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Bücher. In dem kleinen Apartment steht ein breites Buchregal, gefüllt mit Klassikern. Ich las sehr gerne und freute mich für einen kleinen Augenblick. Ich griff nach einem Buch und strich sanft über die Seiten. Ein vertrautes Gefühl. Ich kauert mich zurück in die Ecke des Bettes und las die ersten Seiten, bis ich es, ohne es zu wissen, in die Nacht hinein tat.

"Serena",rief er nach mir und ich schreckte hoch. Mein Kopf schnellte in seine Richtung. Er hatte mich vermutlich schon mehrmals gerufen. 

"Du hast nichts gegessen",stellte er fest. Ich hatte mir vorgenommen nicht mehr mit ihm zu reden. Alles, das aus seinem Mund kam, waren erbärmliche Lügen. Darauf konnte ich gut verzichten. Vielleicht sah er irgendwann ein, was für ein hoffnungsloser Fall ich war und würde mich gehen lassen. Noch war ich bei Vernunft. Ich gab die Hoffnung nicht auf. 

Ich schlug mein Buch wieder auf und gab vor darin zu lesen. Doch das war unmöglich. Er verschwand einfach nicht, sondern starrte mich an. Plötzlich griff er unter das Bett und zog die Kette hervor. Ich zog meine Beine an und umklammerte sie. Für einen kurzen Moment sah er mich nur so an, genauso wie ich es tat. 

"Ich muss gehen",sagt er und streckt mir seine Hand entgegen.

"Ich werde nicht weglaufen",sage ich, doch das erwidert Zane mit einem Schmunzeln. 

"Süß."

"Ich schwöre",versuche ich ihn zu überzeugen. Zane leckt sich kurz über die Lippen. 

"Ich bin schon spät dran, Prinzessin",mahnt er mich mit äußert tiefer Stimme. "Spiel keine Spielchen."

"Die Ketten schneiden mir in die Haut. Guck",sage ich und zeige ihm meine aufgeschürften Handgelenke. Ich hatte das Gefühl, dass wenn ich ihm sagte, dass mir etwas wehtat, bei ihm ein Schalter umgelegt wird. Im Van hatte er auch sofort von meinem Gesicht abgelassen.

"Serena",seufzte er plötzlich. Sein Wangenknochen pulsieren. "Ich verliere die Geduld."

"Sie tun weh",sage ich gespielt. Ich will testen, wie weit ich mit dieser Masche kommen kann.  "Nur bis meine Hände wieder geheilt sind",flehe ich ihn an und halte seinem Blick stand. Zane runzelt die Stirn, packt mich am Arm und kettet mir die erste Handschelle um. 

"Fick dich!",schreie ich und trete ihm in den Bauch. Er brummt leise. Ignoriert meinen Tritt und kettet mich ganz fest. "Du Mistkerl!",schreie ich ihm nach. Zane greift nach seiner Jacke und schlägt die Tür so laut zu, dass ich nach seinem Verlassen des Hauses, anfange zu weinen. 

Zwei Stunden sind jetzt vergangen und er ist immer noch nicht zurück. Ich stehe auf und beschließe zu überprüfen, wie weit ich mit den Ketten komme. Gerade Mal aus dem Bett. Seufzend setze ich mich auf die Bettkante und betrachte meine Fingernägel. Mein Körper ist verschmutzt und ich rieche unangenehm. 

Sofort steigt mir die röte ins Gesicht, wenn ich daran dachte, wie nah Zane mir war. Dass ihn mein Körpergeruch nicht ekelte. So viel Blut wie er schon vergossen hat, wundert es mich nicht.
Meine Träume werden immer verrückter. Dass Zane darin auftauchte, überzeugte mich nur mehr davon, dass er ein abegefucktes Schwein war, dass zu meinem Unglück einem Sexgott ähnelte. Von Außen vielleicht. Seine ganze Gestalt widerte mich an. Hätte ich die Möglichkeit, würde ich ihn umbringen. Ohne zu zögern. 

Ich saß auf dem Boden und hatte die Augen geschlossen, als plötzlich die Tür aufging. Ich stellte mich schlafend. So würde er nicht mit mir reden. 

Ich hörte seine Schritte. Jetzt kam er auf mich zu und blieb stehen. Ich versuchte so wenig wie möglich mit den Augen zu zucken. Meine Atmung regelmäßig zu halten. Dabei biss ich mir auf die Zunge. Ich war unter gewaltigem Druck und er stand vor mir. 

Plötzlich spürte ich seine kalten Finger an meinen Knöcheln. Da ich die Augen geschlossen hatte, stieg mir sein Geruch in die Nase. Genau das Gegenteil von meinem. Ein befreiendes Gefühl legte sich um meine Haut, als er auch die Ketten an meinen Händen entfernte. 

Ich hörte ihn die Stufen hinaufgehen und öffnete schnell die Augen. Als ich auf seinen Rücken blickte, musste ich mir das Aufschreien verkneifen. Sein weißes T-Shirt war komplett übersät mit roten Flecken. 

SerenaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt