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Als ich fast in den Wald hineinlaufe bleibe ich abrupt stehen. Vor der Dunkelheit erreiche den Highway nicht, der auf der anderen Seite liegt. Niemals. So schnell bin ich nicht. Ich drehe mich um und starre auf das kleine Häuschen. Dann nehme ich den Eingang. Die Kerle sind ohnehin schon weg. Ich laufe einfach dicht am Wald und Folge der Straße.

Schnell setzen sich meine Füße in Bewegung. Der Koffer ist schwerer als gedacht. Als ich die Hintertür erreiche, steht sie unverändert offen. Ich gehe so leise wie möglich hinein und siehe hinüber zum Sofa.

"Oh..m-mein Gott",stottere ich, als ich bemerke, das Zane nicht mehr auf der Couch sondern hustend am Boden liegt. Er spuckt Blut. "Zane!",schreie ich und laufe auf ihn zu. Er hustet, doch hat genug Kraft mich so dermaßen stark wegzuschubsen, dass ich mich festhalten muss, um nicht hinzufallen. Wuterfüllt sehe ich ihn an. Sein Husten ist tief und rau.

Plötzlich reißt er sich hoch und richtet sich auf. Zitternd weiche ich zurück. Zane sieht mich abfällig an. Seine große Hand presst sich auf seine Wunde. Mit einem Mal kommt er auf mich zu und drängt sich so an mir vorbei, als würde ich gar nicht vor ihm stehen. Ich sehe ihm nach.

Er greift mit einer Hand an seinen Rücken und zieht sich souverän das T-Shirt über den Kopf. Ich schaue auf die Narben und Verbrennungen. Seine Muskeln bewegen sich bei jeder seiner Bewegungen.

Himmlisch böse.

Er geht in die Küche, greift unter den Schrank und zieht einen Erste Hilfe Koffer heraus. Ich sehe ihn von vorne und muss mich an der Wand festhalten. Nicht nur himmlisch böser Rücken, sondern auch himmlisch böse Brust und Sixpack. Seine Oberarme sind so breit und am liebsten würde man sich in sie hinein kuscheln. Gott, was denke ich nur?

Zane öffnet schnell den Koffer, keucht schmerzerfüllt und zieht eine Zange hervor. Plötzlich blickt er mich an. Ich zucke kurz zusammen, weil seine Augen endlich auf meine treffen. "Kann eklig werden, Serena",warnt er mich, sodass ich kurz nicke und mich umdrehe.

Kurze Sekunden später höre ich, wie Zane scharf einatmet und kurz laut aufstöhnt, als er die Kugel auf den Küchentresen schmeißt. "Fuck",flucht er. Ich drehe mich sofort um und sehe zu, wie er sich auf dem Tresen anlehnt. Wie schmerzvoll muss das gewesen sein?

Als Zane sich wieder aufrichtet, blutet seine Wunde noch stärker, doch das kriegt er schnell in den Griff. Er presst eine Mullbinde dagegen. Mit der anderen Hand holt er souverän eine Nadel und eine Fadenrolle hervor. Die Nadel steckt er sich zwischen seine weißen Zähne und fädelt den Faden so geschickt ein, das es mir die Sprache verschlägt. Wieder trifft mich sein Blick.

"Weggucken",mahnt er, doch dieses Mal schaue ich nicht weg. Ich schüttle sanft den Kopf. Zane hat keine Zeit sich mit mir zu beschäftigen, nimmt die Mullbinde ab und sticht die Nadel gezielt an den Anfang seiner Schusswunde.

"Warte!",rufe ich und Zane's Kopf schnellt in die Höhe. "D-Du musst es desinfizieren. Es war eine Kugel darin",sage ich. Lange sieht er mich an, ehe er in den Koffer greift und ein kleine Flasche hervorholt.

Er kneift die Augen zusammen und beißt sich auf die Zähne. Seine Muskeln ziehen sich zusammen, als er fast die ganze Flasche auf seiner Wunde entleert. Die Hälfte fließt auf den Boden. Er brummt tief und atmet schwer, ehe er die Nadel erneut ansetzt und sie genau 10 Mal durch die Haut sticht, bis die Wunde perfekt zugenäht ist.

Das macht er definitiv nicht zum ersten Mal.

Im Anschluss greift er nach Verbandszeug, bis er sich zurückwirft und erschöpft an die Theke lehnt. Lange sehe ich ihn an. Seinen ganzen Körper.

"Und?",höre ich ihn plötzlich sagen und sehe ihm ins Gesicht. "Ich lebe noch. Was jetzt?",provoziert er mich. Ich stampfe leicht mit dem Fuß auf, um meine Wut zu unterdrücken.

SerenaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt