25

898 27 1
                                    

A/N: Eigentlich ist es schon anhand des Covers zu erkennen, aber ich habe euch nochmal die Besetzung hinzugefügt (oben angehängtes Bild)

Viel Spaß!

***

Ich hatte mehrere Stunden damit verbracht  zu weinen. Mein Kopf wollte einfach nicht verstehen, warum sich Zane von einer Sekunde auf die Andere verändert hatte. Dass er mir dabei nochmal vor Augen führen musste, dass er mein Entführer war und ich seine  Geisel, war genauso unnötig gewesen.  Zudem wollte mir nicht aus dem Kopf gehen, dass ich ihn dabei erwischt hatte, wie er sich am Telefon mit Agent Callahan ausgewiesen hatte. Aus Filmen kannte man das ja. Aber ob's im echten Leben genauso war? Ich hatte auch niemals glaubt, dass man mich entführen würde. Alles war scheinbar möglich.

Jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, sah ich meine Mutter. In ihrer roten Unterwäsche, wie sich sie lacht und mich anlügt. Ich konnte den Mann auf dem Video nicht identifizieren, da er immerzu mit dem Rücken zur Kamera stand. Doch das Gefühl, dass Zane mehr als nur dieses Video hatte, ließ mich nicht los. Hatte er auch welche von meinem Vater? Bestimmt. Immerhin war er der Hauptgrund für all das.

Der Schmerz hatte mich in diesen Stunden, ich denen ich mir die Augen ausheulte, nicht losgelassen. Zu erschüttert war ich darüber, dass meine Mutter eine solch grausame Person auf diesem Video darstellte. Ich wusste nicht, ob die Ehe meiner Eltern so schlecht gestanden hatte, dass meine Mutter ihn kurz nach seinem Tod hintergangen hatte. Die Trauer und der Schmerz, alles war eine Lüge. Oder nicht?

Ich kann mich noch haargenau daran erinnern, wie meine Welt zusammenbrach, als man mir vom Tod meines Vaters erzählte. Dass er ermordet wurde erfuhr ich erst Jahre später. Der Schmerz war umso größer danach, doch ich hatte niemals in Erwägung gezogen, dass man sich eines Tages an unserer Familie dafür rächen wurde. Vor allem, dass Vater so ausgefuchst war, dass er Menschen hintergangen und ausgeplündert hatte.

Das hätte ich weder meiner Mutter, noch meinem Vater zugetraut.

Langsam rappele ich mich auf und wische mir die heißen Tränen von der Wange. Der Spiegel vor mir hat einen schwarzen Rahmen, der wie Blumenstängel an der Spitze in alle Richtungen ragt. Er ist über einem Schnippisch befestigt, der aus weiß lackiertem Holz ist. Darunter steht ein Hocker, der mit ebenfalls weißen Stoff überzogen ist. Was ich auf dem kleinen Tisch finde ist erstaunlich. Eine Bürste, eine Föhnmaschine, Nagellack, Schminke so weit das Auge reicht. Hinzu kommt eine kleine Vase mit frischen Blumen.

Ich ziehe den kleinen Hocker hervor und setzte mich. Der Blick in den Spiegel hätte nicht schlimmer sein können. Ich erkenne mich nicht wieder. Meine Haut ist rot und unter den Augen angeschwollen. Meine Wimpern sind nass und kleben zusammen. Dunkle Tränensäcke zieren meine Haut und meine Lippen ist trocken und teilweise aufgerissen. Ich greife nach meinen Haaren und lasse meine Finger hindurch fahren. Sie sind fettig und kleben teilweise an meiner Stirn. Allgemein wirke ich schwach uns das überträgt sich urplötzlich auch auf mein Inneres.

Meine Augen schweigen zu der zweiten Tür in meinem Zimmer, die in ein Bad führen. Ich stehe auf und gehe darauf zu. Eine große Regendusche, sowie ein breites Wachbecken, eine Toilette und eine Zimmerpflanze finde ich vor. Für Handtücher und Bademäntel ist auch gesorgt. Ich trete hinein und stelle fest, dass auch genug Duschzeug vorhanden war.

Zur Sicherheit schließe ich die Tür hinter mir. Sie ist leider nicht abzuschließen. Doch da ich wusste, dass Zane mich so schnell nicht frei lassen würde, verschwende ich keinen Gedanken mehr daran. Stattdessen lasse ich meine dreckige Kleidung auf den Boden fallen und genieße die harten Tropfen auf meiner Haut.

Ich hatte länger geduscht, als ich es sonst tat. Mit einem Handtuch bekleidet trat ich aus dem Bad, vor den viertürigen Schrank. Als ich ihn öffnete, musste ich staunen. Eine Tonne Klamotten begrüßte mich. Unterwäsche, Socken, Pullover, T-Shirts, Jeans. Und alles in meiner Größe.

Ich zog eine schwarze Legegins und einen breiten Hoodie hervor, der auf den ersten Blick gemütlich aussah. Etwas verschreckt über die Tatsache, dass es mir wie angegossen passte, nehme ich das Handtuch vom Kopf und setze mich wieder auf den Hocker.

Frisch geduscht und dennoch sehe ich fertig aus. 

Ich greife nach dem Föhn und lasse die warme Luft meine Haut streifen. Irgendwie besänftigte mich diese Wärme. Ich kämpfe dagegen an, loszuheulen.

Nach Stunden sitze ich immer noch einsam auf dem Bett und starre auf meine Zehen. Ich bewege sie immer wieder auf und ab und verfolge sie mit meinen Augen. Einer anderen Beschäftigung war mir im Moment nicht zumute. Obwohl eine Menge Bücher in den Regalen hier standen.

Seufzend richte ich mich auf und greife nach einem schwarzen Nagellack. Schwarz - beschrieb meine Seele und mein Inneres wohl perfekt. Ich schmeiße mich erneut aufs Bett und beginne damit sowohl Finger, als auch Zehen zu lackieren. Und wenn ich schon dabei bin ...

Die nächste Stunde verbringe ich damit, mich zu schminken. Als ich allerdings das Endergebnis betrachte seufze ich. Ich liebte es mich fertig zu machen und mit Freundinnen auf einen Kaffee auszugehen. So sah ich aus, als die Welt noch in Ordnung war. Und in der Hoffnung, dass mich ein sauberes Erscheinungsbild trösten würde, trug ich mir noch Lippenstift auf.

"Was für eine Scheiße",sage ich und blicke mich dabei im Spiegel an. Das hier würde nicht an meiner Situation verändern. Also greife ich nach einem Tuch und schmiere mir die Farbe von den Lippen. Resigniert lasse ich mich auf den weichen Teppich auf den Boden fallen und schaue an die Decke.

Wann würde er mich wieder rauslassen?

Ich hatte begriffen, dass ich meine Chance verpasst hatte, Zane eine aufs Maul zu geben, als ich aus meinem Kurzschlaf erwachte und ein Tablett mit Essen im Zimmer vorfand. Mist.

SerenaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt