34 - Idiot

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JUSTIN

Als ich erwachte spürte ich nur eins. Verzweiflung. Erstens, meine Familie, die ich seit langer Zeit nicht mehr sah, war hier, zweitens, Raven war weg und ich hatte keine Ahnung wo sie war und drittens, ich war schuld daran. Laut ausatmend stand ich auf und fuhr mir durch die Haare. Es war falsch, dass sie mir nichts gesagt hatte, denke ich. Ich wusste nur, dass meine Eltern und meine Geschwister hier waren und ich die Chance hatte sie wieder zu sehen, aber wenn ich es tun würde, würde es eine heftige Eskalation auslösen. Meine Mutter und meine Geschwister wären sicher froh, aber mein Vater.... Er würde ganz sicher ausrasten. Genervt betrat ich den Wohnbereich und sah mich um. Es war so leer hier. Ich war daran gewöhnt, dass Ray entweder das Bad blockierte oder Frühstück machte, jetzt war es aber still wie seit langem nicht mehr. Jetzt schon merkte ich, wie sehr ich sie vermisste. Ich konnte nicht ohne sie, aber sie hatte einen Fehler begannen, einen schwer verzeihlichen Fehler.

RAVEN

"Willst du Kaffee oder Tee?", hörte ich Violet aus ihrer kleinen Küche rufen, ich aber hatte auf gar nichts lust. Das einzige was ich wollte war Justin. "Nichts", rief ich zurück und schaute weiterhin auf meine Hände. "Ach komm schon Ray, du hast noch nichts gegessen, du kannst dir wegen diesem Vollidioten doch nicht dein Leben kaputt machen", sagte sie und verschränkte ihre Arme, als sie im Wohnzimmer erschien. "Er ist kein Vollidiot", murmelte ich und lehnte meinen Kopf auf meine Hände, während ich auf die Wand schaute. "Doch ist er, dass solltest du endlich mal einsehen", meckerte sie, ich aber wollte dies nicht glauben. Justin war der Mann den ich liebte und kein Vollidiot, egal was er tat.

JUSTIN

"Und was wirst du jetzt tun?", fragte mich Ryan, ich aber hatte selber keine Ahnung. "Weiß ich nicht". "Wieso weißt du es nicht? Du musst doch irgendwas tun. Deine Familie ist hier und ich finde du solltest zu ihnen gehen", meinte er, worauf ich spöttisch auflachte. "Hast du eine Ahnung, was das auslösen würde? Du kennst meinen Vater genauso wie ich, also halt dich lieber aus meinen Problemen raus", zischte ich und merkte, wie er seine Augen verdrehte. "Ist ja gut, aber was ist jetzt mit Raven?". "Ryan, hör auf so viele Fragen zu stellen, ich bin selber ratlos", sagte ich und versuchte jetzt nicht an sie zu denken, denn sonst würde ich noch zu ihr fahren, na ja, wenn ich wissen würde wo sie ist. "Ich weiß, sie hat es dir verheimlicht, aber bestimmt hat sie es nur gut gemeint", sagte er nun, was mich ehrlich gesagt nicht umstimmte. "Sie hätte es sagen sollen". "Du Idiot, wir beide wissen, und auch Kenny und Chaz wissen, dass du spätestens morgen nach ihr suchen wirst, denn wir wissen auch nicht, wo sie sein könnte", sagte er mit einer ernsten Stimme und verließ meine Suite. Völlig verzweifelt sank ich in den Sessel und atmete laut aus. Wer hatte recht?

RAVEN

Es war 15:46 Uhr und ich saß ganz allein in Violets Apartment. Ob jemand nach mir suchte? Ob Justin mich vermisste? Ich konnte gar nichts sagen, da unser letztes Gespräch ganz und gar nicht gut verlaufen war. Seufzend schaute ich aus dem Fenster und lauschte den aufprallenden Regentropfen. Violet würde erst um 17 Uhr Heim kommen, was bedeutete, dass ich hier noch fast eine Stunde alleine sitzen musste. Was sollte ich in dieser Zeit machen? Wenn ich weiterhin hier sitzen würde, würde ich nur noch an Justin denken, deswegen musste ich irgendwas machen. Grübelnd stand ich auf und sah mich um. Ihr Apartment war so klein, dass es mich an mein altes erinnerte. Justins Suite war viel größer, deswegen war es auch so ungewohnt. In der Zeit in der ich alleine war saß ich trotzdem auf der Couch und schaute Fernsehen, auch wenn ich mich nicht wirklich auf die Sendung konzentrierte, sondern auf Justin.

JUSTIN

Sollte ich es wirklich wagen? Nein. Was würden sie nur von mir denken? Meine Mutter wäre sicher zutiefst enttäuscht von mir und würde anfangen zu weinen, während mein Vater ausrasten würde und mich zur Hölle schicken würde. Seit langem war er nicht mehr der gleiche. Als ich noch klein war, bauten wir zusammen ein Baumhaus, wir angelten, wir bauten so kleine Modeleisenbahnen und mehr, doch sobald ich älter wurde, hörte das alles auf. Wir unternahmen nichts mehr zusammen und ich fand andere Beschäftigungen. Selbst die Beziehung zwischen ihm und meiner Mutter wurde schwach, weshalb ich vieles ansehen musste. Er hatte sie oft verletzt. Genauso wie ich Raven verletzte, auch wenn sie jetzt weg war, ich konnte sie nicht suchen. Erstens, weil sie mich belogen hatte und zweitens, ich hatte keine Ahnung wo sie war, ich wusste nur, dass sie niemals zurück zu ihrer Schwester gehen würde. Noch immer saß ich in meiner Suite und traute mich nicht einen Schritt hinaus zu wagen, dass sie schließlich überall sein könnten. Bis meine Tür aufging. "Justin, sag bloß du sitzt die ganze Zeit hier rum", hörte ich Kenny genervt sagen, ich antwortete dennoch nicht. "Sonst bist du doch der taffe, mutige und gefährliche Justin. Du bringst Leute eiskalt um und jetzt, wenn es um zwei wichtige Dinge geht, bist du ein Feigling und sitzt hier rum", meckerte er und setzte sich zu mir. "Geh einfach". "Siehst du, schon wieder. Das gleiche hast du mit deiner Freundin getan. Darf ich dich daran erinnern, dass jedes, wirklich jedes andere Mädchen kreischend davon gelaufen wäre, wenn sie erstens, erfahren würde, dass du ein gefährlicher Auftragskiller bist, zweitens, zwei mal entführt werden würde und drittens, immer wieder in diesen Scheiß reingezogen werden würde? Sie ist geblieben, und weißt du warum?", fing er an, ich sah jedoch zu Boden. "Weil sie dich liebt und ich wette sie ist da die einzige die dich wirklich so sehr liebt, denn immer hin ist sie noch hier, war hier, denn du hast sie verscheucht und jetzt weiß keiner wo sie ist". Genervt biss ich meine Zähne zusammen und ballte meine Hände. "Hör auf mir noch mehr Schuldgefühle zu machen, ich hab ja kapiert, dass ich scheiße gebaut habe, klar?", sagte ich und stand auf. "Warum suchst du sie nicht? Ich dachte du liebst sie". "Ich liebe sie auch verdammt", zischte ich und sah ihn wütend an. "Sieht man aber nicht", konterte er und stand auf. "Die Sache mit deinen Eltern ist dir überlassen", meinte er noch und wand mir danach kichernd den Rücken zu. "Und ich dachte du hättest dich geändert, aber du bist immer noch der selbe eiskalte Justin, den es einen Scheiß interessiert, wenn etwas mit seinen Liebenden und seiner Familie geschieht", zischte er, weshalb ich lachend schnaubte. "Ach ja?". "Ja, du weißt ja nicht mal, ob Raven überhaupt noch am leben ist", sagte er und ging. Brüllend fuhr ich mir durch die Haare und sah aus dem großen Fenster. Ich musste sie finden.

Heartbreaker - Guns and broken Hearts /J.BWo Geschichten leben. Entdecke jetzt