Unbreak my Heart | girlxgirl

2 | Gedanken

(Bild: Miss Brown)

In den letzten Sommerferien hatte ich Jonas in Kroatien kennengelernt und er hatte mir seine Nummer gegeben. Lange nach dem Urlaub hatte ich den zerknitterten Zettel mit seiner Nummer in meiner Westentasche aufbewahrt und hin und her überlegt, was ich damit tun sollte. Anfangs hatte ich ihn wegwerfen wollen, immerhin kannte ich Jonas kaum und wer wusste schon, ob er nicht einer dieser Typen war, die nur Mädchen aufreißen wollten? Irgendwann hatte ich mich doch dazu entschlossen ihm zu schreiben und er hatte geantwortet. Tatsächlich hatten wir längere Zeit Kontakt gehabt, wir hatten uns meist immer am Abend geschrieben und ich musste zugeben, dass es mir Spaß gemacht hatte, mit Jonas zu schreiben, doch irgendwann fingen wir an nur mehr selten zu schreiben und schließlich brach der Kontakt ganz ab. Wahrscheinlich hatte er einfach eine Freundin gefunden und mich vergessen; Es hätte mir von Anfang an klar sein sollen, aber ich hatte mich darauf eingelassen. Jonas war wohl einfach nur der typische Aufreißer gewesen.

Jetzt war Jonas so gut wie gar nicht mehr präsent - nur eine winzige Erinnerung im Hinterkopf, denn jetzt musste ich mich wieder zusammenreißen. Ich wollte auf keinen Fall in Mathematik durchfliegen. Meine Tasche hing über meiner Schulter, in einer Hand hielt ich den nun nur mehr lauwarmen Kaffeebecher von der letzten Pause. Sina und ich gingen hinter Resi und Luana in die Klasse.

Raum 13.

Diese Stunde war unsere Letzte für heute. Ein paar wenige Schüler aus meiner Klasse saßen bereits im Zimmer und Sina zerrte mich in die hinterste Reihe. Zugegeben, wir waren keine von denen, die immer direkt vor der Nase der Lehrer sitzen wollten.

"Nur noch diese Stunde, dann haben wir es geschafft!", meinte sie schließlich erleichtert. Resi und Luana setzten sich hinter uns auf einen Tisch und holten ihre Sachen hervor. Ich tat es ihnen gleich. Der Raum füllte sich; Jeden Moment würde Miss Brown die Klasse betreten. Wir hatten sie schon oft im Unterricht diese Woche gehabt und ich hatte mich nicht getäuscht, was ihre gute Laune und ihre Freude am Unterrichten betraf. Sie schien sehr engagiert zu sein, brachte den Stoff gut an und meine Sorgen wurden immer weniger. Vielleicht hatte mich endlich jemand erhört und Miss Brown geschickt, vielleicht würde dieses Jahr wirklich leichter mit ihr werden. Solche Lehrer, wie sie, waren Gold wert und leider hatten wir kaum so jemanden in anderen Fächern.

"Hey! Aly?", Sina schnippte mit den Fingern vor meinem Gesicht und ich zuckte zusammen.

"Was? Tut mir leid", stammelte ich.

Sie schüttelte seufzend den Kopf und lachte dann: "Ich hab dich gefragt, was du am nächsten Donnerstag nach der Schule machst"

"Nichts besonderes, warum?"

"Wollen wir vielleicht mit Resi und Luana ins Café gehen?", fragte sie.

"Okay, gerne"

Auf einmal öffnete sich die Türe und Miss Brown kam herein. Wir stoppten unser Gespräch und sahen auf. Sie hatte ihre blonden Haare hochgesteckt und trug ein schwarzes Kleid, das ihre Figur betonte. Elegant ging sie zum Lehrerpult. Ich zupfte nervös an meiner Weste, auch wenn ich nicht genau wusste, warum. Miss Brown wandte sich an die Klasse und grüßte uns. Dann drehte sie sich zur Tafel um und kritzelte mit Kreide etwas hinauf. "Ich schreibe euch ein paar Beispiele auf. Bitte macht sie alleine. Keine Gruppenarbeiten!", sie lächelte und setzte sich an den Lehrertisch, "Wenn ihr Fragen habt, kommt einfach zu mir oder zeigt auf" Sie sah kurz auf die Uhr: "Ihr habt bis Unterrichtsschluss Zeit, also teilt es euch gut ein, sonst müsst ihr den Rest zuhause machen" In der ersten Reihe ertönte Seufzen, doch Miss Brown schien das nicht zu berühren, sondern fuhr mit dem Schreiben fort.