Glühwein

332 14 2
                                    

"Zweimal Glühwein, bitte.", sagte Michael zu dem Verkäufer und reichte ihm daraufhin 5 Euro.

Ich stand etwas Abseits von dem Gedränge, da sich an dem Glühweinstand - wahrscheinlich dem besten in ganz Köln - schon eine regelrechte Menschenmasse angestaut hatte. Meine eiskalten Hände sehnten sich nach der warmen Tasse mit dem leckeren Glühwein. Ungeduldig starrte ich auf Michael, der kurz darauf hinter einer Menschenwand verschwand.

Als der arktische Wind mir um die Ohren wehnte, vergrub ich meine Nase schnell wieder in dem Schal und verlagerte abwechselnd mein Gewicht auf das linke und rechte Bein.

Plötzlich sah ich, dass Michael sich seinen Weg durch die Masse bahnte. In beiden Händen hatte er jeweils eine Tasse voller Glühwein.

Voller Bewunderung ließ ich meinen Blick an ihm hoch und runter gleiten, während er nun schnurstracks auf mich zu ging. Abermals stellte ich mir die Frage, wie ich ihn nur nicht mögen konnte? Er war scheinbar alles was einen perfekten Partner ausmachte: Geduldig, aufmerksam, ehrlich, humorvoll und höflich.

Als Michael kurz vor mir war, stieß er Luft aus dem Mund aus und schüttelte mit dem Kopf.

"Nächstes Mal setzt du dein Leben aufs Spiel.", meinte er sarkastisch. "Die hätten mich fast plattgetrampelt.".

Ich kicherte leise und nahm die Tasse entgegen, die er mir reichte. Dabei streiften sich unsere Finger und hinterließ bei mir ein wohliges Kribbeln im Bauch.

Die warme Tasse tat meinen eisigen Händen gut. Am liebsten hätte ich sie nie wieder los gelassen. Zögerlich trank ich einen kleinen Schluck von der dampfenden Flüssigkeit und ließ den fruchtigen Geschmack des Weins auf meiner Zunge zergehen.

Als auch Michael einen Schluck getrunken hatte, hob er die Augenbrauen und hob seine Tasse ein weniger höher.

"Das ist wirklich der beste Glühwein, den ich je getrunken habe.", meinte er.

Ich lächelte trumphierend.

"Das habe ich dir doch gesagt.", entgegnete ich und stemmte daraufhin eine Hand an meine Hüfte. "Vertraust du mir etwa nicht?".

In diesem Moment wurde sein Blick plötzlich unglaublich tief. Er strahlte diese unglaubliche Treue aus, die dieses wohlige Gefühl im Magen auslöste. Seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln, eher er mit seiner dunklen, verführerischen Stimme sagte:

"Ich vertrau dir.".

Ich versuchte die aufsteigenden Glücksgefühle hinunter zu schlucken, die mich ununterbrochen Lächeln ließen - vergebens.

Verdammt, warum muss er auch so verdammt süß sein?!

Eine zarte Röte schlich sich auf meine Wangen. Die Hitze, die sich in mir ausbreitete, wurde beinahe unterträglich.

Sein warmer Blick huschte kurz auf meine Lippen, eher er wieder tief in meine Augen blickte. Indem fielen weiße, dicke Schneeflocken vom Himmel, als wäre es ein Zeichen. Michael machte einen Schritt auf mich zu bis er direkt vor mir stand.

Ein Dritter hätte diese Funken gesehen, die unsere Blicke auslösten und das magische Knistern, das in der Luft lag.

Ich versuchte meine aufsteigende Nervosität zu überspielen, doch irgendwie gelang es mir nicht. Kurz bevor sich unsere Lippen berührten, geschah es: Mit einem gewaltigen Stoß wurde meine rechte Schulter nach vorne befördert. Der Glühwein schwappte über den Rand der Tasse und hinterließ einen riesigen, dunklen Fleck auf Michaels teuren Mantel.

Der Typ, dem dies alles zu verdanken war, schien dies gar nicht zu interessieren. Er lief einfach weiter als wäre nichts gewesen.

Michael drehte sich wütend zu ihm um.

"Was soll denn die Scheiße?!", brüllte er ihm hinterher. Dann wandte er sich wieder mir zu.

Ich für meinen Teil war einfach nur geschockt und starrte mit großen Augen auf den Glühweinfleck.

"Oh mein Gott.", keuchte ich entschuldigt. "Das tut mir so unglaublich leid.".

Michael schüttelte mit dem Kopf.

"Quatsch, das ist doch nicht deine Schuld.", versuchte er mich zu beruhigen. "Der Einzige, der Schuld hat, ist dieser Wichser.", fügte er mit herablassender Stimme hinzu.

"Vie-vielleicht geht das mit Salz wieder raus?", stammelte ich immer noch geschockt.

"Beruhig dich.", meinte er mit sanfter Stimme. "Ich kaufe mir einfach einen neuen Mantel.".

Ach ja, er ist ja reich.

"Lass uns einfach weiter gehen, ja?", meinte er beruhigend.

Ich nickte.

"Gut.", sagte er und nahm mir die Tasse aus der Hand. "Ich bringe nur eben die Tassen wieder zum Stand, okay?".

Erneut nickte ich und beobachtete Michael wie er wieder hinter einer Menschenwand verschwand und kurz darauf wiederholt auftauchte. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er meine Hand in seine und führte mich weg von dem Glühweinstand.

Und Action! [Shindy FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt