Der Teil in meinem Herzen

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Obwohl mein Kopf aussergewöhnlich böse und gemeine Gedanken hat - ja, manchmal stellt er sich sogar vor, irgendwelchen Leuten die Kehle aufzuschlitzen - bringt mich mein Herz stets dazu, mich wieder zu beruhigen und vernünftig zu sein.

Tief in meinem Inneren tut es mir von Herzen weh, wenn ich solche Gedanken habe. Ich weiss, sie sind falsch.

Ich mag Menschen. Ich verstehe sie nur nicht. Wie auch, ich verstehe mich selber ja auch nicht. Mein Herz versucht jeweils das Beste daraus zu machen. Und wie ich es im letzten Teil schon ein wenig angekündigt habe, macht es das auch. Es lenkt mich ab von bösen Gedanken. Es sieht die schönen Dinge im Leben und versucht diese zu greifen.

Wenn ich böse Gedanken habe, beginnt mein Herz an zu schmunzeln und flüstert: "Komm, geh weiter." Und ich beginne zu lächeln. Manchmal entwischt mir dabei ein leichtes Seufzen.

Ein Seufzen, welches sich in letzter Zeit mehr und mehr erschwert. Leichte Seufzer gab es in letzter Zeit wenige. Nur tiefe Atemzüge, die sich nur mit Mühe ihren Weg aus meiner Brust schaffen, sind zu vernehmen. Dies liegt sehr wahrscheinlich daran, dass sich meine gemeinen Gedanken in letzter Zeit sehr gehäuft haben. Ich kann dafür keine Ursache finden. Es ist nichts Schlimmes geschehen.

Mein Herz flüstert mir zu: "Komm, geh weiter!" aber meine Schritte werden schwerer und schwerer. Früher, da hat mein Herz noch geschrien. Heute vernehme ich nur noch ein leises Flüstern.

Am besten wäre es, mein Kopf aufzusägen, um dann die Gedanken herauszuquetschen. Doch so einfach ist das nicht.

Zum Psychologen geht Mann nicht.

Vor ein paar Tagen war meine Wut auf mich selber so stark, dass ich zusammenbrach und weinte. Ich habe einfach geweint. Ich habe die verzweifelten Rufe meines Herzens nicht mehr wahrgenommen, als ihm keine andere Alternative blieb, als zu weinen.

Heute ist wieder ein schöner Tag. Ein Guter obendrein. Die Sonne scheint und ich hatte heute keine bösen Gedanken bisher. Ich ass schon mit meinem besten Freund zu Mittag und wir haben ein kühles, blondes Bier genossen. Es war einfach schön.

Diese kurzen und raren Zeiten sind die starken Momenten meines Herzens und mitunter ein Grund dafür, weshalb ich hier bleibe.

"Komm, geh weiter!" Nein, ich bleibe. Und ich lächle, weil alles so schön ist, in diesem Moment.

"Komm, geh weiter!" Ich schüttle mein Kopf. Nein, liebes Herz. Es gefällt mir hier!

"Komm, geh weiter!" Mein Herz beginnt an zu nerven.

"Komm, geh weiter!" Auf einmal wird mir bewusst, dass nicht mein Herz mit mir spricht, sondern mein Kopf.

"Komm, geh weiter!" AAAAH VERDAMMTE SCHEISSE, HÖR AUF DAMIT!

Die bösen Gedanken werden lauter und lauter und mein Kopf implodiert beinahe, als ich wieder einmal zusammensacke und - nichts passiert. Ich weine nicht. Ich kann nicht weinen. Alles ist still. In diesem Augenblick fühle ich nichts mehr.

Auf dem Boden kauernd bleibt mir nur eine Frage:

"Mein geliebtes Herz, wo bist du?"

GrauzoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt