Kapitel 9

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Pünktlich um 5 Uhr fährt Tiffany vor. Ich stehe bereits bei Alex und seiner Maschine. Ich werde bei ihm mit fahren. Alex hat einen seiner Kumpel dabei. Tiffany darf bei ihm mit fahren. Sie steigt aus ihrem Auto aus. Top und Hot Pants. Noch nicht mal High Heels. Pfff, die hat keine Ahnung von Hot-sein. Meine mega kurze Hot Pants sitzt auf der Hüfte. Das Top- bauchfrei. Und die High Heels verboten hoch. "Mit denen willst du Motorrad fahren?" fragt Tiffany mich und zeigt auf meine Schuhe. Ich nicke nur und schwinge mich elegant hinter Alejandro aufs Motorrad. Er lässt den Motor auf röhren und fährt eine Runde über den Parkplatz. Ich klammere mich an ihm fest und genieße den Fahrtwind. Als auch Alex Kumpel los fährt, gibt Alex Gas und brettert auf die Straße. "Wir müssen über den High Way!" brülle ich gegen den Fahrtwind. Alex nickt und fährt auf den High Way auf. Eine Zeit lang rasen wir über die Straße, als mir plötzlich ein Streifenwagen auffällt. Er ist knapp hinter uns. "Scheiße man! Die Bullen!" schreie ich gegen den Fahrtwind an. Alex gibt noch mehr Gas. "Da vorne rechts!", "Da ist aber keine Abfahrt!", "Fahr da vorne einfach rechts! Und dann links!" brüllen wir uns an. Tiffany und Alex Kumpel haben wir abgehängt. Alex befolgt meine Anweisung und wir fahren auf einen Schotterweg. Der Weg ist eng, so dass da kein Auto lang fahren kann. Wir fahren wie der geölte Blitz den Weg entlang und werden erst langsamer, als ein Bahnübergang in Sicht kommt. Verdammt, wir sind noch im Revier von den Schlangen! Ich hindere Alex am Halten und scheuche ihn über die Revier Grenze. Im Gebiet meiner Gang fahren wir langsamer. Ich navigiere Alex zu unserem Bahnhofsgebäude. Als wir ankommen, werden wir von zwei Schlägertypen empfangen. Ich drehe mich ein mal im Kreis, so dass sie mein Tattoo sehen. Doch an statt Platz zu machen, lachen sie nur. "Was ist?" frage ich zynisch. "Na, Nira? Noch nicht mit bekommen?", "Was?", "Ihr existiert nicht mehr!" sie lachen dreckig. "Alex, such die anderen und fahr zurück. Ich bekomm das hier hin." Alex nickt und fährt weg. Ich gehe an den Typen vorbei und betrete das Gebäude. "Pedro?" rufe ich lau. "Hola!" Er kommt mir entgegen gelaufen. "Hola!" Ich lächle ihn an, froh einen alten Kameraden wieder zu sehen. Pedro bleibt vor mir stehen. Er lässt langsam sein Shirt von der Schulter rutschen und ich sehe den durch gestrichenen Skorpion. "Wie... aber... ich... verstehe nicht... Was ist hier los?", "Verstehst es wohl immer noch nicht?! Ich hab die Gangs zusammen geführt und Boss geworden. Du kannst die Schlange tragen oder ohne wieder gehen. Aber glaub mir, meine Jungs sind überall! Sie werden dich im Blick haben!" Ich baue mich auf, recke das Kinn in die Luft und maschiere davon. "Pedro?! Du kannst mich mal!" schreie ich noch und zeige ihm den Mittelfinger. Vor dem Gebäude; schlage ich die Richtung in unser altes Hauses ein. Als ich die Tür aufdrücke, trifft mich der Schlag. Das ganze Haus ist leer. Ich mache einen Rundgang, doch ich finde nichts mehr. Noch nicht mal die Kloschüssel ist da. Dieses Viertel ist echt arm. Ich gehe in die Hütte hinterm Haus und hebe die dritte Bodenlatte von rechts an. Als ich darunter gucke, sehe ich das Lenkrad einer Honda. Ich hebe alle Latten hoch um an die Maschine dran zu kommen. Meine Brüder hatten das Versteck mal gebaut, falls eine Notsituation entsteht, so wie diese jetzt. Ich klettere zu dem Motorrad und schiebe es die Rampe hoch. Mit vereinten Kräften schiebe ich die Maschine hoch. Meine Brüder haben mir auch das Fahren bei gebracht. Ich fahre zwar nicht besonders gut, aber so sicher um hier weg zu kommen. Ich schiebe das Motorrad auf die Straße und steige auf. Ich mach den Motor an und gebe Gas. Der Motor heult auf und die Maschine setzt sich in Bewegung. Yes! war mein einziger Gedanke in dem Moment. Ich heize durch das Viertel auf den High Way.

Ich parke auf dem Schulparkplatz und überlege in den Unterricht zu gehen. Doch das ist nicht mein Stil. Ich schnappe meine Tasche und laufe gerade wegs zu dem kleinen Schulpark. Ich setze mich unter einen Baum und überlege was ich als nächtes machen werde. Erst mal muss ich die bescheurte "Wir-sind-so-nett-und-nehmen-dich-auf-Familie" los werden. Sie kotzt mich an. Die beschissenen Regeln, das beschinnene Haus und der beschissne, gut aussehende Sohn. Nira, was denkst du da?! Leon ist tabu für dich. Alex ist dein Niveau. Oh man, ich führe doch jetzt nicht ernsthaft eine Pro und Con Liste über die beiden Jungs. Ich lege mich in die Sonne, rauß aus dem Schatten der Bäume. Ich schließe meine Auge und atme tief durch. Nach einiger Zeit höre ich Schritte näher kommen. Ich öffne ein Auge und sehe Maria vor mir stehen. "Hey Nira. Alles klar? Ich hab von Alex erfahren, dass es wohl ein Problem gab.", "Maria, es ist alles okay. Lass mich einfach einen Moment alleine. Du könntest aber Alex mal zu mir schicken." bitte ich sie. Sie nickt und verschwindet. Ich schließe wieder das Auge und genieße das warme Prickeln auf meiner Haut von der Sonne. Schon bald höre ich erneut Schritte. Ohne die Augen zu öffnen sage ich: "Hola! Alex.", "Nicht ganz..."Ich setze mich sofort auf. "Leon?! Was machst du hier?" frage ich geschockt. "Na ja. Ich bin zwar nicht sehr beliebt, aber trotzdem habe ich Ohren und Alex erzählt allen laut stark, wie ihr von den Bullen verfolgt wurdet. Ich wollte dich nur sehen, ob alles in Ordnung ist.", Ey Leon, du Loser! Was willst du von Ainara?!" fragt eine hönische Stimme hinter uns. Leon verdreht nur genervt die Augen und dreht sich langsam um. Da trifft auch schon die Faust sein Auge. Leon stöhnt auf. "Alex!" rufe ich empört. Ein Tritt in die Magengrube. Leon stöhnt erneut auf. "Er hat mir nur gesagt, dass wir ein Referat zusammen machen müssen. Außerdem ist er vorrüber gehend mein Ersatz-Bruder.", Alex zuckt die Achseln. "Ich kann ihn nicht leiden und er stand halt grad hier rum." Ich hebe eine Augenbraue hoch, verlagere mein Gewicht auf ein Bein und stemme die Hand in die Hüfte. Ich forme mich meinen Lippen ein 'Arschloch' und helfe Leon beim Aufstehen. "Uh Baby. Deine Dark-Side machte mich irgendwie an!" sagt Alex Augenbrauen wackelnd und setzt seine BadBoy Maske auf. Ich recke mein Kinn in die Luft und verhöhne Alex durch meinen Blick. Ich nehme Leons Hand und führe ihn auf den Parkplatz. "Sorry, Leon. Hätte ich das gewusst, hätte ich dich weg geschickt. Das hast du nicht verdient." sage ich entschuldigend. "Hätte, hätte Fahrradkette. Danke, dass du mich 'gerettet' hast.", "Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder Unterricht oder wir gehen nach Hause.", "Nach Hause bitte, mein Kopf schmerzt höllisch und mein Magen auch. Ich weiß auch nicht genau wie lange ich noch mein FRühstück bei mir halten kann." stöhnt Leon und ich laufe los. "Nira! Zum Bus geht es hier entlang!" ruft er mir hinter her. Ich zeige auf die Honda und zucke mit den Achseln. Ich setze mich auf das Motorrad und Leon hinter mich. Er hält sich an meiner Taille fest und genieße diesen Moment ein bisschen zu sehr. Jetzt red dir ja nicht ein, dass du  dich daran gewöhnen kannst. Ich fahre los und ein paar Minuten später fahren wir in die Auffahrt des Hauses. Ich sperre die Tür auf, es scheint keiner zu Hause zu sein. Ich gehe mit Leon im Schlepptau die Treppe hoch ins Badezimmer. Er setzt sich auf den Badewannenrand und sieht mich unglücklich an. "Was ist los?" frage ich ruhig. "Ich schäme mich gerade ein wenig. Eigentlich sollte ich ein Vorbild sein und auf dich aufpassen. Und jetzt sitze ich hier vor dir und du verarztest mich." er seufzt. "Ach Leon. Das ist doch nicht schlimm. Und ich brauche auch niemanden der auf mich aufpasst, ich bekomme das auch gut alleine hin."Zumidestens denke ich das im Moment. Ich hole eine kühlende Creme aus dem Schrank und streiche sie gleichmäßig auf das angeschwollene Auge. Er zieht scharf die Luft ein. "Sorry." entschuldige ich mich. "Was ist mit deinem Bauch?" frage ich vorsichtig. Er lacht und zieht sein Shirt aus. Autsch... Mitten auf seinem Sixpack prangt ein rießen roter Fleck. Auch auf diese Stelle massiere ich Creme drauf. Ich bin gerade fertig geworden, als sein Handy klingelt. Es ist Caroline. Leon nimmt ab und hört seiner Mutter zu. Doch sein Gesicht will sich nicht mehr aufhellen, es wird eher immer blasser. Schließlich lässt er das Handy ganz fallen. Ich hebe es auf und gehe ran. "Hallo Caroline. Was ist los?" frage ich besorgt. "Leons Vater hatte ein Unfall und liegt im Krankenhaus. Er ist momentan nicht ansprechbar. Ich bleibe hier bei ihm im Krankenhaus. Bitte kümmer dich ein bisschen um Leon. Schaut einen Film oder so." Ich nicke stumm, doch Leons Mutter hat meine Stille als Zusage richtig interpretiert und legt auf. Ich helfe Leon auf zu stehen und begleite ihn in sein Zimmer. Er legt sich auf sein Bett und  schließt die Augen. Ich drehe mich um und möchte gerade das Zimmer verlassen, als ich eine heisere Stimme flüstern höre: "Nicht, Nira. Verlass mich nicht.", "Ich komm gleich wieder, Leon. Ruh dich einfach aus." verspreche ich ihm. Ich gehe ins Bad und räume die Salbe weg. Ich kehre in das Zimmer von Leon zurück und setze mich auf seinen Schreibtischstuhl. Leon stöhnt leise, als er sich umdreht. Aber ich bin mir sicher er schläft, deshalb schleiche ich mich aus dem Zimmer und gehe ins Wohnzimmer. Ich schalte die Glotze ein und schaue mir eine Serie an.

Badgirl und Nerd, geht das überhaupt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt