23

885 32 2
                                    

Es ist bereits dunkel und ich sitze seit Stunden auf dem sauberen Teil des Sofas. Ich hatte dabei zugesehen, wie Zane die Leichen der Beiden ergriffen und hinaus getragen hatte. Jedes Mal kam mir dabei das kalte Kotzen. 

Seit mehreren Minuten starrt Zane immer wieder auf seine Uhr. Eine Rolex - natürlich. Ich weiß, das wir auf Dawson warten. Ich bin mir nicht sicher, ob er tatsächlich in Person hier stehen würde. Ich wünschte es mir. Vielleicht könnte er mir helfen.

"Serena, steh auf",befielt er mir und greift nach einer Tasche, die er mir dann überreicht. "Warte hinten",sagt er kalt und öffnet mir die Hintertür. Stirnrunzelnd sehe ich ihn an und rühre mich nicht. 

"Wieso?",frage ich kleinlaut, doch seine braunen Augen durchbohren mich nur. Er ergreift meinen Arm und stößt mich leicht hinaus. Dagegen wehre ich mich nicht. Stattdessen umklammere ich die Tasche und schaue auf das weite grüne Feld. Es ist dunkel und kalt. Ich versuche die Tür wieder zu öffnen, doch sie ist verschlossen. Langsam lasse ich die Tasche auf den Boden gleiten und öffne sie. 

Darin finde ich Klamotten. Weibliche Klamotten. Meine Klamotten! Wie war er an meine Klamotten herangekommen? Und wann? 

Ich zucke zusammen, als ich ein lautes Poltern höre. Schnell presse ich mein Ohr an die Tür und schließe die Augen. Nichts zu hören. Seltsam. Ich umklammere die Tasche und schließe die Augen. Noch einmal durfte Zane sich nicht verletzen lassen. Wir wollten doch flüchten. 

Plötzlich ein Knall. Ein Schuss. 

"Zane?",schreie ich entsetzt und zerre an dem Knauf der Hintertür. Ich hämmere mit meiner flachen Hand dagegen, trete mit dem Fuß und ramme es mit meiner Schulter, doch es funktioniert nicht. Nervös fahre ich mir durch das Haar.

Nicht nochmal, Zane. 

Ich lasse die Tasche fallen und renne um das Haus herum. Davor entdecke ich einen schwarzen Lieferwagen. Ich laufe darauf zu, doch er ist verriegelt. Schnell haste ich zum Haupteingang und schlage dagegen. "Zane?",rufe ich nach ihm und mit einem Mal geht die Tür auf. 

Meine Augen treffen auf seine. Er atmet schwer, sein Gesicht ist angespannt. Ich kann mich nicht von ihm abwenden, spüre aber, wie Erleichterung in mir aufkommt. Es herrscht seltsame Spannung zwischen uns. Diese Tür hatte uns stärker voneinander getrennt, als ich gedacht hatte. Mein Verlangen danach ihn heil und wohlauf wieder zu sehen, war  enorm groß gewesen. Demnach ist die Erleichterung, ihn unversehrt anzutreffen umso größer. 

Ich räuspere mich und senke leicht den Kopf. Auch Zane wendet sich ab und tritt zur Seite, sodass ich das Haus betreten kann. Vor Schreck fasse ich mir an den Mund, als ich den blutenden Mann sehe. Seine weit aufgerissenen Augen scheinen mich anzustarren. 

Er ist tot. 

"Serena",sagt Zane meinen Namen, sodass ich mich zu ihm umdrehe. "Wir müssen hier weg. Sobald diese Kerle herausfinden, dass einer ihrer Männer gestorben ist, werden sie neue schicken."

Ich nicke leicht. "Wieso schicken sie Neue?",frage ich unschuldig. 

"Wegen dir",sagt er kalt und es verpasst mir eine Gänsehaut. Richtig. Sie wollen mich. 

Zane verschwindet im Badezimmer und lässt mich mit der Leiche kurz allein. Ich wende ihm den Rücken zu und lasse meine Augen über diesen leblosen Körper schweifen. Noch nie war ich dem Tod so nah gewesen, wie in den letzten Tagen. Es schien so, als wäre das hier eine komplett andere Welt. Die Schattenseite und ich sollte sie umbedingt kennenlernen. Insgesamt drei Tote hatte ich jetzt gesehen. Unglaublich. 

Plötzlich packt mich etwas festes und ich bekomme kaum noch Luft. Ein nasses Tuch wird mir gegen Mund und Nase gepresst. Schreiend greife ich nach dem Arm, der mich festhält und trample mit den Füßen, doch keine Chance. 

Ich werde müde. So müde. Die Dunkelheit, sie verschlingt mich wieder.

"Tut mir leid, Prinzessin. Ist nur zu deiner eigenen Sicherheit",höre ich Zane sagen. 

"Fick dich",murmle ich unverständlich und drifte in einen tiefen Schlaf.



SerenaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt