Die leise sanfte Stimme die mich immer in den Schlaf gesungen hat und die ich so vermisst habe. Diese blonden lockigen Haare, die meine Finger immer verwuschelten. Dieses Lächeln ,das immer danach kam und das mein Herz immer zum Stillstand brachte.
Es wird nie mehr so sein. Ich werde diesen wundervollen Menschen nie wieder sehen und nie wieder fühlen.
Es war der 30.12.1999 schon seit Monaten bereiteten wir die Silvesterparty vor. Der Alkohol wurde gekauft und die Drogen besorgt. In der Früh schlich ich mich leise aus seinem Haus. Ich strich mir meine Haare glatt und versuchte einigermaßen normal auszusehen. Meine Mutter darf nichts merken, sie weiß zwar ,dass ich einen Freund habe aber nicht wie alt er ist und wo er wohnt. Ich habe ihr erzählt das er in meine Schule geht - die erste Lüge - ich habe ihr erzählt das er 16 ist -die zweite - und ich habe ihr erzählt ,dass er einer der christlichsten Menschen ist , den ich kenne. Nun ja das war nicht gelogen. Er redet ab und zu von Gott und meine Freunde sind nicht gerade gläubig. Aber mehr wusste sie nicht und sie hat auch nie so gewirkt als ob sie mehr wissen wollte. Meine Hände zittern entweder weil ich schon seit 2 Tagen keine Kippe geraucht habe oder weil es echt verdammt kalt ist.
Langsam Schritt für Schritt stapfe ich durch den Schnee. Ich liebe diese Kälte. Es ist schwer für die anderen zu verstehen. Ich liebe es, wenn ich von den kalten in das warme Haus gehe. Es fühlt sich so geborgen an wie eine herzliche Umarmung. Die ich nie von meiner Mutter geschweige denn Vater bekommen habe.
Nur noch fünf Minuten. Noch kurz einen Blick in das Autofenster um zu sehen ob alles passt. Okay es geht, sie wird nichts merken.
Schnell stapfe ich weiter durch den hohen Schnee in den Straßen unserer kleinen Stadt. Eigentlich ist es ein Wunder ,dass keiner etwas von unserer Beziehung weiß. Can, der eigentlich Lucano heißt ist sehr bekannt. Man kennt ihn von seinen Geschichten und seinen wirklich wuscheligen Haaren. Je mehr ich über ihn nachdenke desto glücklicher werde ich, obwohl ich in wenigen Sekunden Zuhause bin. Ich bleibe wie jedes mal einen Moment vor der Tür stehen um noch einmal ein und auszuatmen. Ich muss mich jedes mal konzentrieren damit ich nichts falsches sage oder mache.
Ich greife langsam in meine Tasche und suche den Schlüssel. Ich hasse es, dass ich in großen Taschen nie etwas finde. Naja ich finde eh nie etwas. Gerade als ich ihn gespürt hatte ging die Tür auf. Ich erschrak und sah etwas entsetzt zu unserem Hausmädchen. Ich seufzte und umarmte sie. Sophia ist wie meine beste Freundin, sie besorgt mir immer den "Grünen Tee". Ich glaube man weiß ohne das ich es weiter erkläre was es ist .
"Wo warst du ?"-flüsterte Sophia.
"Du weißt es doch!"-ohne etwas weiteres zusagen rannte ich die Treppen hoch in mein Zimmer und schloss die Tür ab.
Ich schüttete schnell meine Tasche aus um meine Zigaretten zu finden. Gott sei dank. Es sind noch 3 übrig. Can hat mir wieder eine geklaut dieser Arsch !
Wahrscheinlich verdient er so sein Geld. Er klaut von mir die Zigaretten und wenn er genug hat verkauft er sie als eine Kippenschachtel an kleine 11 jährige Kinder.
Die Balkontür auf, die Kippe angezündet.
"The Last Song" von Iggy Azalea so laut wie es ging aufgedreht und langsam versuchte ich mich zu entspannen. Doch dann klopfte es an meiner Tür ich schmiss die halb fertige Zigarette weg, sprühte Deo überall rum, nahm schnell einen Kaugummi und schmiss den Pulli von Lucano in die Ecke. Es klopfte wieder nur diesmal viel lauter und kräftiger.
Ich rannte schnell von der einen Zimmer Ecke in die andere um die Stereoanlage auszumachen und so schnell wie möglich die Tür aufzumachen.
