Tag Eins in der Hölle. Vorhölle. Vor-Vor-Hölle. Ich weiß nicht genau, wie ich diesen Ort hier nennen soll. Wie sonst auch ist Anna natürlich begeistert von der Vorstellung, neue Leute kennen zu lernen und neue Freunde zu finden. Meine kleine Schwester findet alles aufregend, was neu ist. Ihr machen die vielen Umzüge auch nichts aus, obwohl sie jedes Recht hätte, mich deswegen zu hassen. Immerhin bin ich immer die Schuldige. Meinetwegen verlassen wir so oft unsere Häuser, unser Zuhause. Dreizehn Mal in den vergangenen zehn Jahren. Anna kennt das nicht anders, ich schon. Und ich vermisse ein normales Zuhause, das wir nicht alle Nase lang verlassen müssen.
»Ich bin schon so aufgeregt!«, ruft Anna neben mir auf der Rückbank und rutscht unruhig hin und her.
Ich bleibe still. Beobachte die vorbeiziehenden Häuser und die gepflegten Vorgärten. Dieses Mal hat man uns in eine echte Vorstadt verschleppt, mit perfekten Familien und perfekten Kindern und perfekten Gehwegen, die um 21 Uhr hochgeklappt werden. Nicht dass ich so eine feierwütige Teenagerin bin. Aber es ist langweilig, nicht einmal in den Nachrichten etwas Spannung zu finden.
Und dann kommt die wahre Vor-Hölle in Sichtweite. Das große beige Gebäude, auf dem in großen Buchstaben »Guardian High School« steht. Denn was könnte passender in der Hölle sein, als eine Schule?
Anna springt schon aus dem Wagen, obwohl er noch nicht einmal angehalten hat. So typisch für sie. Wenn sie mich nicht hätte, wäre sie vermutlich schon tausendmal die Treppe hinuntergefallen und tödlich verunglückt. Oder hätte eine Gabel in den Toaster gesteckt. Oder zugestimmt mit diesem leidlichen Kerl durchzubrennen, den wir in unserer letzten Heimat kennengelernt haben. Hans war sein Name. Grusliger Kerl, mit Millionen Brüdern. Mich schüttelt es heute noch, wenn ich an ihn denke.
»Du solltest aussteigen, Elsa«, werde ich in die Gegenwart zurückgeholt und seufzend löse ich meinen Gurt. »Ich wünsche dir einen schönen Tag.«
Den ich nicht haben kann.
DU LIEST GERADE
The past is so behind me
Fiksi Penggemar»Du ...«, sagt sie, doch mehr als ein Hauchen ist es nicht. Da fällt mir auf, dass der Boden unter ihr eingefroren ist. Richtig eingefroren, mit einem Bild aus Eiskristallen. Sie zittert offensichtlich und will sich von mir abwenden. Aber ich lass...
