„Meinst du, du benötigst eine Aufstiegshilfe oder bist du gelenkig genug?" Ich ignorierte seine provokante Frage und schwang mich aufs Pferd. „Eine wahre Glanzleistung.", ertönte es von links wo er stand und er pfiff anerkennend. „Ich kann es halt.", gab ich zurück. Das entlockte ihm erneut ein anerkennendes Pfeifen. So ein Idiot, seufzte ich.
„Sitze ich richtig?" „Ja alles gut. Du kannst dich bei der kleinen Schlaufe vorne festhalten, aber wir laufen nun eh nur Schritt." Ich nickte.
Cooper setzte sich in Bewegung und Celia folgte ihm. Ich spürte den Rhythmus von Celias Muskeln. Sie bewegt sich anmutig und irgendwie auch sehr leicht. Sie federt stark in ihrem Schritt und dennoch ist es sehr bequem. Ich genieße diesen Moment.
Plötzlich ein stechender Schmerz. Alles geschieht in Zeitlupe. Ich packe mir an die Hüfte, drücke dagegen, ziehe Scharf die Luft ein und mir wird schwarz vor Augen. Das letzte was ich wahrnehme, sind die schwarzen Augen von Celia. Diese schwarzen Augen, die mich förmlich verschlingen. Die schwarze Schönheit umhüllt mich.„Amelia bitte wach auf. Amelia.", sagt jemand dringlicher. „Noch 5 Minuten bitte..", murmele ich und möchte mich auf die Seite legen, aber ich kann nicht. Sofort bin ich hell wach und reize die Augen auf. Zwei grüne Augen blicken mich voller Sorge an. Cooper, schießt es mir durch den Kopf. Was war passiert?
Langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Mein Blick wich weiter und nun sah ich Celia an, die neben mir stand und mich mit schrägen Kopf betrachtete. Ich lag also noch im freien, aber warum konnte ich mich nicht drehen?
Mein Blick wanderte an mir hinab und da erkannte ich es. Cooper hatte meine Beine zwischen seinen eingeklemmt. „Darf ich aufstehen?", kam es etwas genervter als beabsichtigt von mir. Er wich sofort von mir weg. „Geht es dir gut?", wollte er von mir wissen. „Ja Cooper es geht mir gut.", brachte ich erneut mit genervten Ton heraus.
Ich richtete mich auf und klopfte den Staub von meiner Kleidung. Erst jetzt sah ich, dass Cooper seine schwarze Lederjacke unter meinen Kopf gelegt hatte. Die arme Jacke..„Was war das gerade Amelia?" „Ist das wichtig?" Mein genervter Unterton blieb leider bestehen, wie ich feststellte. „Du bist fast vom Pferd gefallen! Es hätte sonst etwas passieren können. Also was war das gerade eben?", fragte er zum zweiten Mal, aber mit viel stärkerer Stimme und einen ernsten Unterton. Ich schluckte den leichten Zorn in mir hinunter und hoffte, dass der genervte Unterton endlich wieder unter Kontrolle war. Erst als ich spürte, dass der Zorn wich, öffnete ich den Mund und gab meine Antwort bekannt: „Es könnte sein, dass ich Krebs habe. Das ist das was Dr. Colanus momentan bei mir untersucht und das worüber ich mit niemanden bisher geredet habe und nein komm mir nicht mit diesen Mitfühlenden Blick Cooper! Das Thema ist einfach hiermit abgeharkt okay, okay?!"
Ich wartete keine Reaktion von ihm weiterhin ab, sondern ging zu Celia und schwang mich erneut hoch. „Meinst du...", fing er an aber ich brachte ihn mit einer einzelnen Handbewegung zum Schweigen. „Ich bin Sportlerin Cooper und nichts auf der Welt wird mich davon abhalten. Wir wollten einen schönen Moment erleben oder etwa nicht? Also lass uns das jetzt einfach vergessen und weiter machen.", beendete ich meine Aussage, die von meiner Befehlsstimme erfüllt war.
Ich konnte seiner Mine ansehen wie er mit sich kämpfte. Ich wusste, dass er sich große Sorgen um mich machte und dass er die neue Information erst einmal verarbeiten wollte, aber vor allem wusste ich, dass er mich auch niemals von etwas abhalten würde was ich möchte. Ich bekam Schuldgefühle. Ich hatte ihn in diese Situation gebracht, ich ganz alleine.
Was hatte ich nur getan?
Ohne zu zögern schwang ich mich von Celia runter und landete neben Cooper. Dieser blickte mich verwundert an. Auch jetzt sah ich den Kampf in seinen Augen.
Warum habe ich diesem Mann meine Last mit aufgelegt? Hätte ich nicht einmal den Mund halten können?
„Ich bekomme ab und an einen Schmerz in der Hüfte, mal stärker, mal schwächer."
‚Sei still Amelia.. Hör doch auf ihn weiter zu quälen', ermahnte mich meine innere Stimme, aber ich konnte nicht.. Ich konnte einfach nicht mehr schweigen.
„Bei 2 Fällen bin ich nun sogar Ohnmächtig geworden, aber Doktor Colanus untersucht genau das bereits, Cooper. Was soll ich nun deiner Meinung nach machen? Soll ich aufhören Sport zu treiben, meine Hüfte nicht mehr belasten? Ich möchte so etwas nicht machen. Ich liebe meinen Sport. Ohne den Sport und ohne dich hätte ich doch niemals den Tod meiner Mutter überstanden.." Meine Stimme brach ab als die Tränen über meine Wangen liefen bzw. flossen.
Coopers Blick wurde sofort weicher und er umarmte mich. „Sie fehlt mir so Cooper..", platze ich heraus. „Ich weiß Süße, ich weiß..", flüsterte er mir ins Ohr und strich mir tröstend über den Rücken. Er wollte damit die Tränen lindern, aber er verstärkte sie nur.
So verstrich die Zeit. Irgendwann hörten endlich die Tränen auf, aber er ließ mich noch nicht sofort los und ich war sehr dankbar dafür.
Nach einer ganzen Weile, durchbrach er die Stille: „Ich mache mir nur Sorgen. Was ist, wenn du alleine bist und etwas geschieht?" Ich musste schlucken. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Aber das würde bedeuten, ich dürfte nicht mehr alleine Auto fahren, nicht mehr alleine überhaupt irgendetwas machen. Der Gedanke kotzte mich an.
„Das Risiko gehe ich ein.", erwiderte ich entschlossen. Und da war der Moment wo Cooper und ich uns ein Battle im ‚Wer-guckt-zu-erst-weg' lieferten. Das Problem war nur, dass wir beide ziemliche Sturköpfe bei so etwas sein konnten.
Der genervte Seufzer von Cooper gab mich als Siegerin bekannt und innerlich sprang ich einen Salto, aber äußerlich blickte ich ihn ruhig an. Ich hatte gewonnen und damit war das Thema wenigstens etwas abgeharkt.
Cooper seufzte erneut, aber lächelte mich dann nervös an. „Na gut, magst du erneut auf Celia reiten, aber dieses Mal schneller?" „Ja bitte!" Meine Miene hellte sich sofort auf.
„Gut dann schwing dich mal hoch.", gab er fröhlich von sich fügte dann noch schnell hinzu: „Aber danach steigst du bitte aus den Steigbügeln und rutschst so weit nach vorne wie es nur geht." Ich zog zwar fragend eine Augenbraue hoch, aber ich wollte ihn nun nicht dazu bringen seinen Vorschlag erneut zu überdenken. Also stieg ich erneut in den Steigbügel und schwang mich hoch. Auf dem Pferd versuchte ich so weit nach vorne wie möglich zu rutschen und nahm dann meine Füße aus den Steigbügeln. Ohne Vorwarnung schwang Cooper sich auch hoch auf Celia. „Hält sie das überhaupt aus?", entfuhr es mir vor Schreck. Da so wenig Platz war, saß Cooper sehr nah an mir und mein Rücken war förmlich an seine Brust geschmiegt. Daher spürte ich sein Lachen auf meine Frage ehe ich es auch hörte.
„Keine Sorge. Sie hält uns beide auf jeden Fall aus. Aber damit du dir keine Sorgen machst, wir machen auch nicht lange. Okay?" „Ja ist in Ordnung.", ließ ich von mir verlauten.
„Gut dann halt dich hier vorne an der Schlaufe gut fest und keine Angst, meine Arme schränken dich ein und ach ja, du kannst deine Füße wieder in die Steigbügel stellen. Versuch bitte da Gewicht auf deinen Ballen zu lagern und drück die Verse runter. Das klingt viel, aber es gibt dir einen besseren Halt." So viel... Ich lächelte und versuchte dann alles umzusetzen. Nach einem prüfenden Blick von Cooper, entspannte ich mich als er die Zügel aufnahm. Also war er zufrieden.
Coopers Arme umschlossen mich förmlich, aber ich fühlte mich sicher und geborgen.
Celia setzte sich in Bewegung und mein Herzschlag wurde schneller. Ich konnte jeden seiner Atemzüge spüren. Dann war es soweit, er schnalzte und Celia erhöhte ihr Tempo.
Ich versuchte mein Gewicht in den Steigbügeln zu behalten, aber es war gar nicht so einfach. Ohne Coopers Arme, wäre ich vermutlich auch schon nicht mehr auf Celias Rücken.
Das höhere Tempo gefiel mir und dann schnalzte Cooper sogar noch einmal und er rief begeistert: „Jetzt reiten wir Galopp!" Ich konnte seiner Stimme anhören wie befreit er war und wie glücklich. Vielleicht sollte ich auch mit dem reiten beginnen? Cooper meinte ja, dass es nie zu spät ist mit dem reiten zu beginnen. Erst jetzt fiel mir diese Zweideutigkeit auf... Amelia weg mit den Gedanken! Cooper hatte es nur gut gemeint ohne jeglichen weiteren bösen Gedanken.
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Im Zeichen des Krebs
De TodoAmelia ist eine junge Studentin, die ihr Leben liebt. Ihre große Leidenschaft ist der Sport und diesen führt sie neben ihrem Studium auch aus. Sie ist erfolgreich im allem was sie angeht. Doch auch ein starker Schicksalschlag erfasste Amelia. Sie v...