rücken, ehe die eine hinter mir an etwas herumfummelt. Ich atme schnell und halte mir die Hände an das Gesicht. Wird er mich vergewaltigen?
Etwas warmes legt sich um meine Schultern. Er hat mir eine Strickjacke gegeben, die ich besitzergreifend festhalte. Seine Brust ist noch unmittelbar vor mir. Keine seiner Bewegungen ist gewaltsam oder verletzend. Sie sind sanft und das verwirrte mich. Er würde mich vergewaltigen.
Er tritt von mir ab und zum ersten Mal blicke ich in den Raum, in dem ich mich befinde. Es wirkt wie ein kleines Apartment. Eine offene kleine Küche, eine Couch und sogar ein Bett. Es gibt keine Fenster und ich entdecke eine kleine Treppe die nach oben führt. Die einzige Tür die hinausführt ist eine schwere Metalltür mit einem Zahlencode daran.
Er zieht sich das T-Shirt mit einer Hand aus und wirft es in einen kleinen Wäschekorb. Ich weiche zurück. Sein Rücken ist mit Narben und Verbrennung übersät. Sie verunstaltenden seine Haut. Doch meine Angst verschwand, als er sich ein neues T-Shirt überzog und sich zu mir umdrehte.
"Willkommen zuhause",sagt er und öffnet präsentierend die Arme. Ich lasse meinen Blick nochmal durch den Raum schweifen. Was hatte das zu bedeuten? Würde er mich also nicht mehr anketten, sondern hier leben lassen?
"Solange ich da bin, darfst du dich frei bewegen, wie du willst. Wenn ich weg bin, musst du an die Leine",sagt er und muss bei seinem letzten Satz schmunzeln. Ich runzle die Stirn. Bastard. "Verstanden?",drängt er und kommt einen Schritt auf mich zu. Ich weiche zurück und greife fester um die Jacke. Hastig nicke ich, um ihn davon abzuhalten, sich mir zu nähern.
"Hast du Hunger?",fragt er und geht auf die kleine Küchenzeile zu. "Natürlich hast du das",macht er sich wieder über mich lustig. Ich kauere mich auf das Bett, winkle die Beine an und bette meinen Kopf auf meine Knie. Was hat er bloß vor?
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Serena
RomanceEntführt. Sie taten alles, um mich zu finden. Im Glauben daran, dass ich schreckliches erleiden musste. Doch was sie nicht wussten war, dass ich nur von ihm und von niemand anderem sonst gefunden werden wollte. Etwas so falsches, fühlte sich plötzl...