Ich wusste nicht, wie viele Tage bereits ins Land gegangen waren, an denen ich schon unterwegs war. Ich hatte mir den Porsche der Millers und ihr restliches Bargeld, das sie im Haus hatten, geschnappt und bin auf und davon. Meine wenigen Habseligkeiten waren lediglich ein paar Kleider, doch ich konnte es mir nicht verkneifen, ein paar Bücher von den Millers mitzunehmen. Ich hatte das Lesen für mich entdeckt, obwohl es in letzter Zeit schwierig gewesen war, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren, als die Misere mit Noah. Dennoch hatte ich einen Narren gefressen an dem Roman „Stolz und Vorurteil" von Jane Austen.
Ich hatte mir kein genaues Ziel gesetzt, ich war einfach los gefahren, mit dem Gedanken, so weit weg wie möglich von Wellington zu sein. Es verschlug mich schließlich nach Kaikura. Es war nicht am anderen Ende von Neuseeland, sondern eigentlich noch ziemlich nahe an Wellington, doch sobald ich das Ortseingangsschild passiert hatte, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Steile Küsten ragten in die Höhe, an den Klippen brachen sich die Wellen, am nahegelegenen Strand umspielte das Wasser sanft den Sand. Ich war bereits rechts rangefahren und ausgestiegen, um dieses Naturschauspiel weiter zu beobachten. Es sah unglaublich aus, wie sich das Meer erst tosend an den Klippen brach und kurz daneben wieder die Ruhe selbst war. Doch am meisten gefiel mir der Anblick, wie das Meer so ruhig und verlassen dalag und sich bis zum Horizont erstreckte. Die Sonne ging gerade unter, sodass der Himmel in allen erdenklichen Rot-, Gelb- und Orangetönen leuchtete. Ich spürte eine Sehnsucht nach dem Meer in mir aufkommen. Noch nie in meinem Leben war ich so traurig darüber gewesen, dass ich nicht ins Meer konnte. Zu gerne wäre ich einfach die Böschung hinunter gelaufen und wäre geschwommen. Doch leider war mir das verboten. Mir entfuhr ein Seufzer.
Ich stand noch lange so da, auch als die Sonne bereits längst untergegangen war und der Mond seinen Platz am Himmel eingenommen hatte. Auch jetzt fiel es mir immer noch schwer, mich von diesem Anblick loszureißen. Als ich das Rauschen der Wellen hörte, spürte ich tief in mir drinnen, dass ich hier hin gehörte. Hier war wirklich mein zu Hause an Land. In Wellington hatte ich mich nie wirklich heimisch gefühlt, doch hier war alles anders.
Ich ging zurück zu meinem Porsche und stieg wieder ein. Ich fuhr los und versuchte irgendein Motel oder Hotel in der Stadt zu finden. Glücklicherweise musste ich nicht lange suchen. Ein kleines, aber feines Hotel stand am Ende der Straße. Ich fuhr auf den Parkplatz, holte meine Tasche aus dem Auto, verriegelte es und betrat die Lobby des Hotels. Ich ging zur Rezeption an der eine etwas ältere, aber nett aussehende Dame saß.
„Guten Abend.", begrüßte ich sie. „Hätten Sie vielleicht noch ein Zimmer frei für ein paar Nächte?"
Sie schaute von ihrem Computer auf und lächelte mich mit freundlichen grünen Augen an. „Aber natürlich, Liebes. Einen Moment, bitte.", sagte sie. Dann tippte sie etwas in ihren Computer, überreichte mir den Zimmerschlüssel und erklärte mir, wo ich lang musste und wann es Frühstück gab.
„Vielen Dank.", sagte ich, während ich mich bereits auf den Weg zum Fahrstuhl machte. Mein Zimmer lag in der zweiten Etage, direkt unter dem Dach. Es war hübsch eingerichtet, mit einem großen Bett und einem geräumigen Bad. Es hatte sogar einen kleinen Balkon. Ich schloss hinter mir die Tür ab, ließ meine Tasche zu Boden gleiten und trat auf den Balkon. Von hier aus hatte man einen wunderbaren Blick auf den Strand und das Meer. Während ich so dastand und aufs Meer hinausblickte, stellte ich fest, dass ich mich noch nie in meinem Leben so einsam gefühlt hatte.
In diesem Moment wünschte ich mir irgendwie nichts sehnlicher, als das jemand hinter mir stehen und mich umarmen würde. Ich schloss die Augen und stellte mir die Szene vor. Es wunderte mich nicht, dass es Noah war, der vor meinem geistigen Inneren erschien und mich umarmte. Ich öffnete wieder die Augen und war erneut verwirrt. Ich wusste nicht, was sich von dem, was sich gerade in meinem Körper abspielte, halten sollte. Ich war nicht in der Lage zu fühlen! Die Gefühle sind mit meiner Verwandlung in das Monster verschwunden! Oder?
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Die kleine Meerjungfrau - einmal anders
FantasyTief unten im Meer lebte die kleine Meerjungfrau als Jüngste von den sechs Töchtern des Meerkönigs. Sie war schon immer anders als ihre Schwestern gewesen, sie hatte nicht so langes goldenes Haar wie sie und auch ihr Fischschwanz war nicht so glänze...