Ostern

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Dies ist nicht die Fortsetzung des Zweiteilers (kommt noch)...
Zeitpunkt: Nach dem 3. Band (Holly ist da, verträgt sich einigermaßen mit Lucy); stellt euch vor, Lucy hätte nicht gekündigt...
PS : Das hier ist ein relativ langes Kapitel...

Lucys P.O.V.

Ich gähnte und streckte mich. Dann tappte ich im Halbdunkeln meiner Vorhänge ins Bad, putzte Zähne und tat mein Bestes um das Wirrwar auf meinem Kopf als Haare bezeichnen zu können. Ich packte meine zurechtgelegten Sachen und ging dann leise durch das Haus in die Küche.

Warum ich um 7 Uhr Sonntagmorgens aufstand? Nun ja, es war Ostern, ich hatte noch nichts versteckt und ich hatte mir gestern Nacht in den Kopf gesetzt zu backen.
Ich gähnte nocheinmal, setzte mir ersteinmal Teewasser auf und betrachtete dann den Haufen auf dem Küchentisch.

Nachdem ich geistig meinen morgendlichen Plan durchgegangen war, legte ich los. Als erstes setzte ich den Hefeteig an, räumte die Küche auf und ging dann mit den Süßigkeiten nach draußen in den Garten und verstecke sie. Die Morgensonne schien mir auf den Rücken als ich mich unter die Büsche bückte und die vier Süßigkeitenpäckchen verstaute.

Gegen halb neun war der Hefeteig fertig gegangen und ich flocht ihn zu kleinen Osternestern. Dann schoss ich die süßen Hefeteilchen in den Ofen ein und begann den Tisch zu decken. Schön zu decken. Mit den teuren Tellern, einheitlichen Gläsern, Lieblingstassen und allem Essbaren, was sich eignete. Als ich fertig war, ächzte der Tisch unter mehreren Sorten Marmelade, Honig, Butter, Obst und Säften.

Nachdem ich mein Werk bewundert hatte ließ ich mich müde auf einen Stuhl fallen und schaute den Osternestern beim Backen zu. Langsam machte sich die kurze Nacht bemerkbar. Obwohl wir um halb zwei schon wieder in der Portland Row gewesen waren, war ich noch bis um drei wachgelegen.

Lockwood wollte uns gestern Abend eigentlich in die Kirche schleppen, doch George hatte ihn unser Auftragsbuch gezeigt und er war daraufhin im Keller verschwunden, um die Salzvorräte frisch aufzufüllen.

Ich war schon lange nicht mehr in der Kirche, zuletzt gezwungenermaßen als ich noch bei meiner Mutter lebte. Ich war nie extrem gläubig gewesen, doch glaubte ich schon, dass es vielleicht irgendwen "da oben" gab. Zudem war Agent und gleichzeitig passionierter Kirchgänger sein schwierig, zeitlich fast unmöglich. Frühes Aufstehen vertrug sich nicht mit nächtlichen Aktivitäten. Und Abendgottesdienste auch nicht.

Der Küchenwecker piepte, ich erhob mich, schoss das Blech aus und setzte jeweils ein hartgekochtes Ei in die vier Nester. Vier. Holly Munroe würde auch zum Frühstück kommen.

Nach unserem Ausspruch im Kaufhaus in Chelsea hatte sich unsere Beziehung gebessert, trotzdem waren wir keine besten Freundinnen. Aber wir tolerierten uns und kamen gut miteinander aus, auch wenn es immer noch Konflikte gab.

Ich setzte Tee- und Kaffewasser auf als ich George duschen und Lockwood im Flur herumschleichen hörte. Bald darauf klingelte es und schließlich saßen wir gemeinsam um den Küchentisch.

George hatte gestern mittag noch Karottenkuchen gemacht und Lockwood überschüttete uns mit Komplimenten über unser Gebäck und auch Holly war meinen Hefenestern nicht abgeneigt. Sie aß es komplett und verschmierte dabei fast ihren himmelblauen Rock und ihre weiße Bluse.

Es war ein ausgiebiges Frühstück, bis Lockwood in die Hände klatschte. "Die Schokolade schmilzt uns ja noch in der Sonne, wenn wir sie nicht bald suchen!" Also machten wir uns im Garten auf die Suche.

"Hey, Lockwood, ist das von dir?", rief George hinter einer Hecke hervor. "Jap, hols raus." Neugierig scharrten wir uns um das Paket in Georges Händen. "Los, packs schon aus", drängte ich ihn. Er riss das braune Packpapier ab. Ein Karton kam zum Vorschein und Holly rief aufgeregt:" Eine Slackline!"

"Eine was?", meinte George mit hochgezogenen Augenbrauen. "Eine Slackline. Die spannt man zwischen zwei Bäumen oder Pfosten und kann dann darauf balancieren", erklärte sie. "Nie davon gehört"

Lockwood, der etwas abseits stand und den Blick über den Garten wandern ließ wandte sich zu uns, fuhr sich mit der Hand durch seine ohnehin schon verstrubbelten Haare und grinste uns dann verwegen an. "Sollen wirs ausprobieren? Ich dachte wir sind so oft inzwischen auf Dächern unterwegs gewesen, wir sollten dass trainieren!"

Alle Schokohasen, -eier und -riegel lagen vergessen vor der Terassentür bis wir schließlich die Slackline zwischen zwei Bäumen gespannt hatten. "Du als erstes", forderte Holly Lockwood auf. Er zog seine Jacke aus und krempelte die Ärmel seines weißen Hemdes hoch. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, als er schwungvoll auf das blaue Band trat und promt wieder herunterfiel.

Ich und George fingen an laut zu lachen, doch Holly lief sofort zu ihm und wollte ihm aufhelfen. Doch auch er lachte laut mit und sie schaute etwas pikiert, was meinen Lachanfall noch verstärkte. Es fühlte sich so gut an in der warmen Frühlingssonne mit den einem am nähesten stehenden Menschen so unbeschwert zu sein.

"Kommt, jetzt ihr", forderte uns Lockwood grinsend auf :"Mal schaun ob ihr es besser könnt."
Holly tänzelte in ihrem blauen Rock mit Leichtigkeit darüber, George hingegen brauchte mehrere Anläufe bis er überhaupt auf der Slackline stand. Dann war ich an der Reihe.

Lockwood lächelte mich aufmunternd an und ich stieg vorsichtig auf das blaue Band. Es schwankte. Ich setzte einen wackligen Schritt vor den anderen, den Blick stur geradeaus gerichtet. Als ich fast vor dem Ende, dem zweiten Baum war, wackelte ich erneut. Ich versuchte wieder die Balance zu finden, doch ich fiel. Und Lockwood fing mich auf.

Ich spürte wie seine Arme sich um meine Taille schlossen. Dann stellte er mich gelinde gesagt auf dem Gras ab.
"Hoppla", meinte er mit einem leisen Lachen. Dann schaute er mich prüfend aus seinen dunklen Augen an. "Alles okay?"
"Klar", erwiederte ich grinsend

"Hey, mich hat keiner gefangen", maulte George. Holly sagte nichts, warf uns aber einen kritischen Blick zu. Schnell ging ich wieder zu ihnen und Lockwood balancierte elegant auf dem Seil zurück. Die Sonne umstrahlte seine Haare wie ein Heiligenschein. Als festen Blickpunkt hatte er mich ausgesucht. Ich schaute ihn an und wir fixierten uns mit Blicken.

4 Stunden später

"Lucy, holst du mit mir den Kuchen?", fragte mich Lockwood. Wir saßen alle zusammen im Wohnzimmer, redeten und lachten.
Ich erhob mich aus meinem Lieblingssessel und folgte ihm in die Küche. Lockwood setzte Teewasser auf und ich holte den Kuchen, schnitt ihn in Stücke und drapierte sie auf einem großen Teller. Warum er mich jetzt dazu brauchte?

Schweigend warteten wir, bis das Wasser fertig gekocht hatte. "Ähm Lucy", räusperte Lockwood sich. Ich drehte mich zu ihm. Er hatte sich lässig an die Arbeitsfläche gelehnt, seine Haare standen verwegen. Einzig sein Blick verriet seine Unsicherheit. "Hm?"

"Das mit dem Auffangen vorhin... Bitte interpretier das nicht falsch." Ich war überrascht und gleichzeitig gab es mir auch einen Stich. "Klar", murmelte ich :"Selbstverständlich" Ich versuchte nicht niedergeschlagen zu klingen. Aber ich war eine schlechte Schauspielerin. Lockwood machte einen Schritt auf mich zu.

"Alles okay bei dir?" Ich nickte. Vorsichtig legte er seine Arme erneut um meine Taille. Ich schaute zu ihm hoch. "Das bedeutet aber nicht, dass ich das hier nicht will." Dann beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich. Sanft und vorsichtig. Anthony Lockwood küsste mich. Hilfe. Doch ich tat das nächstbeste, was mir einfiel, schloss die Augen und erwiderte seinen Kuss.
"Frohe Ostern, Luce", flüsterte er, als wir uns lösten.

ENDE

Euch auch allen Frohe Ostern.🐇🐰🐣
Das Kapitel sollte eigentlich schon gestern fertig sein, doch ich wollte noch 'ein wenig' Lucewood/Locklyle einbringen.

Demnächst kommt der zweite Teil des Zweiteilers...

Der Aufruf gilt übrigens immer noch:
Wer Fragen an Lucy, Lockwood, George und Holly hat
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Lockwood&Co. One-ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt