POV Melina
Als ich meine Augen wieder öffnete stand ich auf einem verschneiten Steg, an einem mir sehr wohl bekannten See. In einiger Entfernung saß er, den Rücken zu mir gewandt und blickte in die Weite des Sees. "Daryl!" Mit einem erstickten Aufschrei überbrückte ich den kleinen Abstand zwischen uns. Doch er reagierte nicht auf mein Rufen. Als ich bei ihm angekommen war ließ ich mich auf die Knie in den Schnee fallen. Noch immer sah er gerade aus, so das ich nur sein Profil sehen konnte. Meine Hand legte ich wie vorhin an seine Wange und wollte seinen Kopf zu mir drehen, doch es ging nicht. Überrumpelt ließ ich meine Hand sinken.
"Daryl?" Meine Stimme versagte fast, doch ich konnte gerade so verhindern das sie brach. Unendlich langsam drehte er seinen Kopf in meine Richtung. "Soph.", er seufzte meinen Namen fast. Das ich meinen zweit Namen eigentlich nicht mochte vergaß ich augenblicklich, es war nicht wichtig. "Daryl." Ich wollte mehr sagen aber er unterbrach mich. "Ich vermiss' dich so sehr. Warum hat es dich getroffen?" aus leeren Augen schaute er mich an, oder durch mich hindurch, er sah müde und abgekämpft aus.
Er wandte seinen Blick wieder ab und startete wieder auf den Sees. "Ich bin hier. Daryl, schau mich an, bitte. Ich bin immer noch bei dir." Ich wollte ihn schütteln doch es ging nicht. Er reagierte wieder nicht auf das was ich gesagt hatte.
Das war alles so komisch. Unsicher stand ich auf und ließ meinem Blick schweifen. Es sah alles aus wie immer. Die Bäume, der Steg, der See, das Kies Ufer. Erst auf dem zweiten Blick fiel mir auf, das ich keinerlei Spuren im Schnee hinterlassen hatte. Auf dem Steg wo ein eigentlich zwei Paar Fußspuren sein sollten war nur eine. Die von Daryl. Auch jetzt viel nur auf das ich kein bisschen die hier herrschende Kälte spürte und das obwohl ich mit meiner dünnen Stoffhose im Schnee gekniet hatte. Die Hose war nicht nass und der Boden hatte keine Abdrücke an der Stelle direkt neben dem Schützen.
Ein leises schniefen zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Es kam von Daryl. Sein Rücken bebte und ich Begriff erst nach wenigen Augenblicken das er weinte. Auch wenn er mich anscheinend weder hören noch sehen konnte, setzte ich mich hinter ihn und schmiegte mich an seinen Rücken. Die Hände sowie den Kopf auf seine Schulter gelegt begann ich auf ihn einzureden. Obwohl ich wusste er konnte mich nicht hören, es beruhigte mich.
"Bitte komm zurück. Ich brauch' dich so sehr. Ich liebe dich doch." - "Und ich liebe dich!", flüsterte ich in dem Wissen das er es nicht hören konnte. Meine Flügel hatte ich ausgebreitet wie als würde ich es so schaffen Unheil von dem Mann den ich liebte abhalten zu können. Lange saßen wir so da, bis sein schluchzen verebbte und sein Körper nur noch ein ganz leicht zitterte. Dann stand er auf und ich tat es ihm gleich.
Als er sich zum gehen wandte, trat ich aus seinem Weg und sah ihm nochmal ins Gesicht. Seine Augen waren rot und aufgequollen vom weinen. Wieder versetzte es mir einen Stich im Herzen, als ich ihm dabei zusah wie er langsam den Steg entlang schlurfte. Er bemühte sich nicht mal leise zu sein und auch seine Armbrust hatte er nicht dabei, nur sein Jagdmesser steckte wie immer an seinem Gürtel.
Es gefiel mir nicht ihn so ziehen zu lassen, aber selbst wenn ich es wollte ich hätte ihm nicht helfen können. Also tat ich nichts anderes als ihm nach zuschauen. Kurz bevor er aus meiner Sichtweite verschwand, verschwamm die Umgebung um mich herum. Wenig später stand ich wieder im Büro. Durchdringend sahen mich meine grauen Augen aus dem Spiegel an.
Plötzlich stieg in mir Übelkeit auf und ich fühlte mich so erschöpft und alt wie noch nie. Ich versuchte die Übelkeit zu unterdrücken doch sie überwältigte mich. Mit letzter Kraft schleppte ich mich zu dem Mülleimer der am Schreibttisch stand und übergab mich.
Zitternd und schwer atment saß ich vor dem Mülleimer und versuchte die Kraft zum aufstehen zu finden. Doch wollte mir nicht gelingen. Mit einem leisen schniefen spuckte ich aus und hoffte so den bitteren Galle geschmack loszuwerden. Auf dem Schreibtisch war ein kratzen zu hören aber meine Kraft wollte nicht ausreichen um den Kopf zu heben. Auf einmal landete etwas leichtes auf meinem Kopf, sprang auf meine Schulter und anschließend in meine auf dem Schoß liegende Hände.
Der Aski war in meine Hände gesprungen und schmiegte sich in sie hinein. Mit einem leisen schluchzen drückte ich den kleinen vorsichtig an meine Brust. Was war nur mit mir los? Der kleine Vogel in meinen Händen tschiepte kläglich. Meine Tränen tropften auf den Boden und wollten einfach nicht versiegen. Ich vermisste meinen Bruder, meine Freunde und meinen Freund. Das ganze was jetzt passierte, ich wollte dieses Leben hier nicht. Auch wenn ich froh über eine zweite Chance hatte, die Last war einfach zu groß. Schon allein wegen der Gesetzesänderung würde ich sehr viele Engel gegen mich aufbringen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen was passierte wenn Krieg bei den Menschen ausbrach, man diese Apokalypse nicht aufhalten konnte oder und das war das schlimmste was ich mir gerade vorstellen konnte, was passierte wenn ich falsch gelegen hatte und es nicht sicher war mit den Menschen so offen zusammen zuarbeiten?
Es dauerte lange bis ich mich einigermaßen wieder beruhigt hatte und wieder aufstehen konnte. Den kleinen Vogel nahm ich mit. In hätte mich sonst noch schlechter gefühlt wenn ich ihn alleine gelassen hätte. Er hatte es sich längst auf meiner Schulter bequem gemacht. Mit unsicheren Schritten lief ich durch das Scale Anwesen auf mein Zimmer zu. Der Tag war viel zu lang gewesen, wahrscheinlich ging es mir auch deshalb so schlecht. Nach einer ordentlichen Portion Schlaf würde es mir bestimmt besser gehen.
Vorsichtig setzte ich den namenlosen Aski auf eine Seite meines Bettes und legte mich daneben. Mit einem fingerschnippen löschte ich das Licht, auch wenn es mich wegen der Müdigkeit einige versuche kostete, am Schluss erlosch das Licht und ich schloss erleichtert meine Augen. Fast sofort driftete ich in einen unruhigen Schlaf ab.
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The Angel Who Watches Over Me
Fiksi PenggemarVergiss was gewesen, denk' nicht an Einst zurück, es kehrt nicht zurück... wie sehr du auch weinst! Autor: Unbekannt Daryl und Melina. Zwei Welten die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Er der Redneck, der keine Hoffnung mehr auf eine Zukun...