Und dann stand er da, vor mir mit seinen wunderschönen Lächeln , das mir sofort sagte, dass er mich vermisst hatte.
Leo ist sozusagen das Gegenteil von Can, er sieht zwar fast genau so aus, nur das er ein bisschen kleiner ist und nicht so viele Muskeln hat. Aber von seinem Charakter ist er der liebenswürdigste Mensch den ich jemals kennen gelernt habe.
Ich gab ihn schnell einen Kuss und wollte eigentlich gerade zurück in mein Zimmer gehen aber er hielt mich fest umklammert und flüsterte mir ins Ohr :" Hör doch endlich mit dem Rauchen auf das ist nicht gut für dich.."
"Solange ich nur Zigaretten rauche ist doch alles okay..hast du zumindest gesagt."erinnerte ich ihn. Ich rauchte zwar nicht nur Zigaretten aber das brauchte er ja nicht wissen.
Langsam lies er mich los.
Für mich war es schon immer einfach zu Lügen. Schon seit dem ich klein war verschwieg ich meiner Mutter das meine Babysitterin Alkohol von den Keller klaute, ab den Moment hab ich glaub ich auch gemerkt, dass ich meinen Eltern egal bin, weil sie nichtmal diese arrogante immerzu besoffene Babysitterin feuerten nachdem sie mich geschlagen hat und ich dann eine Platzwunde hatte. Nun ja besser schlägt mich die Babysitterin als einer von ihnen haben sie sich wahrscheinlich gedacht.
"Wieso schaust du wieder so, als ob du .. Wie soll ich es sagen .. Ganz woanders bist, bist du nicht froh mich zu sehen?"sagte Leo ruhig während er meine Haare aus dem Gesicht strich.
Ich sah ihn an. Antwortete aber nicht.
"Liebst du mich etwa nicht ?" Seine stimme Klang immer verzweifelter.
"Du weißt das ich dich nicht liebe! Man liebt erst wenn man älter ist so 60 und nicht mehr weiß wie man ohne die Person weiter leben kann und nicht alleine alt sein will.."erklärte ich ihn."Du bist herzlos!"sagte er lachend. "Ich bin realistisch"-verteidigte ich mich. Nun ja ich bin kein romantischer Typ und kein hoffnungsloser Romantiker. Ich fühle einfach nicht die gleichen Gefühle wie er. Bei Can ist das ganz anders, egal was er sagt, egal ob ich nur an ihn denke oder jemand von ihm redet, er macht mich glücklich und das liebe ich an ihm. Aber ich liebe ihn nicht. Aaarghg -
Ich komm selber nicht mehr -
Meine Gedanken verwirren mich -
Okay beruhig dich.
"Leo kannst du bitte gehen, ich brauche ein bisschen Zeit um .. äh mein Silvesteroutfit ....,du weißt schon !" babbelte ich.
"Ja ja ich weiß schon!"- er lächelte und gab mir einen Kuss und ging
"Schließ die Tür bitte wenn du raus gehst!"rief ich ihn hinterher.
"Komm schon !!"
"Ich weiß das du mich hörst!"
"Arschloch!!'
Schnell trampelte ich zu meiner Zimmertür und haute sie mit einem Knall zu. Leo ist echt anders, aber ich bin mir nie sicher ob dieses anders gut oder schlecht ist. Schnell lief ich zum Spiegel um zu schauen wie ich die ganze Zeit aussah als er da war.
Meine langen schwarzen Haare standen von meinem Kopf ab.
Okay das geht noch.
Mein Mascara ist nur ein bisschen verschmiert so schlimm ist das auch nicht. Und der eine Pickel auf meinen hässlichen Hamsterbacken hat er bestimmt nicht gesehen.
Wieso belüg ich mich eigentlich noch selbst, das einzige was ich an mir mag .. das ist .. das sind meine Augen! Redete ich mir entschlossen ein!
Nein ich bin nicht hässlich , ich bin einfach nicht zufrieden, wieso sollte ich auch. Ich bin scheisse. Ich rauche, kiffe und trinke Alkohol. Ich werde wahrscheinlich mit 20 so aussehen wie 50. Aber das macht mir ja nichts aus ich freue mich ja jetzt auch wenn ich älter geschätzt werde.

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Green Tea
Teen FictionFür Lulu und ihre Freunde waren Drogen und Alkohol Alltag , sie hatten immer Glück und wurden nie erwischt ,bis zu dem einem an dem sich alles änderte und ihr Leben nicht mehr so sein würde wie es einmal war ..