After all

Kapitel 2

Dies war mein Reich. Das neue Regime hatte mir eine kleine, nette Farm mitten im Wald ermöglicht, auf der ich tun und lassen konnte, was ich wollte. Ich schloss die Tür auf, trat ein und zog mich als allererstes um. Ich hasste diese schwarzen Anzüge. Gemütlicher gekleidet schlenderte ich nun über den Sonnen beschienenen Hof und traf auf Lara.

Sie war so etwas wie meine Haushälterin, aber eigentlich eine sehr gute Freundin, der ich meinen Hof anvertraute, wenn ich nicht dort sein konnte. Sie war wohl bei den Hühnern gewesen, denn ein Korb an ihrem Arm war gefüllt mit Eiern. Wir begrüßten uns und sie zog mich mit sich, um mir ein neugeborenes Lämmchen zu zeigen.

Wie ruhig es hier doch war. Die Ruhe im Auge des Sturms. Ich war stolz, auf das kleine Refugium, das ich mir hier hatte schaffen können. Hier hatte es schon lange keine Anschläge mehr gegeben und der Gedanke beruhigte mich.

Die letzten in der Nähe waren vor zwei Jahren gewesen und auch schon in Frankreich. Beziehungsweise, das, was mal Frankreich gewesen war. Im Grunde war es Neu-Britanien geworden, was dem Land aber nicht zum Verhängnis wurde. Die französische Kultur war nicht gänzlich unter gegangen, im Gegensatz zu ganz anderen Gebieten auf der Welt.

Die Revolution hatte ihre Narben hinterlassen.

Ich ließ mich mit Lara zum Abendessen nieder und wir redeten ein wenig über den Tag. Plötzlich piepste der kleine Knopf in meinem Nacken und ich schaltete ihn ein. ,, Miss W? Bitte kommen.''

Ich stöhnte vernehmlich. ,, Wo sind sie gerade? Wir müssen dringend reden!'' - ,,Bei mir zuhause. Wo solls denn hingehen, Sir?'' antwortete ich entspannt. ,,Kann ich ihnen nicht verraten. Machen sie sich fertig, wir holen sie in 10 Minuten ab.'' Das Gerät fiepte und verstummte. Lara sah mich erschrocken an. ,,Das klang ernst, Missi.'' ,,Naja, die Jungs sind manchmal ein wenig theatralisch.''

Aber Lara hatte recht, geheime Standorte und plötzliche Einsätze waren eigentlich nicht mehr üblich.

Ich schritt schnell ins Schlafzimmer, klappte den Schrank auf und schlüpfte in den schwarzen Kampfanzug meiner Einheit. Ich ließ meinen Blick über mein Waffenarsenal gleiten und packte unschlüssig geworden, nur die Standartausrüstung ein.

Mein Handy klingelte. Überrascht hielt ich inne und hob ab. ,,Missi? Ja hier ist Niko... ähm, ganz dumme Nachrichten..! *nervöses Kichern* Ist es illegal Wachtautos anzusprayen?'' ,,WAS?!'' Ich war fassungslos, wieder einmal kollidierten zwei Welten, die nichts mit einander zu tun hatten. ,,Naja, könnte sein, das ich Mist gebaut habe.'' Ich atmete tief durch. ,,Hör zu, Hase'', sagte ich zuckersüß zu meinem Telefon, ,,- du stellst dich, kassierst den Ärger und ich besuch dich in der Haft, hm? Ist das n Vorschlag?'' ,,Äh, eigentlich hatte ich gehoff-'' - ,,Ob das ein Vorschlag ist?!'' Ich legte auf. Ich hatte für so etwas keine Zeit. Kichernd stand Lara im Türrahmen.

Ich ging knurrend an ihr vorbei auf den Hof, auf dem mittlerweile ein dunkler Track geparkt hatte. ,,Lass dich nicht ärgern!'', rief Lara mir hinterher, bevor ich einstieg und der Wagen los fuhr.

,,Also, Jungs, wo geht's hin?'', fragte ich nun wieder munter in die Runde. ,,Jun Asen.'', antwortete ein blonder Soldat mir gegenüber. Jun Asen befand sich ungefähr dort, wo einst die Grenze zwischen den USA und Kanada gelegen hatte. ,,Warum ins Niemandsland?'' Mir war mulmig zumute, Jun Asen war eigentlich fast vollständig unbewohnt. ,,Ist geheim, Boss.'', sagte ein anderer und lächelte mir zu. ,,Sie waren schon lange nicht mehr im Dienst, nicht wahr? Man hat nichts von ihnen gehört, Missi.'' Ich nickte nur.

Es stimmte, ich hatte mich fast vollständig aus dem Dienst raus gehalten, nachdem die größeren Schlachten der Revolution geschlagen waren. Eine Zeit lang danach hatte ich bei der Aufklärungseinheit und danach bei der Rekrutierung gearbeitet, aber mich dann komplett auf den Job in Reathbring konzentriert.

,,Man wird überrascht sein, sie wieder zu sehen.'', lachte der Soldat, der mich gefragt hatte. ,, Aber warum? Man hat mich doch beordert? Die werden ja wohl wissen, wen sie anpiepsen?'' ,,Nun... Sagen wir einfach mal, der Befehl sie zurück zu holen, kam nicht von den Kommandanten.'' Ich starrte ihn erstaunt an. ,,Aber wer..?'' - ,,Na, sie wollen sich doch nicht die Überraschung verderben , oder?''