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Ich hatte Fieber. Mir war kalt und trotzdem brannte meine Haut wie Feuer. Ständig träumte ich unsinniges Zeug. Manchmal sah ich meinen Vater oder meine Mutter. Dann mich, in einem entsetzlichen Zustand. 

Ich lag im Bett und atmete schwer. Das Ticken des Sekundenzeigers machte mich wahnsinnig, sodass ich mir irgendwann die Ohren zuhielt. Es schien immer lauter zu werden, dabei war es im Raum ganz still. 

Ich hörte eine tiefe Stimme sich räuspern und schreckte hoch. Das Ticken verstummte und auch ich nahm jetzt die kalte Stille wahr. Man hörte meinen Atem, nur meinen. Zane sah mich an. Und ich sah ihn an. Plötzlich verließ mich die Angst. Die Einsamkeit war schrecklicher, als seine Nähe. 

"Ich brauche Medikamente",wispere ich kraftlos. Ich bin komplett durchgeschwitzt. "Bitte",erwidere ich sanft. Zane stand auf, griff nach seiner Jacke und drehte sich noch einmal um, bevor er das Haus verließ. Ich atmete schwer. Der Schmerz in meiner Brust wurde stärker. 

"Bin gleich wieder da, Prinzessin",sagte er rau und trat hinaus. Ich warf den Kopf zur Seite und musterte den Raum. Es war hier immer aufgeräumt. Ich beobachtete Zane oft dabei, wie er das Geschirr direkt wegräumte oder seine dreckigen Klamotten direkt in den Wäschekorb schmiss. Jede seiner Bewegungen wirkte stets kontrolliert und alles genauestens durchgeplant. Was verleitet ihn zu solch einer Disziplin?

Mein Blick blieb an einem silbernen Koffer hängen. Er stand neben einer Kommode und war halb offen. Entweder täuschte mich mein Verstand oder es war mir tatsächlich möglich, den Koffer zu erreichen. Ich richtete mich mühsam auf und krabbelte wortwörtlich auf dem Boden entlang. Mit den Fingerspitzen ergriff ich das kalte Metall und zog es zu mir hinüber. 

Neugierig hob ich den Deckel. Ein Laptop, ein USB-Stick und eine Mappe lagen sorgfältig platziert darin. All diese Dinge in einem einzigen Koffer. Mir war sofort klar, dass es sich hierbei um etwas besonderes handelte. Genau aus diesem Grund hatte ich auch Angst, es gefunden zu haben.

Ich blickte zu der Metalltür und anschließen zu der Uhr. Vielleicht würde er mehr als eine halbe Stunde brauchen und das würde mir reichen.

Mit zitternden Händen zog ich den Laptop aus dem Koffer und platzierte es auf den Boden. Da es ein MacBook war, wusste ich glücklicherweise damit umzugehen. Das übliche Startsignal ertönte und ich blickte auf einen einzigen Account. Gesperrt. Seufzend fahre ich mir durch die Haare. Ich hätte es ahnen müssen.

Seit Minuten saß ich vor dem Teil und überlegte, doch mir fiel nichts ein. Um darauf vermuten zu können, welches Passwort Zane benutze, musste ich ihn besser kennen. Und das tat ich nicht.

Ich wandte mich dem Koffer zu und griff nach einer Ledermappe in Bordeaux. Mit zitternden Händen öffnete ich es an der Seite und schlug es auf.

Mein Atem stockte, als ich das Innere dieses Heftes erblickte. Heiße Tränen liefen mir über die Wange, meine Haut wurde übersät von einer unangenehmen Gänsehaut.
"W-Was ist das?", wisperte ich und blickte auf eine Akte mit meinem Namen. Darin fand ich alle möglichen privaten Angaben über mich, sowie Fotos und Zeugnisse.

Einige Seiten danach stieß ich auf die Akte meines Vaters und schließlich der meiner Mutter. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und versuchte zu einer normalen Atmung zu finden. Wenn es Zane war, dem diese Akte gehörte, war er nicht nur mein Entführer, sondern auch ein widerlicher Stalker, der mehr über mein Leben wusste, als ich es vielleicht tat.

Ich blätterte zurück auf die Akte meines Vaters und öffnete ein kleines Mäppchen. Fotos fielen heraus. Ich begann zu schluchzen und nahm zitternd die Bilder in die Hände,  auf denen mein Vater zu sehen war. Man hatte ihn observiert. Wie er sich mit Geschäftsmännern traf, ihnen die Hand schüttelte, wie er mit meiner Mutter essen war und auch mich.
"Dad, stimmt es, was er sagt?", schluchze ich und streiche über das Bild. Meine Tränen wollen nicht aufhören zu fließen. 

Ich stecke die Bilder zurück und blättere weiter. Das war meine einzige Chance mehr über Zane herauszufinden und nochmal würde er diesen Koffer bestimmt nicht vergessen.

Ich wischte mir die Tränen vom den Wangen und las ein ganz besonderes Blatt mit der Überschrift

  Mahnung. 

Ich überflog die Seiten und mir stockte der Atem, als ich die Summe darauf sah. 
5 Millionen Dollar. Ich blätterte auf die nächste Seite. 3 Millionen. Und weiter. 500 Tausend. Ich blätterte und blätterte und immer wieder stießen mir gewaltige Summen ins Auge.
"Dad", winsle ich und schüttle ungläubig den Kopf. Zane hatte nicht gelogen. Es war schwarz auf weiß. Mein Vater schuldete einer Menge Leute, eine Menge Geld.

Ich las von Drogengeschäften, Waffenhandel und Bestechung. Mehrere Minuten saß ich da und deckte ein weiteres Geheimnis, meines Vaters auf. Das alles wäre mir nicht möglich gewesen, wenn Zane mich nicht entführt hätte.  All die Lügen,  ich hätte sie niemals erfahren.

Ich blätterte auch die Akte meiner Mutter durch und auch hier war ein weiteres Mäppchen vorhanden. Was für Bilder würden mich hier erwarten? Entschlossen schüttelte ich die Mappe und hielt mir die Hand vor den Mund, als ich Fotos meiner Mutter in ihrem Bett entdeckte. Mit ihr und einem Mann. Und dieser Mann war nicht mein Vater.

Ich rutschte vom Koffer und verkroch mich in eine Ecke. Laut weinend und schluchzend kauerte ich mich zusammen. Das ist nicht wahr. Das kann nicht sein. Meine Eltern - die Menschen in meinem Leben, denen ich blind vetraute. Wer waren diese Leute? Ich erkannte meine eigene Familie nicht wieder.

Ein weiterer USB - Stick lag zwischen den Fotos. Ich nahm in zwischen meine zittrigen Hände und las etwas darauf.

Serena

Ich hielt den Atem an. Was hatte das zu bedeuten? Ich griff nach dem Laptop und gab wild irgendwelche Geburtstage meines Vaters, meiner Mutter und andere mögliche Passwörter ein. Doch es funktionierte nicht. Ich wollte wissen, was sich auf diesem Stick befand. "Scheiße!", fluchte ich und fuhr mir durch das Haar.

Ich bin so nah dran und ein beschissenes Passwort hindert mich daran. Warum konnte mir Zane diese Daten nicht einfach zeigen? War er es überhaupt, der diese alle gesammelt hatte?

Mir blieb nichts anderes übrig als den Koffer zurückzustellen und darauf zu hoffen, dass Zane ihn dort lassen würde.

SerenaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt