Gewitternacht

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  Ich saß am offenen Fenster. Es blitzte, donnerte, regnete und stürmte. Und es war Nacht. Ich wusste nicht, wie lange ich hier schon saß. Ich schaute auf die Uhr. Ich hatte noch vier Stunden. Auf einmal über kam mich das Bedürfnis, durch die Nacht zu rennen. Das hatte ich so lange nicht gemacht... Ich stand auf, und nahm mir meine leichte Regenjacke mit. Dann schlich ich mich vorsichtig durch den alten, etwas muffligen Flur. Dann schloss ich die Tür leise hinter mir. Ich sog die kalte Regenluft ein. Sie war wunderbar frisch. Als ob all der Dreck und die Abgase vom Regen weggespült wären worden. Von unserem Haus führten mehrere Wege weg: Einer zur Landstraße, einer zum Dorf, einer zur Schafweide und einer in den Wald. Ich nahm den Weg, der in den Wald führte. Als ich mich aus der Sichtweite des Hauses befand, begann ich zu rennen. Es war ein wunderbar erfrischen des Gefühl. Neue Kraft durchströmte mich. Ich rannte immer tiefer in den Wald hinein, dort, wo die Eichen und Buchen langsam von Tannen und Kiefern abgelöst wurden. Es wurde immer dunkler, je tiefer ich in den Wald hinein rannte. Irgendwann sah ich gar nichts mehr. Auf einmal blitzte es, und ich sah kurz meine Umgebung: kahle Flächen, zerstörte Landschaft und Feuer. Und direkt vor mir eine riesige Schlucht. Und bevor ich stoppen konnte, fiel ich. Wieder in kompletter Schwärze. Ich schloss die Augen. Ich wollte kein Blut sehen, wenn ich am Boden aufklatschte. Doch auf einmal ließ das merkwürdige Gefühl vom Fallen in meinem Magen nach. Vorsichtig öffnete ich die Augen und sah mich um. Ich schwebte. Im All. Ich sah eine Galaxie. Aber es war nicht die Milchstraße, und auch nicht die Andromeda- Galaxie. Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen. Ich schaute unter mich. Geschätzte 100 Kilometer unter mir war ein Planet. Er musste einmal prächtig gewesen sein, doch jetzt war er nichts anderes als Zerstörung. Ich sah Lava blubbern, Tornados toben und ganze Kontinenten einstürzen. Doch dort... Ein winziger Teil schien noch unversehrt. Ich flog weiter heran. Es war ein Teil unter einen riesigen Glaskuppel. Als ich noch näher flog, erkannte ich, was es war. Es war wie ein Schlag ins Gesicht für mich. Es war unsere Erde. Wie konnte das sein? Es war alles eine riesige Illusion gewesen, dass wir ein eigener Planet seien! Und wenn wir nicht auf passten, würde unsere Erde bald zerstört sein. Ich flog näher, um das Glas zu berühren. Es war so ein Drang... Ich wollte sicher sein. Ich konnte ihn nicht zurück halten. Aber kurz bevor ich die Kuppel berühren konnte, wurde mir wieder schwarz vor Augen. Diesmal fand ich mich auf einem riesigen Kadaverhaufen wieder. Es waren alles tote Tiere. Schweine, Kühe, Hühner und Schafe. Es stank bestialisch, und es war echt unangenehm, all diese toten Körper zu berühren. Ich stand auf, und versuchte, herunter zu klettern. Auch neben dem großen Haufen lagen tote Tiere. Überall flogen Fliegen herum, und Maden und Würmer kamen aus den Kadavern hervor gekrochen. Mir ging auf, dass es die Tiere waren, die ich aß. Und auf einmal wurde auch klar, was das hier alles war. Eine Vision. Sie sollte mich warnen, mur bedeuten, dass ich handeln musste und mir zeigen sollte, was wahrscheinlich bald passieren würde. Und die toten Tiere, waren die Tiere, die ich gegessen und damit indirekt auch ermordet hatte. Ich erblickte in einer Pfütze mein Spiegelbild: Lange Krallen, statt Pupillen Schlitze, spitze Schneidezähne und gruselige Stacheln. Ich war ein Monster! Doch nicht einmal ein Herzschlag nachdem ich das gesehen hatte wurde mir wieder schwarz vor Augen. Dann befand ich mich wieder auf dem normalen Weg und fiel dem Schotter entgegen. Dann knallte ich mit dem Kopf auf den Boden und wurde Ohnmächtig.  

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 31, 2016 ⏰

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