Wiedersehen

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Es ist erstaunlich wie schnell Freundschafften entstehen, ebenso wie schnell sie brechen können. Oder wie schnell ein geliebter Mensch sterben kann. Einfach so, lautlos, schnell, langsam, qualvoll oder nicht.

Im Endeffekt gehen sie alle.  Dann bleibt man zurück, mit Tränen in den Augen oder mit einem Lachen, um die Trauer zu überspielen, die einen innerlich zerfrisst.

Ebenso ist es erstaunlich wie schnell ein Körper nur noch eine leere Hülle sein kann die einst einmal mit Leben gefüllt war.

Die meisten atmen, leben aber nicht. Lola war ganz anders. Sie war so erfüllt mit leben, dass während man selber nicht mehr konnte, praktisch ihre Energie und Lust am Leben auf einen abfärbte. Jetzt bräuchte ich diese magisch abfärbende Kraft von meiner Lola.

Wie in Dauerschleife huschen mir Bilder von ihr durch den Kopf. Lange und glänzend dunkelbraune Haare. Zartblasse Haut.  Ein schmales Gesicht mit markanten Wagenknochen -gerade so markant, dass sie noch weiblich aussah- und leicht roten Backen. Ihre Lippen hatten diesen rosigen Glanz, der an einen Frühlingsspaziergang erinnerte.

Aufregend! Ja, dass ist wahrscheinlich das Wort, welches am besten zu ihr passt. Passte. Nun ist sie leichenblass, kalt und tot.

Sie trug immer einen Anhänger, es war der Kopf eins Wolfes. Silbern mit blauen Augen. Sie war besonders, trug nicht unzählige Schichten an MakeUp auf, wie die anderen Mädchen in ihrem Alter oder meinte einen nach dem anderen aufreißen zu müssen, wie es heutzutage so üblich ist.

Der Gedanke, dass sie nun in einer Holzkiste unter der Erde liegt und langsam von Kleinstelebewesen zersetzt wird, zerreißt mich von innen. Aber ich denke lieber an die schönen Sachen, welche wir gemeinsam erlebt haben. Wie der gemeinsame Ausflug nach Paris im letzten Sommer oder die vielen Feste. Es war der Tag ihrer Beerdigung. Meine Mom ging schon rein, ich wollte mich noch etwas vor das Haus setzen.

Von der Treppenstufe unseres Hauses, sehe ich direkt ihr Haus, weiße wände und blaue Fenster, lila Gardinen und davor ein Kirschbaum. Nach einer Weile stehe ich auf und gehe zurück ins Haus und mache eine Kanne Tee.

Seit einer Stunde sitze ich auf meinem Fensterbrett, die Thermokanne, liegt in meinem Schoß. Sie
Hält mich warm und duftet nach Pfefferminz. Der Rosenstrauch unten im Garten zieht all meine Aufmerksamkeit auf sich. Damals, am ersten Tag unserer Beziehung steckten wir eine rote Rose in die Erde. Sie muss wohl Wurzeln geschlagen haben und zu einem Strauch geworden sein, -nach zwei Jahren ist das auch nicht schwer.
Er ist schön, die Blüten sind so rot wie Blut. Und so rund wie ein Nickel.

Wahrscheinlich habe ich gerade eben Augenringe und zerzauste Haare, spröde Lippen und außerdem trage ich eine Jogginghose und Pullover.

Mit einem Knopfdruck checke ich die Uhrzeit.
22:55 Uhr, dass bedeutet wohl Schlafenszeit. Die Tür zum Bad ist angelehnt und dunkel, biss ich sie öffne und das Licht anschalte, ich dachte ich hätte etwas gesehen, -es ist so hell hier, dass ich sofort die Augen zukneife. Dann gewöhnten sich meine Augen an die Helligkeit und öffneten sich aber hier ist nicht. Wahrscheinlich nur Einbildung. Am Waschbecken putzte ich Zähne und reinigte mein Gesicht. Später ging ich runter

»Gute Nacht Mom«, verabschiede ich mich von meiner Mom.
»Gute Nacht Baby.«

Meine Mom ist eine flippige und coole junge Frau. Man sieht sie kaum ohne einen Kaugummi im Mund. Sie arbeitet in einem Büro aber sie ist ebenso Hobbywahrsagerin -ihre Spezialität sind Teeblätter oder aus Händfalten zu lesen.

Müde und erschöpft trotte ich in mein Zimmer und legte mich in meib Bett.

Es gibt fast nichts besseres als wenn dein Bett frisch bezogen ist und man nach einem anspruchsvollem und harten Tag in seinem Bett liegt. Meine lieblings Bettwäsche umhüllt Kissen und Decke, -Sie ist dünn, leicht und angenehm auf der Haut.
Ich schalte meine Nachttischlampe an und stecke mein Handy ans Kabel.
Dann setze ich mich ans Bett atme tief ein und schlage die Hände über den Kopf.

»Gute Nacht Lola«, ich weiß das sie tot ist aber so wirkt das ganze nicht so real.

»Gute Nacht Tom.«

Zuerst dachte ich, dass ich mir das nur einbilde aber als ich hochsah erkannte ich Lolas unverkennbares Gesicht.

Ich zuckte zusammen, als der Wecker klingelte. Es war bloß ein mieser Traum. Seelisch am Ende, hielt ich mir die hände an den Kopf und versuchte nicht zu weinen.
Eine Weile verharrte ich so im Bett.

Als ich die Decke wegschob hörte ich wie etwas auf den Boden fiel.
Es war der selbe Anhänger wie der von Lola.

Langsam plagten mich Zweifel ob, dass wirklich ein Traum war oder ob da mehr dahinter steckt. Ich legte ihn in die Schublade meines Nachttisches und zerbrach mir den Kopf darüber, ob sie ihn bei mir vergessen hatte. Mit dem Zumachen der Schublade verbannte ich diese Gedanken und machte mich für die schule fertig.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 03, 2016 ⏰

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