o1. prolog

28 2 0
                                    

o1. prolog




Der kühle Wind wehte ihr durch das offene Fenster ins Gesicht, der Blick stur nach draußen gerichtet. Um sie herum herrschte Unruhe. Die Schüler redeten wie immer durcheinander, sodass man sich auf keinen richtig konzentrieren konnte. Doch das wollte sie auch nicht. Es interessierte sie nicht sonderlich.

Sie beobachtete lieber die Vögel, die auf den Ästen des Kirschbaumes, direkt vor dem Fenster des Klassenraumes, landeten. In ihrer Hand hielt sie einen Stift, welchen sie in einem unbewussten Takt leicht auf den Tisch hauen ließ.

»Und Juna, wie sieht es bei dir aus?«
Juna schreckte zurück, völlig aus ihren Gedanken geworfen, als ihr Lehrer vor ihrem Tisch stand und ein Buch hatte drauf fallen lassen. Vor Schreck fiel ihr der Stift aus der Hand und rollte unter dem Tisch, zwischen ihre Füße.

Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie er den Raum betreten hat und die Schüler ruhiger geworden sind. Verwirrt sah sie ihn an.

»Was meinen sie?« Juna wusste nicht, worüber er und die Schüler gerade gesprochen haben. Ein paar Mädchen fingen an zu kichern, machten sich darüber lustig, dass Juna schon wieder 'geträumt' hatte. Doch die Schülerin ignorierte es einfach.

Ihr Lehrer schüttelte den Kopf und setze sich wieder an seinen Pult. Danach blickte er Juna an.
»Wir haben gerade über eure Praktikumsplätze gesprochen und mich würde interessieren, ob du dir auch endlich mal einen gesucht hast. Das Thema hatten wir ja schon letzte Woche, nicht wahr?«

Juna blieb still. Jetzt fiel ihr wieder ein, was sie vergessen hatte. Mist, hallte es in ihrem Kopf.

Ihre Klasse wird in Kürze ein vierwöchiges, schulisches Praktikum machen. Und sie ist natürlich die Einzige, die sich noch um keinen Praktikumsplatz gekümmert hatte. Juna sagte ihrem Lehrer immer, dass sie bei einigen nachgefragt hatte, man jedoch niemanden bräuchte. Doch das war gelogen.

Um ehrlich zu sein hatte Juna nicht einmal eine Ahnung, was sie später überhaupt machen möchte. Darum wusste sie auch nicht, wo sie ihr Praktikum machen sollte. Ihre Eltern wissen von alledem nichts, da Juna noch kein Wort darüber gesprochen hat. Bei ihrem Lehrer konnte sie sich auch meistens gut raus reden, sodass er Junas Eltern auch nicht kontaktiert hatte.

»Aus deinem Schweigen entnehme ich, dass du dir noch immer keinen Kopf darüber gemacht hast. Ich glaube, du weißt gar nicht wie wichtig dieses Praktikum für euch ist. Ihr werdet dadurch wichtige Erfahrung für euer Berufsleben sammeln.«

Jetzt geht das wieder los, dachte Juna sich nur und versuchte ihre Augen nicht zu verdrehen. Sonst würde sie nur eine noch längere Predigt zu hören bekommen und dafür hatte sie gerade keinen Kopf.

»Muss Juna jetzt kein Praktikum machen, nur weil sie sich um keins kümmert?« Ein Junge, aus der letzten Reihe hatte diese Frage gestellt. Offensichtlich passte ihm das nicht.

»Keine Sorge. Ich habe mir schon gedacht, dass Juna sich nicht darum kümmern wird. Und da das Praktikum Pflicht ist, habe ich dir ein schönes rausgesucht. Es war das letzte, was noch keinen Praktikant hat, obwohl sie Hilfe gebrauchen könnten. Komm bitte nach der Stunde in mein Lehrerzimmer und ich werde dir alles sagen und mitgeben, was du brauchst.«

Mit diesen Worten beendete er das Gespräch über das Praktikum und fing mit dem Deutschunterricht an.

____

© coldspirit

𝐡𝐨𝐦𝐢𝐜𝐢𝐝𝐚𝐥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt