POV Daryl
Es waren einige Stunden vergangen seit dem wir die erste Wache im Schnee geschoben hatten. Es kam mir vor als wären Jahre vergangen und doch war es irgendwie so als wären es bloß ein paar Sekunden gewesen. Jede Nacht war durchzogen von Albträumen. Manchmal waren sie auch gut. Dann hatte ich ihre Stimme im Ohr, spürte ihre Nähe und hatte ihren Geruch nach Karamell in der Nase. Doch sobald ich morgens aufwachte, verwandelte sich dieser schöne Traum in einen Albtraum. Deshalb vermied ich es zu schlafen. Chris schien es genau so zu gehen. Seitdem die beiden Briefe hier angekommen waren, hatte er Rick mitgeteilt das er die Nachtwache übernahm, und zwar alleine.
Rick wollte das wir heute noch einmal auf Tour gingen, wir brauchten dringend Medikamente und Rick hoffte diese in einer etwas weiter entfernten Stadt zu finden. Mit einem dröhnenden Schädel machte ich mich auf den weg runter ins Wohnzimmer dort wo, die anderen allen saßen, um die anstehende Tour planen. Ich würde mitgehen, vielleicht könnte ich mich damit wenigstens ein bisschen ablenken. Und ich konnte mich so wenigstens etwas nützlich machen.
Mit schlurfenden Schritten betrat ich das Wohnzimmer. Die anderen waren schon dabei einen Plan zu schmieden, wo es hingehen sollte. "Ich komm' mit.", teilte ich Rick kurz mit und lehnte mich ein wenig abseits von den anderen an den Fensterrahmen. Er sah von den anderen kurz zu mir. "Nein du bleibst hier!" Ein wenig verdattert sah ich ihn an. Ernst erwiderte Rick meinen Blick.
Die Gespräche um uns herum verstarben, alle schienen die Luft anzuhalten und auf eine Reaktion meinerseits zu warten. Doch ich konnte in dem Moment nicht mehr, als Rick anzustarren. Er hatte mir noch nie befohlen das ich nicht mit auf Tour gehen durfte, wenn ich das wollte. Normal bat er mich aus diesem oder jenem Grund nicht mitzugehen, doch das hier war eindeutig ein Befehl. Seine Stimme hatte die gewohnte Autorität, mit denen er anderen seine Befehle weiter gab.
Ich kniff meine Augen zusammen und machte einen Schritt auf Rick zu. Es gab keinen Grund warum ich nicht mitgehen sollte, jede helfende Hand wurde gebraucht und er wollte mir verbieten mitzugehen. "Ich komm' mit Rick!" Beharrte ich. "Nein! Schau dich an, wann hast du zum letzten mal geschlafen, wann zum letzten mal richtig gegessen? Du bleibst hier! Denn wenn du so weiter machst, klappst du uns auf irgendeiner Tour zusammen." Er sah mich mit diesem bestimmten Blick an. Ich wusste das ich keine Chance hatte, er hatte sich in den Kopf gesetzt das ich hier bleiben sollte bis es mir besser ging.
POV Rick
Wütend funkelte Daryl mich aus seinen dunkelblauen Augen an. Es sah aus als ob er mich mit seinem bloßen Blick erdolchen wollte, würde sowas funktionieren - ich wäre schon mindestens ein dutzend mal tot umgefallen. Doch von Daryl hatte ich mich noch nie unterkriegen lassen, also starrte ich genauso stur zurück. Solange bis er den Blickkontakt schließlich abbrach, ich glaubte ein kurzes aufblitzten von Trauer zu sehen, er sich umdrehte und ging.
Der Schütze konnte seine Gefühle wirklich gut vor den anderen verstecken, so gut, dass die meisten dachten ihn würde das ganze kaltlassen, jedoch kannte ich ihn mittlerweile so gut, dass ich wusste das es in ihm drin ganz anders aussah.
Mit einem lauten Schlag fiel die Eingangstür in Schloss. "Los packt eure Sachen, in einer halben Stunde brechen wir auf." Ich seufzte leise, drehte mich um und ging in das Zimmer von mir und meinen Kindern. Judith hatte bis vor ein paar Minuten noch geschlafen, sie sah noch ganz zerknautscht aus. Vorsichtig hob ich sie aus ihrem Bettchen welches Daryl und Melina von einer ihrer gemeinsamen Touren mitgebracht hatten. Sie brabbelte leise vor sich hin, seit dem Melina nicht mehr unter uns weilte war sie ziemlich unruhig geworden. Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging mit ihr ins Wohnzimmer, ich wollte sie an Carol abgeben damit ich mit den anderen auf Tour gehen konnte.
Im Wohnzimmer blieb mein Blick an einem Videorecorder hängen eines der alten Dinger die noch VHS Kassetten abspielten. Dieses Ding erinnerte mich daran warum ich Sheriff geworden war.
"Uhh Daad!" Zusammen mit meinem Dad, einem begeistertem Jäger, gurkte ich schon seit einigen Stunden durch die Pampa. Ich wusste weder wo wir waren, noch wo mein Dad überhaupt hinwollte. "Was ist los Ricky?" Er sah kurz zu mir, nur um kurz darauf wieder den Boden und die Umgebung mit Argusaugen zu mustern. "Ich hab vergessen die neuste Folge 'Alle unter einem Dach' aufzunehmen." Genervt ließ ich meine Schrotflinte von einer Hand in die andere gleiten und trat einen Stock, der mir im Weg lag zur Seite.
"Du bist viel zu weich Rick. Du bist ein Mann, also verhalte dich auch wie einer und schau nicht immer diesen Mädchenkram." Mein Vater stieß mich mit dem Ellbogen an. Ich stolperte und musste einen Ausfallschritt machen, um nicht hinzufallen. "Aber Dad, das ist kein Mädchenkram. Außerdem ist Steve Urkel wirklich witzig, schon allein seine Art zu lachen.", hielt ich dagegen.
Wir kamen auf eine Art Lichtung. "Du bist einfach zu verweichlicht Sohn, das müssen wir wirkli... Ahhhhh" Ein langgezogener Schrei verließ den Mund meines Vaters. Ich erschrak als er auf etwas am Boden liegendes schoss und dies darauf hin zerplatzte.
Der Schrei hielt noch einige Sekunden an bevor er abbrach. Vor mir erstreckte sich ein Bild des Grauens. Ein aufgerissener Torso lag auf der Lichtung, die Gliedmaßen lagen in alle Himmelsrichtungen verstreut um diesen rum. Das Ding auf welches mein Dad geschossen hatte ,musste wohl der Schädel gewesen sein, denn dieser war hier nirgends zu sehen. Geschockt starrte mein Dad auf das Szenario und brachte Scheinbar kein Wort heraus.
"Ist was Dad?" Die Schrot im Anschlag, bereit zum Schießen, sah ich mich um um potenzielle Feinde ausfindig zu machen.
Die Erinnerung an diesen Moment brachte mich zum Schmunzeln. Ich war Sheriff geworden um die Menschen vor Unrecht und Gewalt zu schützen und nun? Nun war ich selbst ein Dieb, ein Mörder. Nur um die, die ich liebte zu schützen.
"Warum grinst du so?" Fragte Glenn der gerade eben ins Wohnzimmer getreten war. Ich winkte ab. "Ist egal, wenn die anderen fertig sind lass uns aufbrechen."
Ein letztes mal herzte ich meine kleine Tochter und übergab sie an Carol die ebenfalls im Wohnzimmer stand.
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The Angel Who Watches Over Me
FanficVergiss was gewesen, denk' nicht an Einst zurück, es kehrt nicht zurück... wie sehr du auch weinst! Autor: Unbekannt Daryl und Melina. Zwei Welten die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Er der Redneck, der keine Hoffnung mehr auf eine Zukun...