Kapitel 1

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Acht Jahre später...

"Ainara! Komm her!", das ist mein Dad. Ich schwinge die Beine aus meinem Bett und renne die Treppe runter, die direkt ins Wohnzimmer führt. Ich stehe in kurzer Hose und Bauchfreien Top vor meinem Dad. Meine beiden Halbbrüder Mateo und Diego sind auch schon am Esstisch versammelt.

"Es steht ein großer Deal bevor und ich brauche euch. Nira, du sollst das Haus in der Zeit bewachen. Lass niemanden herein oder das Grundstück betreten. Mateo und Diego, ihr beiden unterstützt mich. Gozalo schuldet mir noch einiges an Asche." Na toll. Gozalo ist DER Gang-Boss. Er ist der Drogenking  und hat die meisten Menschenleben aufm Konto. Seine Gang nennt sich "Serpiente", die Schlange. Das Gangzeichen ist eine Schlange, die ihr Maul weit aufreißt und die spitzen Zähnen glitzern. Sie tragen das Tattoo an der rechten Hüfte. Die Gang meines Dads ist die zweit größte. Wir nennen uns "Escorpión" (Skorpion). Ein Skorpion prangt bei uns auf dem rechten Schulterplatt. So auch bei mir. Ein großer Deal findet nie ohne meinen Dad und seiner Gang statt. Meine großen Halbbrüder sollen die Gang später übernehmen. Er traut es mir wohl nicht zu. Ich bin auch das einzige Mädchen in der Gang. Die erste Zeit wurde ich ständig verhöhnt und angetatscht. Dad unternahm etwas dagegen. Er besorgte mir einen Leibwächter. Alex ist ein großer Typ mit dunkler Latinohaut, die ich ebenfalls habe. Er ist muskulös und hübsch. Er hat eine Freundin nach der anderen und keine lässt er zu nah an sich ran. Ich hatte noch keinen Freund, dafür sorgen meine Brüder.

Am Montag soll der Deal laufen. Den Sonntag kann ich also noch in Ruhe genießen. "Nira!", Mateo stürmt in mein Zimmer. "Was?" fahre ich ihn genervt an. "Aufnahmeritual! Du darfst stechen, hat Dad gesagt!", "Sí? Uiii!", ich bin total aus dem Häuschen. Meistens steche ich die Tattoos, da ich ein künstlerisches Händchen habe. Ich ziehe mir schnell etwas an, dass meinen Körper besser betont. Meine üppige Oberweite verstecke ich nie. Auch meinen wohl geformten Arsch nicht. In der Schule bin ich nicht besonders beliebt. Zu mindestens bei den weißen Schlampen nicht. Die sind nur eifersüchtig auf meine Kumpels, weil sie so gut aussehen, aber nie einen abbekommen. Ich gebe gerne mit ihnen an. Miguel ist der Käpt'n unserer Football-Mannschaft und Diego der Macho schlecht hin. Mateo und ich sind auf der gleichen Wellenlänge. Durchschnittliche Noten, keine Besonderheit, aber wichtige Personen innerhalb der Escorpions. Ich renne meinem Bruder hinter her, welcher schon auf mich wartet. "Los Nira!" schreit er mich an. Ich verdrehe nur die Auge und zieh meine High Heels an. Ich schwinge mich hinter Diego auf das Motorrad und wir fahren los. Drei Motorräder fahren die Straße entlang, die direkt zu einem alten Bahnhof führt. Der alte Bahnhof liegt abgelegen und ist unser Lager.

Das neue Mitglied wird mir Augenbinde in den gefüllten Raum gebracht und mit Bier und Schreien überschüttet. Bei unserem Aufnahmeritual muss man die Augenbinde so lange auflassen, bis er Loyalität geschworen hat. Dann bekommt er das Tattoo. Ich stehe schon bereit mit der Stechmaschine und freue mich über ein weiteres Mitglied in unserer Runde. "Ruhe!" ruft mein Vater. "Wer ist der Neue?" fragt er und schleicht um ihn herum wie ein Raubtier um seine Beute. "Ich bin Pedro Garcia. Ich komme hier aus der Gegend und mein Vater José ist auch in deiner Gang." sagt der Neue schlicht und gelassen. "Schwöre mir Loyalität dein Leben lang und jeden Dienst zu erfüllen. Keine Beziehung mit einem meiner Gangmitglieder anfangen!", "Ich bin nicht schwul!" trotzt der Junge. Ich lasse ein schallendes Lachen über meine Lippen kommen und nähere mich seitlich dem Neuling. "Schwörst du es?" frage ich ihn. "Ja, ich schwöre.", "Sehr schön." Mein Vater klatscht in die Hände. Das Tuch wir abgenommen. Als mein Blick auf den Jungen fällt, verschlägt es mir die Sprache. Scheiße sah der gut aus. Na gut, Nira. Nichts anmerken lassen. "Hinlegen", flüstere ich Pedro ins Ohr. Sein Atem stockt, aber lässt sich auf den Boden nieder. Ich ziehe ihm sein T-Shirt aus. Ich kann seine Anspannung spüren. Als ich die Stechmaschine ansetze, sagen ich unter dem surren: "Damit du mich nicht vergisst!" und fange an zu stechen.

Badgirl und Nerd, geht das überhaupt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt