Fast geschafft

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Emilie blieb wie angewurzelt stehen. „Wer bist du? Und wo seid ihr abgestürzt?", platzte Verena heraus. „Ich bin Jan! Wir sind mit dem Heli abgestürzt. Wir brauchen Hilfe! Die Türen des Helis sind komplett verbeult. Da kommt man nicht rein oder raus. Der Pilot und der andere Bergretter sind noch drin! Habt ihr Werkzeug dabei?", fing Jan an zu reden. Verena nickte: „Ja, Ben hat Werkzeug dabei. Wo liegt der Heli?" „Ist jemand verletzt?", fragte Emilie. Jan nickte: „Ja den Pilot hat es ganz schön erwischt. Er braucht sofort Hilfe! Tobias geht's gut." Verenas Gesicht erstarrte. Sie wurde blass und schluckte. Emilie schaute sie an. Sie war so erleichtert, dass es Tobias gut geht, aber sie fühlte mit ihrer Freundin. „Wo ist der Heli?", stotterte Verena. „Ich zeig's euch! Aber wir brauchen Werkzeug." Emilie nickte: „Okay, wir müssen es Ben sagen." Verena musterte Jan von oben bis unten und bemerkte seine Wunde. „Tut das weh?", fragte sie. Jan schüttelte den Kopf: „Ne geht so. Ich komm schon klar." Verena nickte. Sie zog ihre Winterjacke aus. Darunter trug sie eine Weste. Diese zog sie auch aus und band sie um Jans Wunde. „Danke", sagte er. Emilie hatte das Funkgerät in der Hand und sagte: „Ben? Hier ist Emilie! Wir haben Jan gefunden. Michi und Tobias sind noch im Heli. Er ist abgestürzt und die Türen lassen sich nicht öffnen. Michi ist schwer verletzt. Wir brauchen Werkzeug." „Alles klar. Wir kommen. Wo seid ihr?", fragte Ben sofort. „Etwas weiter südlich von eurer Position. Geht einfach durch den großen Busch, dann müsstet ihr uns sehen. Macht schnell und nehmt Werkzeug mit!", rief Emilie aufgeregt.

Ben nickte. Er steckte das Funkgerät wieder ein und wandte sich an Christina: „Du hast es gehört. Wir müssen zu Verena und Emilie. Kannst du mir mit dem Werkzeugkoffer helfen?" Christina nickte und packte sofort mit an. Sie kämpften sich durch das Dickicht und sahen von weitem schon die beiden Frauen mit Jan. „Jan!", rief Christina schon von weitem. Sie kannte den Freund ihrer kleinen Schwester gut. Als sie bei ihm angelangt war, sah sie dass seine Winterjacke rot vom Blut war. „Geht's?", fragte sie besorgt. „Ja geht schon. Kommt schon! Wir müssen zurück zum Heli. Die beiden brauchen Hilfe!" Jan führte die Truppe voran. Er lief so schnell er konnte. Hinter ihm waren Ben und Verena, die wie die Verrückten liefen. Emilie und Christina liefen hinter den dreien. Emilie schaute Christina von der Seite an und sagte: „Tut mir Leid wegen vorhin. Ich war nur so verzweifelt und..." Christina schnitt ihr das Wort ab und sagte: „Ist schon in Ordnung. Ich kann dich verstehen. Du hattest ja nicht ganz Unrecht." Emilie lächelte. Sie war froh, dass das jetzt aus dem Weg geräumt war.

Markus hielt noch immer den Umschlag in der Hand. Katharina legte eine Hand auf seine Schulter. Sie konnte das Mädchen wieder stabilisieren. „Willst du ihn nicht öffnen?", fragte sie. Markus nickte und öffnete den Umschlag. Er nahm den Brief heraus und atmete tief durch.

Mein lieber Johannes,

ich weiß, diese Zeilen werden dich jetzt wenig erfreuen, aber es ist am Besten so. Du sagtest immer, dass das Bergsteigen zu dieser Jahreszeit besonders gefährlich sei. Vielleicht hast du Recht, aber jetzt kannst du mich nicht mehr zurück halten. Wenn du diesen Brief liest, bin ich wahrscheinlich schon auf der Suche nach unserer Hütte und hoffentlich auch schon wieder zu Hause. Es tut mir so Leid, dass ich dich hintergangen habe mein Freund, aber es ging nicht anders. Wir haben gesagt, dass wir das gemeinsam durchziehen, aber ich brauche das Gold jetzt und ich will dich nicht in eine unnötige Gefahr bringen. Ich weiß, wir hatten vor das Gold im Frühling zu holen, aber ich kann nicht anders.

Ich war in den letzten Tagen immer wieder am Dachstein, aber ich habe keine Hütte gefunden. Sie ist nämlich ganz wo anders. Wo genau kann ich dir nicht sagen. Es hat alles seinen Grund wieso ich es alleine mache. Irgendwann werde ich es dir erklären.

Ich hoffe du kannst mir verzeihen, mein Freund.

Dein Freund Frank

„Er konnte es ihm nie erklären", flüsterte Markus. Katharina fischte eine Wanderkarte aus dem Umschlag und reichte sie Markus. „Hier, das war noch im Umschlag." Markus betrachtete die Karte. Der Hochkogl war rot umkreist. „Da musste die Hütte sein", sagte er. Katharina nickte: „Alexandra wollte ihren Vater suchen. Sie hat den Durchschlag des Briefes und die Wanderkarte wohl gefunden." „Das heißt mein Vater ist gar nicht Schuld am Tod vom Wieser", sagte Markus leise. Katharina schüttelte den Kopf: „ Dein Vater war sogar sehr vernünftig. Er wollte mit Frank Wieser erst im Frühling hoch gehen. Wahrscheinlich war Frank Wieser kein guter Bergsteiger und ist deswegen abgestürzt. Deinen Vater trifft keine Schuld." Markus nickte: „Jetzt wird mir auch einiges klar. Deshalb hat man den Wieser nie gefunden. Er war gar nicht am Dachstein. Er hat schon längst gewusst wo die Hütte war." Katharina nickte. Markus fiel ihr um den Hals. Er war so froh, dass sein Vater nicht an Frank Wiesers Tod Schuld war.

Die Bergretter - AbgestürztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt