Kapitel 6

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Jenna's P.o.V.

Je länger ich nun zurück in Deutschland war, umso mehr gewöhnte ich mich wieder an den Alltag hier. Es war einfach anders als in Frankreich. Aber auch wenn ich es dort sehr genossen hatte, war es in Deutschland doch viel schöner. Dortmund war einfach meine Heimat.

Erik war nun schon seit ein paar Tagen in Brasilien. "Jenna, es ist soo toll hier. Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Das Feeling hier ist einfach nur geil.", hatte Erik mir gestern am Telefon erzählt.

Ich war wirklich stolz auf ihn. Er stand gerade mal am Anfang seiner Fußballkarriere und war schon im WM-Kader. Das musste ihm erstmal einer nachmachen. Und auch wenn er vermutlich nicht in der Startelf stehen würde, war es trotzdem eine Erfahrung fürs Leben. Und wer weiß.. Vielleicht war er schon bei der nächsten Weltmeisterschaft einer der wichtigsten Spieler?

Da ich momentan Semesterferien hatte, war ich so gut wie jeden Tag unterwegs. Einmal mit Freunden, dann mal wieder mit meiner Familie und heute hatte ich mich entschieden, mal etwas alleine zu machen.

Fitnessstudio, shoppen gehen oder in die Therme zum baden?

Auf Sport hatte ich keine Lust, einkaufen war ich bereits gestern und da ich auch nicht in Geldscheinen schwamm, blieb mir nur noch die Therme. Aber das war doch auch mal wieder schön. Freudig packte ich meinen Bikini, sowie ein großes Badetuch in meine geräumige Tasche, schlüpfte anschließend in meine schwarzen Chucks und verließ dann auch schon das Haus.

Ich ging gerne alleine ins Schwimmbad, vor allem wenn ein riesiger Wellness-Bereich dabei war und die Therme hier in Dortmund war mehr als nur toll.

Da es früher Vormittag war, war nicht viel los und ich ergatterte einen super Parkplatz, sodass ich schon fünfzehn Minuten später im Bikini gekleidet die Therme betrat.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es neun Uhr war. Von Kindern war hier keine Spur, da momentan keine Ferien waren, weshalb alle in der Schule oder im Kindergarten waren. Die einzigen Leute die hier waren, waren ein paar Frauen, die vermutlich gemeinsam Wassergymnastik machten und ein paar ältere Leute, denen zuhause langweilig war. Hier und da lief mir mal wieder ein Pärchen über den Weg. Kurz gefasst: Es war einfach nur perfekt.


Meine Tasche, sowie das Handtuch ließ ich auf eine freie Liege fallen und kurz darauf betrat ich auch schon das Wasser. Sofort umhüllte, die Wärme meinen Körper und ich schloss kurz meine Augen.

Das gute an Thermalbädern war, dass das Wasser angenehm warm war und ich so direkt losschwimmen konnte.

Ich liebte dieses Gefühl. Einfach ein paar Bahnen zu schwimmen und an nichts anderes zu denken. Man spürte nur das Wasser um sich und sonst nichts. Ich war zwar keine Meisterin im Schwimmen, aber ich hatte doch eine relativ gute Ausdauer, weshalb ich auch nicht sofort nach der ersten Runde schlapp machte und um nach Atem ringen musste.

"Jenna?", hörte ich plötzlich jemanden meinen Namen rufen. Sofort hielt ich an, drehte mich einmal auf jede Seite, um die Person zu suchen, die gerade meinen Namen gerufen hatte. Schnell strich ich mir auch meine langen blonden Haare weg, welche mir vermutlich gerade kreuz und quer wegstanden, da ich wieder vergessen hatte, sie zu einem Zopf zu binden. Und lange Haare und Chlorwasser passten eindeutig nicht zusammen. Dieses Gefühl kannte vermutlich jedes Mädchen.

"Wusste ichs doch, dass du es bist.", hörte ich die Stimme von vorhin erneut und jetzt sah ich ihn. Marco Reus. Er saß am Beckenrand und hatte ein Bein im Wasser baumeln, während das verletzte am Beckenrand abstützte. "Marco!", rief ich und versuchte schnell meine Haare einigermaßen in Ordnung zu bringen, ehe ich auf ihn zuschwimmte.

"Hey!", rief ich. "Was machst du hier?", fragte ich ihn und stämmte mich langsam am Beckenrand hoch, sodass ich mich neben ihn setzten konnte. Ich blickte zu ihm und sofort fiel mein Blick auf seine Bauchmuskeln, welche ziemlich trainiert waren. Verdammt, er sah echt gut aus. "Ich hatte hier nebenan Physio und dachte mir, ich vertreibe mir hier noch etwas die Zeit. Normalerweise kenne ich hier sonst nie jemanden und umgekehrt genauso. Und da ich momentan sowieso Ruhe brauche, ist es eigentlich ein ziemlich cooler Ort.", erklärte er mir schwach lächelnd und riss mich somit wieder aus meinen Gedanken.

"Oh.", murmelte ich nur und biss mir kurz auf meine Unterlippe. "Und was machst du hier?", stellte er mir die Gegenfrage. "Bist du nicht in Brasilien?" Ich schüttelte meinen Kopf und blickte ihn weiterhin an. "Ich werde erstmal nicht nach Brasilien fahren.", verkündete ich ihm.

"Willst du denn nicht deinen Freund anfeuern, so wie Cathy und die anderen Mädels?", fragte er und ich kannte in seiner Stimme, dass er immer noch traurig war. Kein Wunder. Seine Manschaftskollegen genossen die Zeit in Brasilien, konnten Fußball spielen und würden vielleicht sogar Weltmeister werden, während er hier verletzt in Dortmund feststeckte. Erik hatte mir erzählt, dass Marco einer der Besten war und vermutlich bei jedem Spiel in der Startelf gewesen wäre und deshalb war es umso mehr ein Schock für ihn.

"Nein, doch, also schon. Aber ich bin letzte Woche erst aus Frankreich zurückgekommen und will deshalb erstmal hier bleiben.", erzählte ich ihm. Er sah mich an und nickte etwas. Ich nickte ebenfalls und einen Moment schwiegen wir uns einfach nur an.

"Bist du öfter hier?", platzte es aus Marco heraus und ich war ihm mehr als nur dankbar, da es sonst unangenehm zwischen uns geworden wäre. "Ja schon. Früher war ich immer mit meinen Eltern hier, aber die letzten Jahre meistens mit meinen Freundinnen oder eben mit Erik oder einfach mal alleine, wenn mir danach mal ist.", erwiderte ich.

So unauffällig wie möglich musterte ich ihn erneut. Er sah wirklich heiß aus. Oberkörperfrei, nur in einer dunkelgrauen Badeshorts von Nike gekleidet, mit seinen blonden Haaren, welche er perfekt gestylt trug. Es war wirklich rätselhaft, wieso er noch single war. Die Frauen mussten ihm doch nur reihenweise nachlaufen.

"Wie geht's deinem Fuß? Tut es noch sehr weh.", fragte ich ihn und er nickte. "Ja. Aber der Schmerz wird von Tag zu Tag erträglicher. Wenn ich Glück habe, kann ich in zwei Wochen wieder normal gehen.", meinte er hoffnungsvoll.

Gerade wollte ich etwas sagen, als ein Mann, vermutlich ein Phsysiotherapeut mit weißen Klamotten, kam und sich zu Marco beugte. "Marco, wollen wir mit der nächsten Einheit weitermachen?", fragte er und reichte ihm seine Krücken. Marco wendete sich an mich und lächelte schwach. "Hat mich gefreut, Jenna.", meinte er und erhob sich mühsam.

"Ich hoffe wir sehen uns bald wieder." Und nach diesen Worten verschwand er auch schon gemeinsam mit seinem Physiotherapeuten. Ich konnte nicht anders, als ihm hinterherzusehen, bis ich mich selbst ermahnte. Jenna, du hast einen Freund. Erik. Und Erik ist perfekt. Mehr als das. Diese Worte ging ich ein paar mal im Kopf durch, ehe ich erneut ein paar Runden schwimmte.

Ich konnte nicht anders, aber ich musste die ganze Zeit an Marco denken. Wie traurig seine Augen gefunkelt hatten. Man merkte, das ihn das ganze ziemlich mitnahm. Was er wohl später noch so machte? Ich seufzte leise und setzte mich anschließend noch in einen Whirlpool, ehe ich mich gegen Mittags wieder auf den Weg nach Hause machte.

is it right? [marco reus & erik durm]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt