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 Als Zane nach einer halben Stunde zurückkam, saß ich auf dem Bett und dachte nach. Er hatte mich entführt, weil mein Vater ihm Geld gestohlen hatte. Jetzt will er Lösegeld von meiner Mutter. Und um sich zu rächen, nimmt er mich als Geisel. Was passiert nachdem meine Mutter ihn auszahlt? Wird er mich umbringen? Wie will er fliehen? 

Ich schaue zur Tür und sehe ihn mit verschwommenem Blick an. Als er mir nah genug war, sprang ich auf und packte ihn am Kragen. "Du wirst mich umbringen, oder?",schrie ich ihn an und starrte ihm in sein erstauntes Gesicht. "Wenn du das Geld hast, wirst du mich umbringen!"

Ich verlor den Verstand. Ich konnte nicht mehr klar denken. Angst, Wut, so viele Fragen. Er hatte mich von sich stoßen können, denn ich war ihm körperlich um das Millionenfache unterlegen. Doch plötzlich spürte ich seine großen Hände an meinem Rücken. Ich sog scharf die Luft ein. 

"Serena",raunt er. Ich bin wie benommen. Meine Knie werden weich. Sein Gesicht streift meine Wange, bis seine Lippen ganz dicht an meinem Ohr sind. Meine Hände liegen auf seinen Schultern und vergraben sich in seinem T-Shirt. Ich will ihn von mir schieben, doch...ich kann nicht. 

"Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir einen Gefallen tue",fährt er fort und streicht mir über die Wirbelsäule. Ich zucke zusammen und wimmere. Dieses Gefühl macht mir Angst. "Wenn du aufhörst, dich gegen mich zu wehren, passiert dir nichts."

Ich vergrabe mein Gesicht in seine Schulter und weine leise. "Du gehörst mir. Und nochmal lasse ich mir nicht wegnehmen, was mir gehört."

Mit diesen Worten packt er mich fester an der Taille und trägt mich aufs Bett, ehe er mich sanft hineinlegt. Er holt eine Verpackung hervor und tröpfelt die Flüssigkeit in den kleinen Messbecher. Seine Hand schiebt sich vorsichtig unter meinen Nacken und richtet meinen Kopf etwas auf, sodass ich trinken kann. Die Medizin schmeckt scheußlich. Ich verziehe das Gesicht und sehe ihn schmunzeln. Was für ein nettes Schmunzeln. Was für ein schönes Schmunzeln. Auf den ersten Blick wirkt Zane gar nicht so böse, wie er ist.  

"Meine Mutter",setze ich an. "Hat...Hat sie dir schon etwas angeboten?",frage ich stotternd und versuche meine Tränen zurückzuhalten. 

"Dazu müsste sie erstmal wissen, dass du bei mir bist",antwortet er. Verwirrt richte ich mich vorsichtig auf. 

"S-Sie weiß es nicht? Wie willst du dann an Lösegeld kommen?",frage ich entsetzt. Zane verschließt die Packung und stellt sie auf den kleinen Nachttisch. 

"Lass das meine Sorge sein, Prinzessin",erwidert er knapp und sichtlich angepisst. Er steht auf und zieht sich die Lederjacke aus. 

"Wo ist da der Sinn? Wieso sagst du es ihr nicht und lässt mich endlich gehen?",schreie ich jetzt. 

"Weil!",verliert er die Kontrolle und durchbohrt mich mit seinen tobenden Augen. "Weil ich es ihr nicht so leicht machen will."

"W-Wieso...D-Du wärst mich los und hättest dein Geld...ich...ich verstehe nicht",stotterte ich.

"Dummes Mädchen",sagt er rau. 

"Nenn mich nicht so!",schnauze ich ihn an und stehe auf. Die Ketten an meinen Beinen wirken jetzt schwerer als sonst. Zane's Blick wandert über meinen ganzen Körper. Abfällig. "Ich will nach Hause!",schreie ich.

"Ich weiß."

"Dann lass mich gehen. Sie wird dir mehr geben, als du vielleicht erwartest."

"Es geht nicht nur um's Geld."

"Was denn noch?",beginne ich zu weinen und fahre mir durchs Haar. "G-Gefällt es dir, mich hier so leiden zu sehen?"

"Ich bin kein Sadist",sagt er rau und streicht sich über das Kinn. "Ich schlage keine Frauen",fügt er hinzu und ich lache spöttisch.

"Du kettest mich fest und zerrst mich herum, du elender Mistkerl!",brülle ich und ziehe dabei demonstrativ an den Ketten, an meinen Armen. 

"Du hast mich versucht umzubringen",sagt er völlig gelassen. 

"Du hast mich entführt!",schreie ich zurück. 

"Kein Grund gleich persönlich zu werden",knurrt er und lächelt verschmitzt. Ich atme tief ein und wieder aus. 

"Du bist...",setzte ich an, doch gleich darauf schnellt seien Hand auf den Tisch und ich zucke zusammen. 

"Vorsicht, Prinzessin",raunt er und kommt auf mich zu, doch ich weiche nicht zurück. Mir ist klar, dass Zane mich nicht schlagen wird. Ich versuche ihn nur zu provozieren, doch dieser Mann ist die Ruhe selbst. Wie weit kann ich bei ihm gehen? 

"Ich hab keine Angst vor dir",lüge ich und rühre mich nicht. Zane steht wenige Zentimeter vor mir und mustert mein Gesicht. Sein Lächeln entblößt seine weißen Zähne. 

"Gut Baby, ich nämlich auch keine vor dir",raunt er und leckt kurz über seine Lippen. Für ihn das alles ein Witz. Ein schlechter Witz, der ihn mehr als amüsiert. "Was hältst du von einem kleinen Spiel?"

Ich spüre ein Kribbeln im Bauch. Zane hat eine gewisse Wirkung auf mich. Ich will nicht zugeben, dass seine Attraktivität durchaus auch bei mir Spuren hinterlässt. Kann man das denn als Attraktivität beschreiben? Wohl eher total heiß. So total-heißer-psychisch-gestörter-Entführer-den-ich-vermutlich-süß-finden-würde-wenn-er-kein-Krimineller-wäre heiß.

"Spiel?",entfährt es mir mit einer piepsigen Stimme, was sein Grinsen nur noch verstärkt. 

"Ja, ein Spiel",antwortet er und mustert mein Gesicht. Ich gehe einen Schritt auf ihn zu. Meine Brust berührt fast seine. 

"Was springt für mich dabei raus?",frage ich. Zane fixiert meine Lippen.

"Ein kleines Telefonat mit deiner geliebten Mutter, wie klingt das?",knurrt er gefährlich. Ich reiße die Augen ungläubig auf. 

"Veraschst du mich?",frage ich nervös, doch Zane schüttelt den Kopf. "Ich spiele nur fair",sagt er. 

"Gut",gehe ich auf sein Angebot ein. "Was wenn ich verliere?",frage ich und plötzlich fängt er an zu Grinsen. 

"Wenn du verlierst, Serena",setzt er an und greift um meine Taille. "Spielen wir das Spiel nochmal. Solange, bis du gewinnst."

Ich runzele die Stirn. "Was?",frage ich verwirrt. "W-Was ist das für ein Spiel?"

"Verlässt ein Geräusch deine Lippen, verlierst du. Bist du still, gewinnst du",erklärt er, doch ich verstehe immer noch nicht, was er meint. 

"Wobei?",frage ich erneut. Zane ergreift meine Wange. Sein anderer Arm umfasst meinen Körper so fest, dass es mir unmöglich ist, ihm zu entfliehen. 

"Fertig?",fragt er leise. Mein Herz pocht mir in den Ohren. Ich verstehe nicht. Was will er von mir?

 "Und los",wispert er gegen meinen Hals und gleich darauf spüre ich seine vollen Lippen auf meiner heißen Haut. Meine Hände pressen gegen seinen Bauch, doch keine Chance. "Ah",entfährt es mir. Ich spüre, wie er leicht lacht. 

"Verloren",flüstert er fast und lässt mich mit einem Mal los. Seine ganze Wärme und Kraft verlässt meinen Körper. "Leichter als gedacht, Serena Baby."

Zane greift nach seiner Jacke und steigt die Stufen hinauf. Ich fixiere seinen Rücken und gleite langsam auf den Boden. Zitternd fasse ich mir an den Hals und atme schwer. Ich schwitzte und schüttelte den Kopf. So ein Spiel also, ja?

 Etwas so schreckliches, hatte sich so gut angefühlt. 

SerenaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt